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Thread: Slawenlegende (Exposing Pan-Slavic lies)

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    Default Slawenlegende (Exposing Pan-Slavic lies)

    Slawenlegende by Lothar Greil

    VORWORT ZUR 2. AUFLAGE

    Der bekannte englische Historiker und Geschichtsphilosoph Arnold Joseph Toynbee faßte die desolat-mangelhafte Geschichtsbildung unserer Epoche in den Worten zusammen: „Unsere geschichtliche Schau gleicht dem Gesichtsfeld, wie es etwa ein Pferd zwischen seinen Scheuklappen oder ein U-Boot-Kommandant beim Blick durch sein Periskop vor sich hat." Diese richtige und in ihren Konsequenzen unheilvolle Feststellung bedarf lediglich einer Ergänzung: von derart eingeengter, somit jeglicher Wunsch- und Zielvorstellung geöffneter Betrachtungsweise der Geschichte schlechthin reicht nur ein kleiner Schritt zu ihrer Manipulation. So gesehen, werden --- im Gefolge daraus entstandener Pseudogrundlagen - die Werkzeuge auf Lügen und Fälschungen basierender Machtpolitik demjenigen in die Hände manövriert: der sie mangels eigener historisch fundierter Substanz bedenkenlos zur Durchsetzung seiner hintergründigen Absichten einsetzen kann.

    Wir sind heute Zeugen dieser Politik, die sich die geballten Kräfte des europäischen Ostens, mit der vom Russentum bestimmten Sowjetunion als Vorreiter, zu eigen und nutzbar gemacht haben, deren Wurzeln tatsächlich in ferne Zeiten zurückzuverfolgen sind. Als Werkzeug stellt sich der vor über 100 Jahren aus der Retorte raffinierter Geschichtsalchimisten geborene sogenannte Panslawismus dar. Die ungeheuerlichen Auswirkungen dieser in die weltumstürzende Praxis verwandelten Theorie unerbittlicher, aggressiv bestimmter Expansion durch „das Slawentum" aller Spielarten sind evident. Das menschenmögliche dazu trugen und tragen unwissende Historiker, teils „von Rang und Namen", und in deren Gefolge dilettantische oder bestochene Politiker des Westens bei.

    Am Taufbecken des gigantischen Völkerbetruges und am voll entfalteten Reifeprozeß der daraus entwachsenen weltbedrohenden Tragödie standen und eiferten - sozusagen als Geburtshelfer, Ziehväter und Wegbereiter explosiver panslawistischer Energieentladung -- Bluts- und Artverwandte der "Slawen": philanthropische Schwarmgeister, phantasierende Philosophen, in "Scheuklappensicht" historisierende Geschichten- und Märchenerzähler und kosmopolitisierende Intellektuelle --deutscher Zunge!

    Seit etwa 170 Jahren webten - und knüpfen bis auf den heutigen Tag -- an dem Netz der Lüge mit größter Vehemenz, die einer besseren Sache wert wäre, vor allem deutschsprachige „Slawen"-Begünstiger (Slawophile). Ob dieses seltsame Treiben sträflich-fahrlässig, bewußt und absichtsvoll oder aber durch gekaufte Kreaturen vor sich geht, ist unerheblich. Tatsache bleibt, daß diese Spezies geistiger Hilfsarbeiter genau nach dem deprimierenden Fazit Bismarcks handelt, wonach so manchen Deutschen seit eh und je daran gelegen ist, in erster Linie die Belange fremder Nationen (er meinte damals aus besonderem Anlaß: "der polnischen"!) anstatt die vitalen Interessen des eigenen Volkes zu verfechten. Niemand also sollte darüber erstaunt sein, daß dienstbeflissene Hilfestellung deutscherseits die Agitatoren des Panslawismus geradezu animiert, mit der Anvisierung immer weiter gesteckter Ziele das deutsche Volk --- und mit ihm auch Rest-Europa -- in die Enge zu treiben.

    Begünstigt --- oder besser noch: ausgelöst -- wurde dieser in der Weltgeschichte einmalige Vorgang allerdings von einer schon im Mittelalter durch klerikale Reichsfeinde ins Werk gesetzten „Vorprogrammierung". Systematisch experimentierte und operierte man schon vor 900 Jahren im Zuge der Ostchristianisierung byzantinischer, vor allem aber vatikan-römischer Provenienz mit dem mönchslateinischen Wortbegriff "sclavi" - daraus erst sehr viel später der Sprach-Homunkulus „Slawen" -, um diesen dem noch aus der Antike stammenden und im ganzen zisuralischen Ostraum ortsansässigen indogermanischen Vielvölkerbrei der Iranier, Skythen, Sarmaten, Nord- und Ostgermanen sowie (in Nordrußland) der Ugro-Finnen als gegen die mitteleuropäische Ordnungsmacht Deutsches Reich gerichtetes Unterscheidungs-Siegel aufzudrücken. Die Resultate derartiger Machinationen vermag man unschwer aus dem „sprungweisen Vorarbeiten" der aus einst deklassierten germanischen und anderen arischen Völkerschaften "kunstvoll" geschmiedeten "großen slawischen Nation" gegen den verblüfften Westen abzulesen. Das Rätseln, ob es sich bei den willigen Helfershelfern hierzulande um eigensüchtige Herostraten oder um "altruistische" Schreibtischagenten handelt, dürfte auch hier ein müßiges Unterfangen sein.

    So hat es -- um nur eines von hunderten makabrer Beispiele, und das aus jüngster Zeit, zu nennen -- vor wenigen Jahren erst der bundesdeutsche Historiker (und „Neu-Slawophile") Percy Ernst Schramm in einer seiner Schriften fertiggebracht, den großartigen Lehrer und Berater Kaiser Ottos III. (983-1002), den fränkischen Erzbischof Gerbert von Reims (etwa 945---1003), in unzulässiger, aber umso arroganterer Manier zu „korrigieren". Gerbert, der den unberechtigten Ansprüchen des Kaisers von Byzanz (Ostrom) auf die römische Kaiserkrone seines jungen Herrn Otto mit aller Schärfe entgegentrat, tat dies u. a. mit folgender überlieferter, schriftlicher Formulierung: „Kräfte spendet das früchtereiche Italien, das männerreiche Gallien und Germanien, und nicht fehlen uns die tapferen Reiche der Skythen . . ." Textergänzend setzt Schramm in Klammern hinter Skythen: (d. h. Slawen)! So macht man das. Rudolf Pörtner schildert Gerbert (den späteren deutschgesinnten Papst Silvester II.) in einem seiner neuesten Werke „Das Römerreich der Deutschen" u. a. wie folgt: „Gerbert war der größte Gelehrte seiner Zeit, ... und ein seltsamer Fremdling auf der Bühne des ausgehenden 10. Jahrhunderts: ein geistreicher, zuchtvoller und rationaler Kopf, dem Plato und Cicero mehr bedeuteten als die Verheißungen der Bibel oder die eruptiven Schriften der Kirchenväter." Und während man im „Großen Brockhaus" (Ausg. 1956) nachlesen kann, Gerbert „war einer der größten Gelehrten seiner Zeit, seine Kenntnisse auf dem Gebiet der Naturwissenschaft und Mathematik brachten ihm den Ruf des Zauberers ein", lastet Prof. Schramm 1000 Jahre später und posthum dem wissendsten Mann seiner Zeit an, statt „der Slawen" der dort bestehenden Skythenreiche Erwähnung getan zu haben.

    Dies ist nur ein, dafür aber besonders typischer Fall, mit welcher Impertinenz deutsche „Historiker" die überlieferte -- und auch bewiesene - Geschichte zugunsten fremder Interessen umzumodeln, d. h. zu verfälschen wagen. Bischof und Kanzler Gerbert, „der größte Gelehrte seiner Zeit", aber wußte natürlich genau, was er sagte und schrieb: die von ihm zitierten Skythenvölker bewohnten damals ganz Süd- und Mittelrußland, „Slawen" aber existierten „noch" lange nicht. Sonst hätte der korrekte Wissenschaftler d i e s e genannt.

    Wer aber waren nun "die Slawen", ein Volk, dessen "Hauptstamm" noch nicht einmal mit eigenem Namen aufwarten konnte, oder eine zielgerichtete kirchenpolitische Manipulation?

    Woher kamen "die Polen", waren sie als "slawischer" Volksstamm plötzlich aus der Versenkung aufgetaucht oder stellen auch sie das Produkt einer wohlberechneten - klerikalen - Kunstschöpfung (des 13. Jahrhunderts) dar? Und wer eigentlich bewohnte das böhmisch-mährische Becken, waren und sind es Germanen bis auf den heutigen Tag oder etwa "Tschechen", denen man nach jahrhundertelanger Vor- und jahrzehntelanger Präzisionsarbeit diese konstruierte Bezeichnung als geistig-politische Trennmauer zum Deutschtum aufgezwungen hat? Waren "die Wenden" der Mark Brandenburg sowie anderer mittel- und norddeutscher Gebiete einst etwa "Slawen" gewesen oder nicht vielmehr heidnisch gebliebene, erst später zwangschristianisierte Germanen? Was spielten die Bulgaren für eine Rolle, auf welche Weise traten Serben und Kroaten ins Licht der Geschichte?

    Als Hebel für die Zangengeburt der „slawischen Nationen" fungierte das Phänomen der sogenannten "Glagolica", der glagolitischen Kunst- und Geheimsprache. Dieses mit peinlicher Akribie ausgeklügelten Gebildes bedienten sich dazu bestimmte und berufene Kleriker des Mittelalters im höheren Auftrag der Romkirche: die überwiegend germanisch-blütigen Menschenmassen des Ostraumes sollten mit anderen Zungen reden lernen, ihre Brudervölker in Mitteleuropa nicht mehr verstehen können, ihnen sich somit bis zur Eifersucht, Rivalität und offenen Feindschaft entfremden! Auf diese Weise glaubte man, das Reich der Deutschen nun auch von Osten her in sicheren Griff zu bekommen. Wann und wie kam es zur Aufpfropfung dieser Glagolica, eines wahrhaft satanischen "Kontra-Esperanto"?


    Und eine Kardinalfrage: Bildeten die deutschen Ostgebiete einschließlich Danzig, Westpreußen, Posen/Wartheland und weitere Landstriche östlich und südlich davon - dazu die nördliche Balkanregion - in ihrer Frühzeit derartige Vakuen, daß sich "die Slawen" vom sogenannten "Karpatenhorst", ihrem "Urwohnsitz" (wie einige "Wissenschaftler" allen Ernstes behaupten), in die „menschenleeren Wüsteneien" - sich lawinenartig vermehrend - ergießen konnten, dabei auch gleich fein säuberlich in "Ost-, Nord-, West- und Südslawen" zerlegt? Oder waren Ost- und Balkanraum nach wie vor von germanischen, keltischen, illyrischen und anderen verwandten Stämmen dichtbesiedelt geblieben, wobei es dann im Zuge der „großen slawischen Landnahme" unweigerlich zu Vernichtungskriegen ungeahnten Ausmaßes hätte kommen müssen, aus denen "die Slawen" als Sieger hervorgingen - worüber aber weder Archäologie noch Historie etwas zu berichten wissen? Woher kommt es, daß es in der Tat gar keinen „slawischen Typ" gibt und geben kann?


    In der vorliegenden brillant abgefaßten Dokumentation beantwortet der Verfasser nicht nur diese und zahlreiche andere entscheidenden Fragen, sondern erklärt auch, wer eigentlich „wir Deutschen" sind, wie das Deutschtum in Europas Mitte entstehen konnte, welche grundlegenden Gemeinsamkeiten infolge kontinentaler Mischungsstrukturen zwischen allen Völkern Europas, besonders in dessen Osten und Südosten, es zum Kern einer großen Schicksalsgemeinschaft werden ließen.


    Die prägnanten Aussagen dieses Buches tragen ganz wesentlich zur endgültigen Aufhellung und Richtigstellung der Völkergeschichte Europas bei, indem sie unter Verwendung unwiderlegbaren Quellenmaterials, durch Anhäufung historisch exakt bewiesener Fakten und wichtiger Zitate, schließlich aber mit der Argumentationskraft des unbestechlichen (und unbestochenen) Forschers, des unbeeinflußten (und unbeeinflußbaren) Historikers die Schleier der Unwahrhaftigkeit, Fälschung und Geschichtsklitterung, die über lange Jahrhunderte von „interessierten" Hintergrundkreisen und ihren Vollzugsorganen in Politik, verweltlichter Kirche, bestellter Geschichtsschreibung und „Forschung" über die Völker des Großraums Europa gesenkt wurden, zerreißen. Der trügerische Verputz gelenkter "orthodoxer Historienmalerei" wird entfernt und damit das wahre Bild des europäischen Geschichtsgebäudes freigelegt. Mit einer kalkulierten Legendenbildung und -pflege wird hier endlich Schluß gemacht.

    Das unter Anlegung eines souveränen geistigen Maßstabes geschriebene Geschichtswerk mit seiner das Gesichtsfeld des Interessierten weitenden Schau möge nun dazu beitragen, nicht nur im deutschen Volks- und Lebensraum anhand unumstößlicher Tatsachen die durcheinander geratenen und festgefahrenen Fronten zu klären, sondern auch den Weg freizukämpfen für die Auffindung und Nutzbarmachung historisch geprägter Artverwandtschaft der um die Wahrheit ihrer Vergangenheit betrogenen Menschen dieses Erdteils. Nicht zuletzt aber zum Wohle der über zahlreiche Generationen hinweg falschinformierten Völker Europas, vornehmlich derjenigen des großen germanisch-indoarischen Ostraumes. Vor den unausbleiblichen Folgen der Fortdauer einer tragischen Fehlentwicklung der Geschichte, der zu durchsichtigen Zwecken - mittels infamer Manipulierungen - künstlich erst „Probleme" oktroyiert wurden, eindringlich zu warnen, darf als Hauptaufgabe dieser bedeutenden Schrift .



    Guntram F. Döllnitz

    - SLAWENLEGENDE -
    Die Deutschen Opfer einer irrigen Geschichtsbetrachtung
    von
    Lothar Greil

    Einleitung

    (Seite 7-11)


    Im Oktober 1917 eröffnete eine entschlossene politische Minderheit von nicht mehr als 23 600 Mitgliedern der bolschewistischen Fraktion - Partei der Bolschewiki („Maximalisten") gegen die Massenmehrheit von 160 Millionen Menschen des russischen Imperiums die blutigste Revolution der Geschichte. Unter ihren Führern Lenin (recte Uljanow), Trotzki (recte Bronstein), Dserschinskij, Litwinow (recte Finkelstein), Lunatscharskij, Kamenew (recte Rosenfeld) und Sinowjew (recte Apfelbaum) erzwang sie in einem grausamen Bürgerkrieg und nach Liquidierung von 18 Millionen „Klassenfeinden" die Diktatur über die gewaltsam proletarisierten Massen der brutal entmündigten Völker des Ostens.

    Kaum im Sattel, griffen die sowjetischen Taktiker auf panslawistische Parolen zurück, um ihrer im Zeichen der „Weltrevolütion" betriebenen Expansion nach Westen Inhalt und Stoßkraft zu verleihen. Heute steht die Sowjetmacht als Trägerin einer „slawischen Revision" 50 Kilometer vor Hamburg, an der Elbe, in Thüringen, Böhmen, vor den Toren Wiens und - jenseits 150 Kilometer vor den Dardanellen. Ihre Erfüllungsgehilfen im Westen sind eifrig bemüht, die Anerkennung der erreichten ,.slawischen Grenzen" durchzusetzen und den bolschewistischpanslawistischen Aggressoren die restliche Erfüllung der einst von den Mongolen-Chanen der Goldenen Horde genährten und seit 300 Jahren von allen moskowitischen Nachfolgern der Beherrscher des „russischen Uluss" konsequent gehegten Wunschträume zu versprechen.


    Den Verfechtern der kommunistisch-panslawistischen okkupationspolitik und ihren Kollaborateuren dienen vor allem die groben Irrtümer der bisherigen Geschichtsschreibung als dogmatisch bestimmende Argumentations- und Propagandagrundlage. Um die geforderte Anerkennung der Oder-Neiße-Demarkationslinie als künftige deutsch-polnische „Friedensgrenze" durchsetzen zu können und die „Rechtmäßigkeit" des Raubes deutscher Volksgebiete - darunter auch das Hultschiner Ländchen, das Sudeten- und Egerland, der Böhmerwald, DeutschMähren, die Nordteile Ober- und Niederösterreichs, die Untersteiermark und Unterkärnten - in ihrer Glaubhaftmachung theoretisch zu untermauern, betreiben tschechische, polnische und deutsche (!) Wissenschaftler - hochbesoldet und von den Machtträgern des Ostblocks großzügig unterstützt - eine unermüdliche „Forschungsarbeit", deren Ergebnisse sich in der Literatur ihrer jeweils zuständigen „Akademie der Wissenschaften" niederschlagen, außerhalb des sowjetischen Kolonialreiches unkritisch und zum Teil wohlwollend aufgenommen werden und grob vereinfachend in „Aufklärungsschriften" aller Art zusammengefaßt die an Zahl ständig zunehmende, in allen Bereichen des öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens unheilvoll dominierende Schicht der Halbgebildeten Westeuropas und der USA beeinflussen.

    Wie in Polen dem intellektuellen Nachwuchs weisgemacht wird, die Westgrenze der Slawen sei eigentlich die Elbe und das Verwaltungsgebiet der sogenannten DDR umfasse in Wahrheit „slawisches Volkstum", das einstmals einer gewaltsamen Germanisierung zum Opfer gefallen sei, so impft man dem tschechischen Schulkind schon seit geraumer Zeit ein, der Rückgewinnung „altslawischen Bodens" in Schlesien, Böhmen und Mähren müsse eines Tages auch jene der „angestammten Gebiete" im Süden bis zur Donau zwischen Passau und der Slowakei folgen. Solcherart bauen die tschechischen Kommunisten vorsorglich eine Bewußtheit auf, die im Zuge erhoffter Entwicklungsvorgänge einer angestrebten Okkupation des oberösterreichischen Mühlviertels und des niederösterreichischen Wald- und Weinviertels den nötigen „nationalen" Rückhalt sichern soll. Die Erfolge der seit über 100 Jahren zäh durchgesetzten slawophilen Propaganda haben immerhin gezeigt, wie verhältnismäßig rasch sich derartige Ansprüche verwirklichen lassen; zumal sich ja die Mehrheit der Deutschen in Volkstumsfragen bisher nicht nur instinktlos und passiv verhielt, sondern in entscheidenden Augenblicken auch jeden ernstzunehmenden Selbstbehauptungs- und Widerstandswillen vermissen ließ.



    Die seit Jahrzehnten fest verankerte und für Deutschland politisch folgenschwer gewordene Begriffsbestimmung „Slawen" als Sammelbezeichnung für eine Vielzahl unterschiedlichster Volksgruppen im ost- und südosteuropäischen Raum war noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts vollkommen unbekannt. Erst vor rund 150 Jahren unternahmen es czechisch-hussitische Agitatoren, in Anlehnung an das im frühen Mittelalter für alle „Heiden" ostwärts der Linie Elbe-Saale-Moldau-Enns-Mur-Dalmatinische Küste gebrauchte Vokabel „Sclavi" eine „Verwandtschaft" und damit „völkische Gemeinsamkeit" aller „Slawen" abzuleiten und den „historischen" Gegensatz zwischen ihnen und den Germanen zu propagieren. Das Experiment glückte mit Hilfe Petersburgs, weil die „Slawen"-Theorie geeignet schien, den russischen Expansionsbestrebungen die hochwillkommenen Züge einer „Befreiungspolitik" zu verleihen.


    Anfangs religiös getarnt, stellten sich die sogenannten „Slawophilen" Rußlands in den Dienst der tschechischen Geschichtsfälschung. Später - besonders nach dem Panslawisten-Kongreß zu Moskau im Jahre 1867 - gewährten die Zaren den Trägern des „panslawistischen" Kampfes gegen die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie im Interesse der russischen Balkanpolitik offene Unterstützung.


    Dieser Vorgang wäre an sich nicht besonders bemerkenswert, da ja das Mittel der Geschichtsfälschung zu allen Zeiten für die Verschleierung oder Begründung machtpolitischer Absichten in Anspruch genommen wurde.


    Viel erstaunlicher hingegen ist die Tatsache, daß deutsche Wissenschaftler, Geschichtsschreiber, Literaten und Verleger unbekümmert, gedankenlos oder aus opportunistischen Gründen die historisch widersinnige Wortfindung „Slawen" übernahmen und sie schließlich zum verbindlichen Faktum erhoben. An allen Universitäten unwidersprochen gelehrt, in allen Schulen der Jugend eingehämmert, fand die Slawen-Theorie natürlich auch in allen Geschichtsbüchern, Atlanten und Nachschlagewerken ihren - nicht mehr bezweifelten - Niederschlag.


    Welches Unheil damit angerichtet wurde, ist zu ermessen, wenn man bedenkt, daß alle Generationen, die seit dem Ausklingen des 19. Jahrhunderts heranwuchsen, schon als Kinder eine Schau eingepflanzt bekamen, die - beinahe wie ein Dogma hingenommen - zu abwegigen Beurteilungen und Fehleinschätzungen führen mußte. Die steril-defensive Propagandapolitik der Deutschen zwischen den beiden großen Kriegen und die erst unsinnige, später unsicher-zwiespältige Behandlung von Volkstumsfragen im Osten mit ihren verheerenden Auswirkungen sind der beste Beweis für die unerhörte Gefährlichkeit allgemein geglaubter Irrtümer; insbesondere dann, wenn sie einmal von der Schulwissenschaft in die Lehrmeinung aufgenommen wurden.


    Diese unverständliche nationale Fehlleistung forderte schließlich auch während des ersten Weltkrieges und danach die maßlosen Gebietsansprüche der Polen und Tschechen geradezu heraus und offenbarte der Welt - weil nicht revidiert - eine indirekte deutsche Anerkennung „historisch" begründeter „slawischer" Annexionen im ostdeutschen Raum. Denn, wer im Rückblick auf das Mittelalter den damals rein germanisch besiedelten Volksraum Ostelbiens bis zur Weichsel, wer Böhmen, Mähren, das heutige Niederösterreich und die Gebiete Karantaniens (Kärnten, Krain und Südsteiermark) sowie Pannoniens (Ungarn) als Volksitze „slawischer" Stämme bezeichnet, wird schwerlich dem Argument begegnen können, die Deutschen hätten in ihrem expansiven „Drang nach dem Osten" als Kolonisatoren „alteingewanderte slawische" Völkerschaften entweder unterjocht, ausgerottet oder nach Osten zurückgedrängt.


    Bekanntlich begründen die Panslawisten und ihre modernen sowjetischen Bannerträger die erfolgte Westexpansion Rußlands und seiner „slawischen" Satelliten mit der Behauptung, eine notwendige und geschichtlich gerechtfertigte Revision herbeigeführi zu haben. Demnach wären auch die Deutschenaustreibungen allein im Lichte einer folgerichtigen und ausgleichenden Entwicklung zu sehen. Das ist eine Lesart, der endlich energisch und konsequent entgegengetreten werden muß; Vorbedingung hierfür ist allerdings eine furchtlos vertretene Richtigstellung irreführender Geschichtsschablonen. Dazu bedarf es natürlich einer Wissensgrundlage, die im schulischen Bereich heute ungeachtet aller Erkenntnisse der modernen Forschung weniger denn je vermittelt und damit den meisten Menschen unseres Lebenskreises vorenthalten wird.


    Die vielfältigen Irrtümer, Legenden, Farbtöne politisch-propagandistisch bestimmter Aufzeichnungen, Verschleierungen, Ungenauigkeiten der Chronisten, Auslegungen, Begriffsverschiebungen, Tatbestände bewußten Verschweigens und eine wechselnde Anpassung des Geschichtsbildes an die religiöse oder politische Gewandung, Rechtfertigung oder Weltanschauung der jeweiligen Machtträger haben uns im Wandel der Zeit spätrömische und byzantinische Geschichtsschreiber, Christianisierung, dynastische und kirchenpolitische Betrachtungsweisen, Reformation und Gegenreformation, Romantik, Liberalismus, Machtund Kriegspropaganda und nicht zuletzt die Väter und Jünger der marxistisch-bolschewistischen Weltanschauung beschert. Aus dem jahrhundertelang angerichteten Verwirrungszustand vermochten in unserem „aufgeklärten" und „fortschrittlichen" Säkulum allein die sowjetischen Ideologen eine folgerichtige Nutzanwendung zu ziehen. Alle übrige Welt fand sich nicht mehr zurecht und verfing sich heillos im Gestrüpp aus Halbwissen, Fehldeutung und Betrug. Das erklärt auch die allgemeine Hilflosigkeit engagierter Gegner des Marxismus gegenüber den teils falschen, teils rabulistisch vorgebrachten Argumenten der Ostblock-Agitatoren.


    Nachdem es geschehen konnte, daß im angeblich „freien" Westteil Deutschlands dem grassierenden Landesverrat mit den Freibriefen der „Liberalisierung" Tür und Tor geöffnet und der Verzicht auf unveräußerliches Eigentum des Gesamtvolkes zum primären außenpolitischen Anliegen einer „Regierung" wurde, ist es endlich an der Zeit, die Ursachen allen Übels an ihrer Wurzel freizulegen und die Schleier des ungeheuren Betrugs, der das schöpferische Europäertum dem Untergang zutreibt, rechtzeitig zu lüften.


    Der Ballast überholter Fehlvorstellungen muß endlich abgeworfen werden. Ohne die klare Korrektur irreführender Geschichtslehren ist weder eine erfolgreiche Zurückweisung kommunistisch inspirierter „slawischer" Gebietsansprüche, noch die Besinnung der artverwandten europäischen Völker auf ihre Gemeinsamkeiten möglich. Von der ungetrübten Sicht und der Wiedererweckung eines gemeinsamen Bewußtseins aber wird die Befähigung dazu abhängen, die drohende und mit allen Minderwertigen der politischen Unterwelt verbündete Zerstörungsmacht des bolschewistischen Moskowitertums kraftvoll abzuwehren und den unterjochten Volksteilen im Osten die Freiheit zu erkämpfen.


    OSTGERMANIEN
    Ursprung - Volkstum - Begriffe
    (seite 12 - 26)

    Entgegen noch immer vertretener schulischer Auffassung liegen die wesentlichen Entwicklungsmerkmale der mittel- und ost*europäischen Völkergeschichte für den vergangenen Zeitraum von 3000 Jahren - von der vergleichenden Wissenschaft in ihrer Vielschichtigkeit erhärtet - wie ein offenes Buch vor uns. Nach Verschmelzung der atlantischen Kulturkreise der Megalithiker (Großsteingräberleute), Streitaxtleute (Schnurkeramiker) und norddanubischer Bandkeramiker bildete sich zwischen 2500 und 2000 v. d. Ztw. vorwiegend in den küstennahen Räumen der Ost*und Nordsee ein Gesamtvolk mit gemeinsamen Kultvorstellungen, Sitten und Sprachformen aus, das wir vereinfachend - ebenso wie die schon vorher bis nach Kleinasien und in den heutigen Iran vorgedrungenen Hethiter, Kassiten und Hurriter, die nach Thessalien, Boiotien und Arkadien gewanderten mykenischen Griechen und andere den russischen Raum bevölkernde Stämme - als indogermanisch bezeichnen. Zwar erreichte noch in der Jüngeren Steinzeit ein aus den Weiten des Ostens kommender Vorstoß finno-ugrischer Teilstämme die Randzonen der indogermanischen Wiege, wurde aber aufgesogen und vermählte das Fremdvolk mit nordischen und donauländischen Schlägen. Schnell wachsender Volkreichtum~ führte die Indogermanen zu stetiger Ausbreitung und ausgedehnten Landnahmezüyen die Wasserstraßen entlang, insbesondere nach dem Süden und Südosten Europas bis nach Nordafrika, in den Vorderen Orient und nach Mittelasien; später - im 13. Jahrhundert v. d. Ztw. - erzwangen schwere und weltweite Naturkatastrophen eine organisierte Großwanderung, deren gezielte Bewegungen folgenden Verlauf nahmen: den Seeweg an der Westküste Europas entlang ins Mittelmeergebiet und Besetzung des damals noch fruchtbaren Libyen; auf dem Landweg durch Mitteldeutschland und Böhmen bis an die Donau, von dort durch das Inntal über den Brenner nach Italien und Sizilien; donauabwärts, durch das Tal der Morava und des Vadar nach Griechenland, Besetzung der Ägäischen Inseln und Zyperns, weiter durch Kleinasien, Syrien und Palästina bis an die ägyptische Grenze. Alle diese Wellen erzeugten Abspaltungen, die sich dann eigenständig weiterent*wickelten. So entstanden jene indogermanischen Völker, deren Namen uns immer wieder begegnen: in Europa die Ligurer, Illyrer, Dorer, Thraker, Phryger, Geten, Kelten, Römer, Germanen usw. oder die indo-iranischen Eroberer des Alten Orients wie etwa die Uratäer, Kimmerier, Massageten, Baktrier, Meder, Perser, Inder und Parther, denen auch Sarmaten und Skythen zugezählt werden.

    Allein unter den im norddeutschen Raum zwischen Ems und Oder, in Schleswig-Holstein, Jütland, auf den dänischen Inseln und in Südskandinavien zurückgebliebenen und sich gegenseitig befruchtenden Teilen des indogermanischen Urvolks haben wir - der römischen Begriffsbestimmung folgend - die Germanen zu verstehen, deren Sprache um die Mitte des 1. Jahrtausends v. d. Ztw. zum Gemeingermanischen wurde. Zunehmende Volksvermehrung bewegte auch sie zur Ausbreitung und damit verbundenen Landnahme.
    Inzwischen hatte die von den Großvölkern der Illyrer und Thraker getragene sogenannte „Lausitzer Kultur" in weiten Teilen Mitteleuropas ihre Hochblüte erreicht. Auf sie trafen im 6. Jahrhundert v. d. Ztw. die vordringenden germanischen Bastarnen und Skiren in Schlesien, nachdem es den dort siedelnden und von einem Burgengürtel geschützten Illyrern gelungen war, einen harten Ansturm skythischer Reiterscharen abzuweisen. Eine erste frühgermanisch-illyrische Mischkultur entstand.
    Nach einer germanischen Streubesiedlung - zwischen 1000 und 400 vor unserer Zeitrechnung wurden weite Gebiete der Kelten und Illyrer auf meist friedlichem Wege besetzt und die artverwandten Volksgruppen assimiliert - sind ab dem 8. Jahrhundert v. d. Ztw. auch ostwärts der Weichsel die Bastarnen als erster größerer Volksverband nachweisbar. Ein Teil von ihnen brach dann um 300 v. d. Ztw. von den Wohnsitzen an der oberen Weichsel auf und siedelte nördlich der Donaumündung, während die Goten in den Weichselraum einrückten und zusammen mit Gepiden und Bastarnen den Handel bis in den Orient hinein aufblühen ließen. Durch die Ost-Südostwanderung wandalischer und burgundischer Teilstämme erfuhr der Siedlungsraum zwischen Oder und Weichsel im 2. Jahrhundert v. d. Ztw. eine weitere Ausdehnung. Einhundert Jahre später nahmen Wandalen das Wartheland, Galizien und das mittlerweile von einer dünnen keltischen Oberschicht beherrschte Schlesien in Besitz. Der wandalische Stamm der Silingen gab Schlesien seinen Namen. Nach Nordosten reichte zu dieser Zeit der wandalische Siedelbesitz bis in den Süden Litauens.

    Um 350 v. d. Ztw. hatte ein mit den indogermanischen Sakarauken, Massageten und Choresmiern verwandter iranischer Volksverband, der in die Sammelbezeichnung Sauromaten oder Sarmaten einzuordnen ist, die Skythen (= griechische Sammelbezeichnung für die viehzüchtenden iranischen Reitervölker in den Steppengebieten ostwärts des Kaspischen Meeres, nördlich des Kaukasus und des Schwarzen Meeres bis nach Westen an die Donau heran) teilweise nach Norden gedrängt und das linke Donauufer bis in das heutige Ostungarn besetzt. Während sich die sarmatischen Roxolanen mit den Geten im südrumänischen Donaugebiet verbanden, behaupteten die ebenfalls sarmatischen Jazygen ihren neuen Volksraum zwischen Donau und Theiß gegen die Illyrer und später gegen die römische Macht. Andere Sarmatenstämme gingen Bündnisse mit den Skythen ein und wandten sich nach Norden. Sie bildeten jene skytho-sarmatischen Volksteile, die in der römischen Kaiserzeit den Sammelnamen Venethi erhielten und deren neugewonnenes Siedlungsund Weidegebiet zwischen Weichsel und Wolga als Sarmatien bekannt wurde. Wie nahe verwandt das Volkstum der „Venethi" dem germanischen war, bezeugt Tacitus mit der Feststellung, daß er die „Venet(h)i lieber zu den Germanen zähle".

    Schließlich sammelten sich um 50 v. d. Ztw. am Oberlauf des Dnjepr stärkere Sippengruppen der Skytho-Sarmaten zu einem aktionsfähigen Sonderverband, während eine andere, mit illyrischen, thrakischen und bastarnischen Elementen vermischte Sarmatengruppe am Bug zu siedeln begann. Auch im Südwesten verbanden sich bald darauf skytho-sarmatische Stämme mit germanischen Carpern, versicherten sich der Tributpflichtigkeit der keltischen Cotiner sowie der illyrischen Osern und ließen sich endlich als Nachbarn der Jazygen an der oberen Theiß nieder. Sie und die Jazygen zählten nach der Zeitenwende zu den wichtigsten und treuesten Verbündeten der Markomannen und Ouaden in den Kriegen gegen die Römer.

    Mit Ausnahme der unter gotischem Herrschaftseinfluß stehenden finno-ugrischen Restvolksgruppen der Fenni (Finnen) an der Düna und der Aestü (Esten) an der Memel wies der Großgermanische Raum im Osten um das Jahr 14 n. d. Ztw. bis zur allgemeinen Nord-Süd-Linie Peipus-See - Pripet - Pruth (NO Karpaten) und im Süden bis zur Donau zwischen Regensburg und Budapest sowie in Ausdehnungsausläufern im Raum des Theiß-Ursprungs und beiderseits des Dnjestr kein fremdes Volkstum auf. Der übrige Ostraum bis zum Ural wurde von verwandten indogermanischen Stämmen behauptet, die vorwiegend Herden*haltung betrieben und daher in den Weiten Rußlands die ihnen günstigsten Lebensbedingungen gefunden hatten.

    Im 2. Jahrhundert wurden wandalische Jungmannschaften dazu bestimmt, in Pannonien an den Kämpfen gegen die Römer teilzunehmen. Der zurückgebliebene Großteil der Wandalen aber gründete unter der Führung der Goten ein neues Großreich zwischen Oder und Wolga, das von Goten und Gepiden mählich ausgedehnt, im Jahr 375 vom Schwarzen Meer bis zur Ostsee und vom Dnjestr bis zum Ural reichte. Nördlich des Kaukasus zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer siedelten bereits die Alanen als anerkannte Herren skytischer Stämme im gleichen Raum, desgleichen Heruler im Küstengebiet des Asowschen Meeres.
    Zwischen Oder und Weichsel, Wandalen und Goten unmittelbar benachbart, hatten die Burgunder ihre Wohnsitze. Großteile von ihnen wichen aber nach Kämpfen mit Gepiden aus ihrer Heimat an Warthe und Netze, durchzogen in Etappen Brandenburg und die Lausitz und schieden, da sie bei den germanischen Bruderstämmen überall nur als Gäste geduldet wurden, auf ihrem Zug nach dem Westen im 4. Jahrhundert aus dem damaligen großgermanischen Raum aus.

    Ostwärts des Elbe-Ufers zog sich - einschließlich des Havellandes - von Norden her über die Lausitz mit Vorsprüngen bis zum Riesengebirge wie ein breiter Wall das Siedlungsgebiet starker suebischer Völkerschaften. Die Gemeinschaft der Alemannen hatte sich zwischenzeitlich bis an Rhein und Donauoberlauf vorgeschoben und der ebenfalls suebische Bund der Markomannen und Quaden den damals wie heute bedeutsamen böhmisch-mährischen Raum gesichert.

    Skandinavische Expeditionen führten unterdessen zur Gründung von Stützpunkten an der Wolga und gaben den landeinwärts vordringenden normannischen Warägern (Wäringer) - von den Finnen „Rus" (--„Ruderer") genannt - Rückhalt für die Befestigung ihrer Herrschaftsgebiete am Ladogasee.
    Während alles dies seinen Verlauf nahm, näherte sich das Hunnen-Unheil der germanischen Welt im Südosten. Der erste Mongolensturm überrannte schließlich die Alanen zwischen Wolga und Kuban ebenso wie die Reiteraufgebote der am Asowschen Meer siedelnden Heruler und des Pontischen Reiches der Goten.

    Während sich Alanen, Heruler und Ostgoten (Ostrogothi) als Vasallen des mongolischen Heerkönigs Rugaa behaupten konnten, zogen es die Westgoten (Visigothi) nach einer verlustreichen Schlacht am Dnjestr vor, teils nach Siebenbürgen, teils nach Mösien auszuweichen. Den Gepiden und Jazygen an der Theiß wiederum blieb nichts anderes übrig, als sich ebenfalls in das hunnische Vasallenreich eingliedern zu lassen. Im folgenden schicksalhaften Abwehrkampf des weströmischen Reiches gegen die Hunnen verströmte auf beiden Seiten wertvolle germanische Kraft. Die Hauptlast und damit den höchsten Blutzoll trugen in der Entscheidungsschlacht auf den sogenannten Katalaunischen Feldern (451) als Kern des hunnischen Heeres die Ostgoten, Gepiden, Heruler, Rugier, Skiren, Alanen, Burgunder, Thüringer und Franken, auf der Gegenseite unter der Führung des weströmischen Heermeisters Aetius und seines westgotischen Verbündeten, Theoderich L, die Westgoten, Alemannen, Sachsen, Fran*ken, Wandalen und germanischen Legionen Roms.

    Erst Attilas Tod (453) löste die Erhebung der germanischen Gefolgschaften gegen die Hunnenherrschaft aus. Am Fluß Nedao besiegte der Gepidenkönig Hardarik das letzte Heer des asiatischen Steppenvolkes. Versprengt und aufgesplittert traten die Reste der Hunnen als Soldtruppen in byzantinische Dienste oder verloren sich wieder nach Osten.

    Wenn uns eine höchst oberflächliche Geschichtsbetrachtung lehrt, das Erscheinen der Hunnen habe die organische Entwicklung in Osteuropa nachhaltig unterbrochen, die germanischen Stämme in Bewegung gebracht und damit eine allgemeine „Völkerwanderung" ausgelöst, so entspricht diese Sicht keineswegs den tatsächlichen Vorgängen.
    Vom Einfall der asiatischen Reiter wurden - wie bereits erwähnt - ausschließlich Alanen, Heruler, Ost- und Westgoten, Gepiden und weit im Westen die Burgunder am Rhein direkt betroffen; das heißt aber nicht, daß sie deshalb - mit Ausnahme der Westgoten - ihre Wohnsitze verlassen oder ihre Lebensweise geändert hätten. Zur Heerfolge verpflichtet, stellten sie dem hunnischen Großkönig lediglich beachtliche Kriegerkontingente für die verschiedenen Feldzüge zur Verfügung. Ihre schier unerschöpfliche Volkskraft litt dadurch ebensowenig wie jene der mittel- und westgermanischen Großstämme, die nicht nur unentwegt überschüssiges Jungvolk an das römische Reich abgegeben, sondern auch selbst immer wieder ausgedehnte Kriegs- und Beutezüge unternommen hatten. Herrschaftsverschiebungen, stammesmäßige Überlagerungen und Expeditionen führten im weiten ostgermanischen Raum nicht einmal übergangsweise zu Verdünnungen, geschweige denn zu vorübergehender Entvölkerung. Die Behauptung von der Entstehung „leerer" Räume als Folge des „Abzugs ganzer Völkerschaften" gehört dem Bereich der Legende an.

    So sind die germanischen Treck- und Heeresbewegungen im frühen Mittelalter - sofern es sich nicht um begrenzte Aktionen oder Ausfälle handelte - ebenso wie die vorübergehenden oder bedingt dauerhaften Reichsgründungen der Westgoten in Illyrien und Spanien, der Gepiden ostwärts und der Heruler westlich der Theiß, der Goten in Pannonien, der Rugier in Niederösterreich, Steiermark und Slowakei, der Markomannen, Quaden und Naristen im böhmisch-mährischen Raum mit Ausdehnung auf das später bayerische Stammesgebiet, der Langobarden an der Unterelbe, in Pannonien und Oberitalien, der Ostgoten in Italien mit Einschluß der Südküste Frankreichs und der Provinzen Raetien, Noricum und Pannonien bis an die Donau sowie Dalmatiens, der Sweben und Alanen in Spanien und der Wandalen in Spanien und Nordafrika nicht etwa das Ergebnis gewaltiger Völkerverschiebungen, sondern allein expansive Wirkmerkmale des Ausscheidens besitzloser oder unternehmungsfreudiger Jungmannschaften samt Kind und Kegel aus dem Verband ihrer gleichnamigen Hauptstämme. Stets dann, wenn junge Bauernkrieger wieder zum Aufbruch rüsteten und sich ihren Führer für eine Landnahmefahrt erkoren, blieb der Kern der besitzenden Führer- und Bauernschaft im jeweiligen alten oder neu hinzugewonnenen Siedlungsgebiet zurück. Deshalb finden wir zum Beispiel noch in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts volkreiche und blühende germanische Stammlande unter der Herrschaft der Goten im baltischen Raum und zwischen Weichsel und Memel, der Wandalen, Rugier und Heruler zwischen Elbe und Oder, der Goten am Schwarzen Meer, der Gepiden ostwärts der Theiß, der Langobarden in Pannonien und der Markomannen und Quaden im böhmisch-mährischen Raum. Das Verhältnis zu den Skytho-Sarmaten, die zwischen Bug und Dnjepr unter gotischem Einfluß nach wie vor das Leben berittener Viehzüchter und Jäger führten, war unverändert geblieben.

    Ungleich verheerender als der Hunnenvorstoß wirkte sich dann der awarische Einbruch in den germanischen Donau-Raum aus.
    Da er gleichzeitig eine erste Phase der nachhaltigen Störung volkticher Kontinuität in Osteuropa augenfällig markierte, ist es notwendig, der Ursache Aufmerksamkeit zu schenken und den Zusammenhang herzustellen.
    Nach Vereinigung türkischer Stämme mit den ihnen verwandten Uiguren hatte der altaische Stammesfürst Tumyn um 552 eine umspannende Nomadenherrschaft in Zentralasien errichtet und damit den Anstoß zur türkischen Expansion nach Westen gegeben. Finnische Stammesverbände wichen dem Druck, verließen ihre Wohngebiete am Irtysch und trieben am Aralsee vorbei dem Einfallstor nach Europa nördlich des Kaspischen Meeres entgegen. Ihnen folgten Mongolen, teils mit den Türken verbündet, teils ihnen ausweichend. Auf diese Weise gelangten die finno-ugrischen Bulgaren, iranische Stämme mit sich reißend, an das Schwarze Meer. Sie wurden jedoch bald von dem turk-tatarischen Reitervolk der Warchuni, die sich zur Erhöhung ihres Kriegsrufes den Namen der kämpferischen Awaren Innerasiens zugelegt hatten, überholt, um alsbald in den Herrschaftsbereich der nachrückenden mongolischen Chazaren zu geraten. An der unteren Wolga aber sammelten sich bereits die Petschenegen und am Ostufer der Kaspi-See die Kumanen. Was im Erscheinungsbild der Bulgaren noch heute an die Mongolen erinnert, ist nicht geringfügig auf die Blutseinflüsse jener Zeit zurückzuführen.
    Im Gegensatz zu den Hunnen, die den tributpflichtigen Vasallen Wohnsitze und volkliche Freiheit belassen hatten, unterwarfen die Awaren blutig alles, was auf ihrem Wege lag, und erzwangen von den ausgeplünderten Überlebenden ausnahmslos erniedrigende Frondienste. Insbesondere die überrannten - einst kulturell hochstehenden und kriegsbewährten - Sarmaten wurden beinahe ausgerottet und ihr Rest fristete in kleinen Sippenverbänden als rechtloses Acker- und Troßknechttum ein äußerst kümmerliches Dasein.
    Nachdem die Awaren den D'jnestr überschritten und sich im heutigen Bessarabien ausgebreitet hatten, zerstörten sie im Bündnis mit den Langobarden im Jahr 567 das Gepidenreich an Theiß und Donau. Trotz aller Verträge mit den neuen asiatischen Nachbarn rüsteten die Langobarden schon wenig später zum Aufbruch, um 568 mit Masse - in ihrem Gefolge auch Gepiden und Jungmannschaften anderer germanischer Stämme -
    nach Oberitalien zu ziehen. Ein kleinerer Teil von ihnen drängte im Verein mit gotischen, wandalischen, herulischen und rugischen Scharen in den böhmisch-mährischen Raum und übernahm dort vorübergehend die Herrschaft über Markomannen und Quaden.

    Pannonien blieb den Awaren überlassen; von dieser Basis aus unternahmen sie in den folgenden zweihundert Jahren ihre Streif- und Raubzüq_e über die mittlere Donau hinweg nach Süden und nach Westen bis an die Enns und in das Herzstück Karantaniens. Nur mit Mühe vermochten die bayerischen Herzöge der awarischen Machtausweitung Grenzen zu setzen. Erst unter Karl d. Gr. gelang die völlige Vernichtung des räuberischen Reitervolkes. Fränkische, bayerische und langobardische Heere säuberten 795 nach Erstürmung der vorgelagerten awarischen Ringwälle an der Kamp in Niederösterreich und im Wienerwald die feindbesetzten Lagergebiete bis an die Raab, schlugen im Herbst des gleichen Jahres unter Herzog Erich von Friaul das Hauptheer der Awaren und zerstörten den Großring zwischen Theiß und Donau. Das verödete Donautal, die ausgemordeten Landstriche des Tullner- und Marchfeldes, des Leitha-Gebietes, die menschenleer gewordenen Flächen der ungarischen Tiefebene sowie die entvölkerten Täler und Becken Karantaniens im Bereich der Enns, der Mur und der Drau harrten der Neubesiedlung. Vorwiegend bayerische, aber auch alemannische, rugische und fränkische Krieger, Bauern und Handwerker - der König selbst versprach ihnen Privilegien und großzügige Unterstützung - folgten dem herzoglichen Ruf.
    Der alte Völkerdamm gegen die asiatische Einfallspforte südlich des Urals aber war zerbrochen. Mongolische Eindringlinge lagerten unangefochten im Zwischenfeld.
    Entlang der unteren und mittleren Donau waren lediglich die iranischen Stämme der Chorwatten und Zeriuani -- den Awaren vorauseilend - einer gnadenlosen Unterjochung entronnen. Sie gehörten einst jenen indo-germanischen Eroberern an. die im 6. Jahrhundert v. d. Ztw. über den Kaukasus hinweg ihre Landnahmezüge bis Afghanistan ausgedehnt hatten. Von einfallenden Türken zu Beginn des 7. Jahrhunderts n. d. Ztw. aufgescheucht, waren sie aufgebrochen, um den Rückweg in die uralte Heimat an der Donau anzutreten. Am Ende ihres abenteuerlichen und entbehrungsreichen Zuges fanden sie schließlich Zuflucht innerhalb der schützenden Grenzen des oströmischen Reiches zwischen dem Velebit-Plateau südlich von Fiume und der Save sowie im Bergland an der Drina. Aus der Mischung mit ansässigen germanischen und illyrisch bestimmten Bevölkerungsgruppen entwickelten sich dort die Einheiten der Kroaten (Krobatten) und Serben (Raizen) der vorosmanischen Zeit.


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    Das gleiche Jahrhundert sieht auch den Auf bruch der Bulgaren. Den Chazaren tribut- und heerfolgepflichtig geworden, verließen sie bei günstiger Gelegenheit die ihnen zugewiesenen Wohnplätze nördlich des Asowschen Meeres und entzogen sich damit der turk-mongolischen Herrschaft. Ein Teil von ihnen wich nach Norden aus und fand an der oberen Wolga - von verwändten finnischen Budinen aufgenommen - neue Heimstätten; einer anderen größeren Gruppe glückte unter der Führung des Goten Isperich - man hatte ihn nach mongolischem Vorbild zum „Chan" erhoben - ein an Kämpfen reicher Marsch an der Küste des Schwarzen Meeres entlang über die Donau in den Schutz des Balkan-Gebirges. Gestützt auf den Adel der germanischen Siedler in Mösien (Balkanvorland und Dobrudscha), die angesichts der Awarengefahr eine Verstärkung begrüßten, gründete Isperich 679 ein unabhängiges Bulgarenreich, das er nicht nur zu festigen, sondern auch nach Süden hin über das Gebirge gegen oströmischen Widerstand auszudehnen wußte.

    Ähnlich wie die Bulgaren versuchten sich skytische Teilstämme - sie hatten sich in der südrussischen Steppe selbst „Skolotten" genannt - erfolgreich in der Kunst des Überlebens. Ver*bündet mit skythischen Anten schlugen sich die an Strapazen gewöhnten Reiter bis an die Südkarpaten durch, überwanden das unwegsame Bergland und vereinigten sich in Siebenbürgen mit Goten und Gepiden. Später - „Sklovotten" oder im 10. Jahr*hundert auch „Sklovenin" genannt - entstand aus dieser Sammelgruppe das iranisch-germanische Mischvolkstum der Sklovenen, von denen die neuzeitlichen Slowenen allerdings nur den Namen herleiten.

    Der Schutz natürlicher Festungen gegen reitende Kriegsvölker bewahrte sowohl die Goten auf der Krim als auch die germanischen Fürstentümer im böhmisch-mährischen Raum vor verheerenden Einfällen. Da die Awaren kraft eines ursprünglichen Vertrages mit den Langobarden die Karpatenpässe gegen Mähren besetzt hielten und von dort zu Raubzügen ansetzten, organisierte der salische Franke Samo -- ein Beauftragter des frän*kischen Königs Dagobert I. -- eine einheitliche Abwehr; 624 schlug er die awarischen Angreifer und warf sie hinter die Ostabhänge der Kleinen und Weißen Karpaten zurück. Von den ständig bedrohten germanischen Siedlern Karantaniens als Schutzherr angerufen, zwang er schließlich mit Hilfe quadischer, rugischer, wandalischer, langobardischer und Alemannischer Aufqebote die Awaren, sich auf die Niederungen entlang der Flüsse Enns und Mur zu beschränken.

    Das Ende der Awaren eröffnete um die Wende zum 9. Jahrhundert eine längere Phase der Beruhigung und volklichen Neuordnung im qesamten Donauraum ostwärts von March (Morava), Raab und Mur.

    Bulgaren schoben sich wie ein Riegel vor das Ostufer der Theiß; die Chorwatten beuqten sich willig der fränkischen Oberhoheit; von der Save nordwärts bis an die Donau entstanden neue germanische Fürstentümer und verstärkten die reichsfränkischen Markqrafschaften Pannoniens; das fränkisch verwaltete Bavern umschloß das Gebiet bis zur Raab und qanz Karantanien (einschließlich der nachmaliqen Steiermark) bis in den Süden an die Grenzen des Herzoqtums Friaul: Quaden und Ruaier im niederösterreichischen Weinviertel, im Viertel unter dem Wiener Wald, im westlichen Pannonien, am Gran-Fluß südlich der West-Beskiden (heute West-Slowakei) und beiderseits der March erkannten 803 ebenfalls die fränkische Reichsqewalt an. Diese fruchtbare Entwicklung und eine sich nach wenigen Jahrzehnten abzeichnende Verklammerung wurden jedoch gegen Ende des 9. Jahrhunderts gewaltsam aufgehoben.

    Während noch mit Rückhalt an das im Norden von Hrureko (Rurik) und seinen Brüdern zwischen Peipus-See und oberer Wolga geqründete Burqenreich (Gardariki) die Herrschaftsausdehnunq der schwedisch-normannischen Vaerinqiar (Wäringer) unter Einbeziehunq sitzengebliebener Stammessubstanzen der Goten, Gepiden, Skiren, Bastarnen und Langobarden die NO-Karpaten erreichte und eine direkte Landverbindung mit dem Frankenreich herstellte, - während an der Ostsee auf Julin (Wollin) das glänzende wandalische Kultur- und Handelszentrum Jumneta, die reichen germanischen Städte Truso an der Weichselmündung, Lindkuhnen am Kurischen Haff und Seeburg (heute Grobin bei Libau in Lettland) sowie die Warägermetropolen Holmgard (später Naugard = Nowgorod), Aldajgjuborg (Alt-Ladoga) und Känugard (Kiew) ihre höchste Blüte erlebten, führte politische Kurzsichtigkeit im Südosten zur Zerstörung des neuerstandenen völkischen Bollwerks.

    Im Jahr 834 hatten sieben finno-ugrische Stämme, die über den Ural gezogen waren und von den Petschenegen bedrängt wurden, das Oberhaupt der Megyrer („Magyaren"), Almus, zum Groß-Chan gewählt. Bei diesem nunmehr geeinten Volksverband, der stark mit turk-mongolischen Elementen vermischt war, ließ der griechische Kaiser Leon Grammaticos für einen Kriegszug gegen die Bulgaren werben. Arpad, der Sohn des Almus, und die ihm gefügigen Stammes-„Wojewoden" willigten in das Bündnis mit Byzanz ein, führten nach 890 ihre Nomadenreiter über den Dnjestr und warfen sich auf die überraschten Bulgaren auf dem Balkan. Nach anfänglichen Niederlagen gelang es dem Bulgarenfürsten Simeon, die Petschenegen zu mobilisieren, was die Magyaren veranlaßte, schleunigst aufzugeben und über Siebenbürgen nach den pannonischen Steppen auszuweichen. Obwohl Arnulf von Kärnten - Enkel Ludwigs des Deutschen und ostfränkischer König - seine pannonischen Marken aufs schwerste bedroht sah, nahm er die brandschatzenden asiatischen Reiter in Sold und hetzte sie - wenngleich vorerst ohne Erfolg - gegen das aufstrebende quadische Magmarenreich Zuentibalds II. (Großmährisches Reich). Arpad wußte seinen Vorteil zu wahren. Er verheerte ganz Pannonien bis zur Raab und erstickte im ganzen Land gnadenlos jeden Widerstand seitens der germanischen Siedler. Arnulf hatte einen furchtbaren Feind an die Grenzen des Reiches gerufen. Die magyarischen Reiterkrieger überrannten das quadische Mähren, stießen 906 bis nach Sachsen vor, schlugen 907 den bayerischen Heerbann bei Preßburg, eroberten 908 Passau und fügten dem jungen König Lud*wig 910 am Lech eine schwere Niederlage zu. Ihre Kriegs- und Beutezüge führten sie bis tief nach Italien hinein, nach Ostelbien, an den Rhein, nach Frankreich und bis vor Konstantinopel. Sie blieben ein latente Bedrohung beider fränkischen Reiche, bis sie endlich am 10. August 955 von Otto d. Großen mit einem gemischten deutschen Reiterheer - darunter eine germanische Tausendschaft aus Böhmen - auf dem Lechfeld vernichtend geschlagen wurden und sich nach Abzug aus der Ostmark mit Pannonien ostwärts der Raab begnügen mußten.

    Die Schwäche des Ottonischen Reiches, das sich in inneren Wirren und im Süden verausgabte, ließ eine vollständige Vertreibung der Magyaren und eine Wiederherstellung der alten karolingischen Marken im vollen Umfang nicht zu. Ungarn blieb fortan das große, einladende Tor nach Westen; selbst ständiger Unruheherd, zog es in den folgenden Jahrhunderten die Stürme der Mongolen und Türken auf sich, die das seßhaft gewordene ungarische Mischvolk ebenso wie die Masse aller anderen Volksgruppen Südosteuropas entweder auslöschen oder für lange Zeit in einen substanzlosen Brei verwandeln sollten.


    Die "Sclavi" Ostelbiens
    Widerlegung einer politischen Legende
    ( Seite 27 - 42 )

    Geschichtsfälschend wird nach wie vor behauptet, der Zentralraum Ostgermaniens zwischen Elbe und Weichsel sei ebenso wie etwa Böhmen, Mähren, Niederösterreich, Steiermark, Kärnten und Krain im Verlaufe der sogenannten Völkerwanderung von Germanen entblößt worden und habe das Vordringen der „Sarmaten" - die man kühn und ohne jeden Beweis mit den „Slawen" identifiziert - in volksleere und verödete Gebiete ermöglicht; erst in einem späteren Gegenzug wäre es der westgermanischen - oder deutschen - Kolonisation gelungen, diese Sarmaten-Slawen wieder zu verdrängen. Dieser bisher vorge*tragenen slawophilen und heute sowjetgenehmen Betrachtungsweise steht eine Fülle unwiderlegbarer Tatsachenbeweise und historischer Zeugnisse gegenüber.
    Wie bereits dargestellt, trat in den genannten germanischen Siedlungsräumen vor Einsetzen der fränkisch-sächsischen Unterwerfungs-„Kreuzzüge" in Mitteldeutschland und bis zum Zeitpunkt des Mongoleneinfalls im Osten (1241) weder durch Abzug noch durch Kriegseinflüsse eine Entvölkerung ein.

    Wenngleich kleine skythische und iranische Flüchtlingsgruppen zusammen mit Germanen verschiedener Stämme in der Hügel- und Bergwelt Mährens, Niederösterreichs und Karantaniens Schutz vor den Awaren gesucht hatten, so waren sie doch ihrer verwandten Eigenart wegen von der germanischen Siedelbevölkerung nicht als Fremdkörper betrachtet und deshalb binnen kurzem assimiliert worden; in jenen Landstrichen aber, wo die Ausmordung zur Verödung geführt hatte, setzte unmittelbar nach Säuberung vom Feind die fränkisch-bayrische Wiederbesiedlung ein, ohne auf ein inzwischen eingesickertes Element anderer Art zu stoßen.

    Ein einheitlich starkes und ausdehnungsfreudiges Volk der Dnjepr- und Bug-„Sarmaten" hat es übrigens nie gegeben. Auch die „Slawen", die in unfaßbarer Zahl den Pripet-Sümpfen ent*stiegen und nach allen Seiten hin besitznehmend ausgeschwärmt sein sollen, gehören der Fabel an.
    Richtig ist, daß im 4. Jahrhundert vereinzelte Gruppen der germanisch-skythisch-sarmatisch gemischten Venethi ostwärts des Weichselbogens zu siedeln begannen, allerdings zu keiner Zeit den Fluß nach Westen überschritten und bis zur Gründung des Dagonen-Reiches um 1000 n. d. Ztw. im Einflußschatten der Altpreußen, Wandalen und Goten sowie der normannischen Waräger des Rurikiden-Reiches standen. Von den skytho-sarmatischen Splittern -- und nur um solche handelte es sich - verlor sich noch im frühen Mittelalter jede Spur. Vermutlich gingen sie mit ihren Kleinsippenverbänden im germanischen Randvolkstum auf.

    Zu der verhängnisvollen Scheidung Großgermaniens in einen fränkischen Reichsteil diesseits und einer von "Barbaren" bewohnten „Wüstenei" jenseits der Elbe führten einzig und allein die machtpolitisch-expansiven Christianisierungs-Feldzüge Karls d. Gr. Sie gaben den Auftakt zur Diffamierung und Unterwerfung der ostelbischen Germanenstämme, deren sittliche und kulturelle Entwicklung jener der fränkisch beherrschten im Westen und Süden Keineswegs nachstand, ja sie sogar in manchem übertraf. Als die westgermanischen Expeditionsheere Karls d. Gr., den Versuch unternahmen, die „Heiden" Ostelbiens mit Feuer und Schwert unter das Kreuz zu zwingen, entstand erstmals der mönchslateinische Begriff „Sclavi" für alle Germanen beider*seits der Elbe, die sich der fränkischen Herrschaft und damit der Christianisierung widersetzten. Diese Begriffsbestimmung wurde in der Folge auch auf die abwehrbereiten Sudetengermanen und alle "Götzendiener" bis nach Dalmatien ausgedehnt. Schließlich erfanden die lateinisch schreibenden Chronisten - das Wort „Sclavi" abwandelnd - die Bezeichnungen „Sclaveni" und "Sclavania" als verallgemeinernde Formeln bei der Erwähnung von Nichtchristen und ihrer Wohngebiete. Die „Heiden" waren demnach nicht etwa einem Volkstum zugehörig, sondern schlichtweg "Sklaven der Götzen und des Teufels" im ostgermanischen Raum und, wie Adam von Bremen in seiner im 11. Jahrhundert verfaßten Kirchengeschichte schreibt, „alle noch im Irrwahn des heidnischen Götzendienstes befangen", was sich insbesondere auf die von ihm ausführlich genannten Wandalen an der Oder bezog. Immerhin weiß Adamus Bremensis auch von Tugenden zu berichten, die man in der modernen Schulgeschichtsschreibung wohlweislich verschweigt: „ . . . im übrigen aber dürfte man kein Volk finden, das in bezug auf Sittlichkeit und Gastfreiheit ehrenwerter und gutherziger wäre."; ein Umstand, der bei den damals schon christlichen Franken gewiß Verwunderung erregte. Nicht weniger wohl auch der Hinweis auf die Metropole der Wandalen. Jumneta, die der dänische Chronist Saxo Grammaticus (1150-1220) als das „Byzanz des Nordens" rühmte: „Jene Stadt ist angefüllt mit den Waren aller nordischen Völker und besitzt alles Angenehme Lind Seltene."
    Aus den Aufzeichnungen des Geschichtsschreibers Karls d. Gr., Einhard, wissen wir, daß mit den als „Sclavi" erwähnten Volksangehörigen der ostelbischen Stämme ausschließlich Germanen gemeint waren und Ostelbien bis zum Bug in den Begriff Germanien eingeschlossen wurde. In den „Annales Alamanici" findet sich der Vermerk, daß Karl d. Gr. gegen die „Sclavi" einen Kriegszug „in das Land der Wandalen" („in regionem Vandalorum") unternahm. Und in seiner „Vita Caroli" stellt Einhard (770-840) ausdrücklich die sprachliche Verwandtschaft als verbindliches Merkmal der Germanen Ost- und Westelbiens fest:

    ". . endlich bezwang er (Karl) alle barbarischen und wilden Völker, welche in Germanien zwischen Rhein und Weichsel, dem Ozean und der Donau wohnen, und an Sprache zwar wenig verschieden, an Sitten und Tracht aber unähnlich sind, derartig, daß er sie tributpflichtig machte."

    Die Orosius-Völkerbeschreibung König Alfreds d. Gr. von Eng*land (871-901) bezeichnet alles Land zwischen Rhein und Don als Germanien. Zu den germanischen Völkern, die bis zur Weich*sel lebten, zählt sie Friesen, Afdrede ( Heruler), Sachsen, Wilti (= Heruler), Burgunder, Haefeldan (--- Wandalen/Havelländer), Weonode-Winedi ( - Wandalen), Dalamentsan ( Dalaminzen), Ostfranken, Schwaben, Thüringer, Bayern, Böhmen, Mähren, Surpe und sogar die Horigti ( Chorwaten).

    Ebenso gibt uns der Chronist Thietmar von Merseburg mit seinen in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts niedergeschriebenen Berichten einwandfrei darüber Aufschluß, daß die sogenannten „sclavenischen" Stämme keineswegs fremdvölkischer Art oder Herkommens waren. In der zweiten Hälfte des 11. Jahr*hunderts schilderte Adam von Bremen die Verhältnisse in Ostgermanien und hinterließ uns die bemerkenswerte Aussage über den ostelbischen Raum bis zur Oder als „amplissima Germaniae provintia, viribus, frugibus et armis opulentissima a Vinulis incolitur, qui olim dicti sunt Vandali", nämlich als reichste Provinz Germaniens, reich an Männern, Feldfrüchten und Waffen, die von den Vinulern beherrscht wird, die man früher Wandalen nannte. Daß im gleichen Atemzug das Wohngebiet der Vinuler als „Sclavania" bezeichnet wird, entspricht der damals religiös bestimmten Auffassung, die seit dem 9. Jahrhundert nur christianisierte Germanen als „deutsch" oder auch „sächsisch" gelten ließ, alle übrigen jedoch in den deklassierenden Sammelbegriff „Sclavi ' oder „Sclaveni" einbezog. Noch im 12 Jahrhundert klagte der

    Geschichtsschreiber Helmold von Bosau in seiner „Chronica Sclavorum" darüber, daß sich die Wandalen Pommerns, die Heruler und Rugier zwischen Elbe und Oder sowie andere weiter im Osten einer christlichen Bekehrung widersetzten.
    Die Wandalen waren um die Jahrtausendwende tatsächlich zu einer der mächtigsten und reichsten Stammesgemeinschaften Ostgermaniens aufgeblüht. Sie herrschten souverän in Brandenburg und Pommern, gaben allen anderen germanischen Volksgemeinschaften sicheren Rückhalt und trugen wesentlich zur Verschmelzung der in ihrem Siedlungsgebiet verbliebenen Goten, Gepiden, Warnen, Rugier und Skiren zu einer geschlossenen Gesamtheit bei. Der dominierende politische, kulturelle und wirtschaftliche Ruhm des Wandalentums strahlte bis weit in den christlichen Westen Germaniens aus. Es ist daher verständlich, daß nicht nur lateinisch abgefaßte Berichttexte die verallgemeinernde Volksbezeichnung „Vandali" für die Bewohner „Sclavaniens" überliefern, sondern auch die zeitgenössischen Übersetzungen das Gebrauchswort „Wenden" (= Wandalen) konsequent an Stelle der Vokabeln „Sclaveni" oder „Sclavi" nachweisen, sofern sie sich auf die Germanen ostwärts der Großraumlinie Hamburg-Triest bezogen. So sprach und schrieb man jahrhundertelang von Wendenlanden, wenn man zum Beispiel Landstriche bei Hannover, in Ostsachsen, Mecklenburg, Brandenburg und Pommern meinte; desgleichen blieben aus der Zeit der fränkisch-bajuwarischen Markbildungen bis zum heutigen Tag die Bezeichnungen „windisch" oder die „Windischen" im Sprachgebrauch der Steirer, Kärntner und Südtiroler erhalten.

    Niemand ist bis jetzt auf die absurde Idee gekommen, aus eingeführten Sammelnamen für die Bewohner von Landschaften oder städtischen Großräumen Westeuropas die Existenz dort sitzender besonderer Volksstämme abzuleiten; auch hat noch kein Mensch den Versuch unternommen, die in der Umgangssprache vielfach landschaftlich eingeordneten Bevölkerungsgruppen West- und Süddeutschlands von der gewachsenen deutschen Gesamtheit zu scheiden und sie als fremdes Volkstum zu erklären. Was man aber im Raum diesseits von Elbe, Saale, Böhmerwald und Raab für geradezu lächerlich empfinden würde, nimmt man groteskerweise für das vorchristliche Mittel- und Ostdeutschland unüberprüft als gegeben an. Geschichtsbücher, Atlanten und Nachschlagwerke sind voll von derlei Unsinn; in ihnen wimmelt es nur so von mittelalterlichen Bezeichnungen für Flüsse und Landstriche, falsch wiedergegebenen Wortbildungen und nicht näher erklärten Zunamen (cognomen) mönchslateinischen Ursprungs, die allesamt die frühe Existenz fremdvölkisch „slawischer Stämme" nachweisen sollen. Der bewußte Betrug wird offenkundig, wenn man weiß, auf welche Weise es zu den irreführenden Stammesbenennungen kam. Eine kleine Auswahl kurzer Beispiele mag genügen:

    Die Holsten, Thietmarsen und Stormarn wurden nach Annahme des Christentums zu „nordalbingischen Sachsen"; stammesverwandt mit den „Nordalbingiern" waren die Wagrier, deren Wohngebiete anschlossen und bis zur Ostsee reichten; bis zu ihrer Christianisierung wurden alle Ostsachsen als „Sclavi" diffamiert und mit den Wenden (= Wandalen) gleichgesetzt; in Mecklenburg herrschten die volkreichen Heruler, die vom Geschichtsschreiber Karls d. Gr., Einhard, wegen der „Pracht ihrer Gewänder und des Glanzes ihrer Rüstungen" den Beinamen „Abotriti" (_ „Abodriten", „Obotriten") erhielten und später „wegen ihrer Tapferkeit" auch „Wilti" (_ „Wilzi", „Wilzen") hießen. Johann Adolf, zubenannt Neocorus, erwähnte sie unter beiden Begriffen anläßlich der Aufzählung germanischer Stämme Ostelbiens; der Beiname „L(i)utizen" oder „Leutizen" bezieht sich ebenfalls auf die Bewohner herulischer Gaue und wird auch von zeitgenössischen Chronisten den „Abotriten" gleichgestellt; bei den „Redariern" handelte es sich gleicherweise um Heruler, die in ihrer Stadt „Reth(r)a" den Tempel des germanischen Orakels Radegast hüteten. Sie werden von Thietmar von Merseburg den „Liutici" zugerechnet; zwischen Saale und Elbe wohnten nach wie vor die germanischen Hermunduren, deren Vorväter das Reich der Thüringer gegründet und 529/31 an die Franken verloren hatten. Sie wurden „Surpen" (= „Sorbi", „Sorben") genannt und sind mit den „Daleminziern" und „Koloditzern" identisch, die aber wiederum nicht selten den „Wilzen", also Herulern verwandtschaftlich zugeordnet wurden;

    Polaben, Pomoranen, Wislanen, Circipani usw. bedeutet in der Darstellung der Chronisten nichts anderes als die „an der Elbe", „nm Meere", „an der Weichsel", „diesseits der Peene Wohnenden" usf. Die Heveller sind die „an der Havel Wohnenden" und
    die Lusizen germanische Lugier in der Lausitz. Auch die Kassuben gehörten keinem „slawischen" Sumpfvolk an, sondern waren Teil der wandalischen Pomoranen („Küstenbewohner"). Sämtliche Verhandlungen, die fränkische oder sächsische Abge*sandte im 9. und 10. Jahrhundert mit Fürsten ostelbischer Stammesgemeinschaften führten, ließen eine Verständigung in der beiderseitigen Muttersprache zu. Urkunden und Chronistenberichte weisen überdies nach, daß sich sowohl fränkische wie auch später sächsische Krieger in ganz Ostelbien bis an die Oder fließend in ihrer heimatlichen Mundart mit den jeweiligen Landesbewohnern unterhalten konnten und an keinem Ort auf fremdartige Menschen stießen.

    Der "wende koninghe" trugen ausnahmslos germanische Namen. Es handelte sich hier um Herzoge, die ähnlich sächsischem Brauch nur im Kriege gewählt wurden. Wagrier, Heruler, Hermunduren und Wandalen hatten noch zur Zeit Otto des Großen eine Repräsentativverfassung. Jeder Gau beschickte die großen Rats- und Gerichtsversammlungen mit je zwölf Vertretern aus Adel, Frilingen (Freibauern) und Liten (Hörigen). Ein Königtum fränkischer Art entsprach nicht dem freiheitsliebenden Sinn dieser selbstbewußten Menschen.

    Es ist also nichts mit der sagenhaften Vielzahl "slawischer Stämme" zwischen Elbe und Weichsel. Daß alle Germanen, die dem Christentum ablehnend gegenüberstanden oder das Joch habgieriger Kleriker abzuschütteln versuchten, von Mönchen und Missionaren gröblichst beschimpft, herabgesetzt und diskriminiert wurden, versteht sich von selbst. Die „Sclavi" waren - solange sie zu den „Heiden" zählten und daher der Kirche keinen Zehnten zu entrichten brauchten - verabscheuungswürdige Kreaturen und rechtloses Freiwild.

    Welcher Sprachregelung man sich damals bediente, wenn ein Volk sich dem Willen der Nachfolger Petri nicht gleich fügte, beweist ein Brief, den Papst Stephan im 9. Jahrhundert an die Frankenkönige schrieb. Darin nannte er die kulturell und sittlich hochstehenden Langobarden Oberitaliens „eine treulose und stinkende Nation, die nicht einmal zu den Nationen gerechnet wird und von der gewiß die Aussätzigen ihren Ursprung haben". Solche und ähnliche Diffamierungen wurden im Mittelalter ohne weiteres geglaubt und führten nicht selten zu erbarmungslosen und blutigen Exzessen gegen jene, die nicht einfach „zu Kreuze kriechen" mochten.

    Verteufelungspropaganda und unduldsamer Glaubenseifer verliehen auch der Missionierung Ostelbiens im 10., 11. und 12. Jahrhundert den Charakter grausamer Religionskriege.
    Kaum hatten sich die Sachsen von den furchtbaren Verlusten des 30jährigen Verzweiflungskampfes gegen die Franken erholt, wandte sich ihr Adel den östlichen Grenznachbarn zu. Man hatte es den Herulern („Obotriten") nicht verziehen, daß sie als Verbündete Karls d. Gr. den bedrängten Sachsen, Stormarn und Thietmarsen in den Rücken gefallen und für diesen Dienst von den Franken mit Siedlungsplätzen im verwüsteten Sachsenland belohnt worden waren. In Ostsachsen wurden die herulischen Bauern entweder verdrängt oder sächsischer Herrschaft unter*worfen. Entlang der Sächsischen Mark zwischen Elbe und Kiel und der Thüringischen Mark („Sorbische Mark") gegen die Saale hin entbrannte ein zählebiger Grenz-Kleinkrieg. Das Streben sächsischer Adeliger, im Zuge von Einfällen in das Herulerland möglichst viele Kriegsgefangene für Leibeigenendienste („Sklaven") einzubringen, trug nicht wenig zu den wiederholten Rachefeldzügen der betroffenen Ostelbier bei. Als dann 919 die kampferprobten Sachsenherzoge den deutschen Königsthron erlangten, setzte die schonungslose Unterwerfung des streitbaren "Heidentums" durch Feuer und Schwert ein.

    Nachdem die Grenzstriche durch ein Netz von Burgen gesichert waren - es entstanden als feste Plätze und nachmalige Städte Quedlinburg, Duderstadt, Nordhausen, Pöhlde, Grona, Goslar, Merseburg u. a. - und das sächsische und thüringische Wehrvolk eine genügende Schulung im Reiterkampf erfahren hatte, eröffnete König Heinrich I. aus dem Geschlecht der Ludolfinger den ersten Reigen der Ausrottungs- und Vernichtungsfeldzüge im ostelbischen Raum.
    Die überraschende Offensive traf zunächst die germanischen Gaue an Havel und Unterspree („Heveller"), deren Wasserfeste und Hauptplatz Brennaburg (= Brandenburg) nach schweren Kämpfen im Winter 928 fiel. Elbeaufwärts erlitt ein gleiches Schicksal die von Hermunduren und Herulern verteidigte Festungsstadt Jana (Gana). Was dort in den Augen der Sachsen nicht zum Sklavendienst tauglich schien, sprang über die Klinge. Der Bau der neuen sächsischen Trutz- und Markfeste Meißen besiegelte vorerst das Schicksal des eroberten Landes. Unterdessen war es auch den sächsischen Grafen Bernhard und Thietmar gelungen, die Wagrier und Heruler in Mecklenburg („Redarier" und „Obotriten") niederzuwerfen. Eine Erhebung der Unterdrückten brach nach Vernichtung ihres Hauptheeres in der Schlacht bei Lenzen a. d. Löcknitz 929 zusammen. Zwei Jahre später zog der König gegen die Lausitzer Gaue an der Oberspree, zerstörte 932 die große Stadt Lebusa und machte sich die germanischen Herren des Landes tributpflichtig.

    Was Heinrich I. im Osten des Reiches an Ausdehnung gewann, trachtete sein Sohn Otto I. (d. Gr.) zu festigen. Er übertrug die Hut der neuen Mark im Norden bei gleichzeitiger Verleihung des Herzogtums Sachsen seinem bewährten Kampfgenossen Hermann Billung und jene der Ostmark im Süden zwischen Saale und Bober dem Grafen Gero; die ebenfalls nach Osten vorgeschobene Thüringische Mark schützte gegen Schlesien und schloß am Oberlauf der Weißen Elster an das Egerland (Markgrafschaft Nordgau) des Herzogtums Bayern und an das Herzogtum Böhmen an. Aber schon zu Beginn seiner Regierungszeit war der junge König gezwungen, einem neuerlichen Aufstand der Heruler („Redarier") zu begegnen. Markgraf Gero trug obendrein zu einer weiteren Verschlimmerung der Lage bei: er lud 30 germanische Gaufürsten zu einem Festmahl und ließ die Ahnungslosen während des Gelages brutal niedermetzeln. Diese ruchlose Tat entfachte abermals eine Welle der Empörung. Heruler und Wandalen griffen zu den Waffen, unterlagen jedoch bald der militärischen Überlegenheit der markgräflichen Truppen. Brandenburg, hartnäckig verteidigt, fiel wiederum in die Hand der Sachsen; diesmal allein durch Verrat. Drakonische Straf- und Christianisierungsmaßnahmen folgten. Kirchliche Organisation sollte nun die Sicherung und Befriedung verbürgen. 948 entstanden die Bistumssprengel Havelberg, Brandenburg, Oldenburg, Zeitz, Merseburg und Meißen, 968 das Metropolitanerzbistum Magdeburg. Daß Otto d. Gr. nach Vernichtung des Magyarenheeres auf dem Lechfeld erneut gegen einen Teil des unzufrieden gewordenen sächsischen Adels, der die Heruler („Ukrer", „Liutizen" und „Obotriten") zu Verbündeten gewonnen hatte, zu Felde ziehen mußte, sei nur nebenbei erwähnt. Sachsen und Heruler erwiesen sich in der Entscheidungsschlacht an der Raxa (Recknitz) nicht nur als ebenbürtige Kämpfer, sondern nach Chronistenbeschreibungen auch ohne besonderen Unterschied in Aussehen und Waffenführung.

    Es entsprach dem Kriegsbrauch jener Zeit, daß der König den abgeschlagenen Kopf des gefallenen Herulerherzogs auf einer Stange befestigen und 700 gefangene Krieger enthaupten ließ. Markgraf Gero, dessen Bruder Wichmann auf herulischer Seite gegen das Reichsheer gefochten hatte, nahm nun alles Land bis zur Oder in Besitz. Für eine ausgreifende Siedlungsverdichtung und Sicherung des teilweise stark ausgebluteten Raumes fehlte es damals aller*dings an der ausreichenden Zahl nachfolgender deutscher Wehr*bauern. Willkür, Eingriffe in das alte Kult- und Brauchtumwesen sowie kirchliche Ausbeutung forderten schließlich unter der Regierung Ottos II. eine gewaltige und diesmal erfolgreiche Erhebung der von Wandalen, Rugiern und Dänen unterstützten Heruler heraus. Den Sachsen gelang es zwar kämpfend, das sogenannte Sorbenland zu behaupten, im übrigen aber wurde die vorgeschobene Reichsmacht nach dem Fall Brandenburgs und Havelbergs auf ihre alte Grenzlinie an der Elbe zurückgeworfen. Durch den einschneidenden Rückschlag, den die kirchliche Missionierung gleichzeitig erlitten hatte, vertiefte sich die Kluft zwischen den Reichsdeutschen und ihren „heidnisch" gebliebenen ostelbischen Verwandten. Heruler, Rugier und Wandalen - die „Sclavi" und „Wenden" der christlichen Geschichtsschreibung - waren wieder Herren ihrer angestammten Gaue und erholten sich erstaunlich rasch von den erlittenen Blutverlusten. Schon Im Jahr 1004 waren sie soweit erstarkt, daß König Heinrich II. sie als ernstzunehmende Bündnispartner achtete, mit ihnen Verträge über Durchmarschrecht und Neuerrichtung der Bischofssitze Havelberg und Brandenburg schloß und sich ihrer Teilnahme an seinen Kriegszügen gegen den mächtigen Dagonenfürsten Bolsleib I. (= "Boleslaw I." späterer Schreibung) nach Böhmen und in das Wartheland versicherte.

    Vorübergehende Erscheinungen einer indirekten Missionierung In den Wohngebieten der Heruler blieben Episoden. So hatte es zum Beispiel das diplomatische Geschick des Erzbischofs Adalbert von Bremen erreicht, daß sich in Westmecklenburg die Gaufürsten - an ihrer Spitze die angesehenen und einflußreichen Adeligen Gottschalk und Woldemar - bereitfanden, das Christentum ebenso wie die deutsche Herrschaft anzuerkennen. Als dann Gottschalk 1066 vom deutschen Königshof verbannt wurde, weil er das Festhalten starker Volksteile am Heidentum nicht zu ändern vermochte, war auch dieser stärkste Ansatz für eine organische Integrierung Ostelbiens auf friedlichem Wege vorerst vertan.

    Zu einer dauerhaft fortwirkenden Einbeziehung des Raumes bis zur Oder führte erst die zielbewußte Ostpolitik König Lothars III. von Supplinburg (1125-37). Hervorragende Männer sicherten ihm die wiedererstehenden Bollwerke der Reichsmacht und die Eindeutschung der einheimischen Bevölkerung: Graf Adolf von Schauenburg im Holsteinischen, Erzbischof Norbert zu Magdeburg, Konrad von Wettin in der Markgrafschaft Meißen und in der Lausitz, der Askanier Albrecht von Ballenstedt in der Nordmark (= Altmark in Brandenburg). Ihre Vorstöße und Eroberungen wurden von einer breiten Siedlungsbewegung getragen. Ostholsten, Wagrier und Heruler unterwarfen sich, nahmen das Christentum an und zählten hinfort „zu den Deutschen". Der Dänenkönig erschien als deutscher Vasall auf dem Reichstag zu Merseburg und sogar die Wandalen Pommerns fanden sich mit einer christlichen Missionstätigkeit ab. Albrecht von Ballenstedt, nach seiner Bernburg auch „der Bär" genannt, trat in die Erb*rechte des Wagrierfürsten ein und erkor Brandenburg zu seiner Residenz. Schließlich wurden die noch heidnisch gebliebenen Gaue während des Kreuzzuges von 1147, als dessen Speerpitze auch ansehnliche bayerische, quadische (mährische) und dänische Kontingente unter der Devise „Tod oder Taufe" fochten, überrannt und die Oderlinie für immer gewonnen.
    Herzog Heinrich, der Löwe (1129-95), setzte das begonnene Werk fort. Ihm ist die volle Eindeutschung der Germanen Lauenburgs, Wagriens und Westmecklenburgs zu danken. Seine kluge Befriedungspolitik erleichterte vor allem den Herulern die Vereinigung mit den zuziehenden Neusiedlern aus dem Westen. Nachdem er einen von Krakau im Einvernehmen mit der römischen Kurie angezettelten Angriff Jaskos von Köpenick, der den Kriegszug Kaiser Barbarossas in Italien stören sollte, abgewehrt hatte, zog er niederdeutsches Bauernvolk ins Land. Helmold von Bosau schrieb dazu in seiner Chronik:
    „Zuletzt, da die Sclaveni allmählich verschwanden, schickte er nach Utrecht und den Rheingegenden, ferner zu denen, die am Ozeane wohnen und von der Gewalt des Meeres zu leiden hatten, nämlich an die Holländer, Seeländer und Fläminger, und zog von dort gar viele Ansiedler herbei, die er in den Burgen und Flecken der Sclaveni wohnen ließ. . . . Von den Grenzen des Ozeans sind unzählige starke Männer gekommen und haben das Gebiet der Sclaveni bezogen und Städte und Kirchen gebaut, und haben zugenommen an Reichtum über alle Berech*nung hinaus."

    Das flämische Volkslied „Nach Osten wollen wir reiten" klang durch alle Westgaue des Reiches. Ostmecklenburg gab der Löwe nach seinem Sieg im Jahre 1163 dem Geschlecht des herulischen Fürsten Niklot als sächsisches Lehen zurück. Inzwischen hatte auch Adolf von Schauenburg sein erfolgreiches Befriedungs- und Siedlungswerk beendet und als seine Hauptstadt Kiel gegründet.

    Die Gegensätze zwischen Elbe und Oder verschwanden allmählich, sofern sie nicht ---- den Ordnungsvorstellungen des Mittelalters entsprechend -- in sozialer Hinsicht neu entstanden. Welche einigende Kraft der Verschmelzungsprozeß zeugte, erwies sich bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Als Friedrich II. im Jahr 1214 dem Dänenkönig Waldemar II. die von Heinrich dem Löwen gegründete Nordmark preisgab, waren es die deutschen Fürsten und Städte, die 1227 durch den Sieg bei Bornhöved die dänische Vorherrschaft brachen und die Küstengebiete zurückeroberten. Ohne Rückhalt im wehrhaften Bauerntum wäre ein derartiger Erfolg nicht möglich gewesen. Dadurch gelangte auch in Rügen, Vor- und Hinterpommern die Eindeutschungstätigkeit in die Hände der einheimischen germanischen Fürstengeschlechter, was zum natürlichen Anschluß dieser Gebiete an das Reich führte.

    Die Askanier kauften 1250 noch Lebus und nach 1260 die damals bis zur Küddow reichende Neumark hinzu. Das ostmärkische Deutschtum entstand. Es verstärkte sich in der Markgrafschaft Meißen und in der Lausitz.
    Bezeichnend für die nachwirkende Beständigkeit einmal eingeführter Begriffe ist der bis zum Ausgang des Mittelalters geübte Brauch, Ostelbien nach wie vor pauschal als Wandalen- oder Wendenland zu kennzeichnen. Noch Karten, die im 15. Jahrhundert entstanden, markieren alles Land zwischen Elbe und Weichsel mit dem räumlichen Gebietsnamen „Vandalia". Wie schon die deutschen Hansestädte Hamburg, Lüneburg, Kiel, Wismar, Rostock, Stettin, Greifswald, Stralsund, Anklam und Demmin als „Urbs Vandalica et Hanseatica" - unter diese offizielle Bezeichnung fiel auch Lübeck - urkundliche Erwähnung fanden und mit ihrem Kern ins Deutsche übertragen zum „wendischen Quartier" der Hanse wurden - Rostock führte übrigens den erklärenden Titel „Urbs Vandalica Hanseatica et Megapolitana" (=„Wandalische Stadt der Hanse und Mecklenburgs"!), so finden wir auch in der deutschen Übersetzung (Schede 1615-41) des von Nikolaus Marschalk (1470-1525) lateinisch verfaßten Werkes „Annalium Herulorum ac Vandalorum" durchgehend den Begriff „Vandali" mit dem deutschen Wort „Wenden" gleichgesetzt.

    Daß sich die regierenden Fürsten Deutschlands bis in die Neu*zeit durchaus darüber klar waren, welche Bedeutung dem fortlebenden germanischen Volkstum der Wandalen in Mitteldeutschland zukam, zeigen zwei viel zu wenig bekannte Beispiele:
    Nachdem Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg 1678 Stettin eingenommen und die Schweden aus Pommern verjagt hatte, hegte man am Kaiserhof zu Wien die Befürchtung, der Hohenzoller könne zu mächtig werden und insgeheim Separatbestrebungen verfolgen. Kaiser Leopold I. sandte daher dem Großen Kurfürsten die warnende Botschaft, er werde es „nicht dulden, daß am baltischen Meer ein neues Königreich der Wan*dalen entsteht."
    Der Markgraf von Brandenburg war nicht nur „des Heiligen Rö*mischen Reiches Erzkämmerer und Kurfürst, Herzog in Preußen, Jülich, Cleve, Berg, Stettin..." usf., sondern nannte bei voller Titelaufzählung auch die feierlich verbriefte Würde eines "Herzogs der Wandalen".

    Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts ist weder in der profanen noch in der kirchlichen Geschichtsschreibung eine Erwähnung des Auftretens völkischer Gegensätze zwischen Rhein und Weichsel während des Mittelalters feststellbar; eine Tatsache, die mit der historischen Wirklichkeit übereinstimmt. Wie das von kaschierenden Färbungen freigelegte und ergänzte Geschichtsbild zeigt, hat es im heutigen nord- und mitteldeutschen Raum niemals ein Eindringen oder auch nur vorübergehendes Siedeln fremdartiger Volksgruppen gegeben. Unter den deutschen Königen, unter den Schauenburgern, Wettinern, Askaniern und Welfen wurde in Ostelbien lediglich zeitverschieden nachvollzogen, was die Karolinger vorher im Westen und Süden des ostfränkischen Reiches bewirkt hatten: die christianisierten Ger*manen vermischten sich und bildeten das d e u t s c h e Reichsvolk.

    Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts verbreiteten der polonisierte Deutsche Brandtke und der hussitische Fanatiker Safarik die Lehre, das Land zwischen Weichsel und Elbe sei während der Völkerwanderung von den Germanen verlassen und durch aus dem Ostraum einströmende „Slawen" neu besiedelt worden.
    Sie beriefen sich dabei zeugnisheischend auf die „Chronica Sclavorum", die Helmold von Bosau im 12. Jahrhundert verfaßt hatte, und deren neueste deutsche Übersetzung anstelle des alten Begriffes „Sclavi" plötzlich das Wort "S l a v i " (ohne "c") erscheinen ließ. Es störte dabei nicht, daß der Historiker Schmeidler im Vorwort einer Übersetzungsausgabe besonderen Wert auf die Feststellung legte: „In Bezug auf die Übersetzung ist noch zu bemerken, daß die alten Namensformen meistens beibehalten sind, jedoch die Schreibung Sclaven' (mit "c" ) als zu störend aufgegeben ist." Der Hintergrund für eine so offensichtlich fälschende Praxis, die dann von der deutschen Geschichtsschreibung übernommen und allgemein anerkannt wurde, ist politischer Natur: man wollte sich nicht dem Verdacht aussetzen, etwa mit Absicht die ost- und südosteuropäischen Neustämme auf dem Wege der Geschichtslehre durch die Weiterverwendung des Ausdruckes "Sklaven" zu diffamieren. Da man sich darüber hinaus daran gewöhnt hatte, "deutsch" einfach mit "germanisch" gleichzusetzen, "Heiden" der Vergangenheit aber nicht zu den Deutschen zählten, zudem geschichtsrichtige Darstellungen über die wahre Vorentwicklung nur teilweise den dynastischen und kirchenpolitischen Überlegungen entsprachen, blieb man willfährig bei der verantwortungslosen Behauptung vom Bestehen eines „germanisch-slawischen Gegensatzes" als völkische Gegebenheit, die - unwidersprochen - als eine der gefährlichsten propagandistischen Waffen im Sinne der Reichsfeinde weiterwirkt. Nicht zuletzt lähmten kirchliche Sonderinteressen die Ansätze eines wissenschaftlichen Widerstandes. Welche Dämme gegen die Wahrheitsfindung noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgerichtet werden konnten, beweisen Ansinnen und Bindung des sogenannten Anti-Modernisten-Eides, der nach Einführung durch Papst Pius X. (1910) katholische Wissenschaftler und Professoren dem kirchlichen Dogma unterwarf und sie verpflichtete, ihre Forschungsergebnisse entweder der vertretenen Überlieferung anzupassen oder allenfalls sogar zu verleugnen, wenn sie sich nicht in das gewünschte Bild einfügen ließen.

    Römische Suprematie und ein unsinnig schwächliches Verhalten deutscherseits ermöglichten der Lehre Brandtkes und Safariks erst den unglaublichen politischen Durchschlag. Auf ihr fußte bereits die 1848 beschlossene Forderung des 1. Panslawisten-Kongresses zu Prag, innerhalb von 100 Jahren die Deutschen aus ihren, "den Slawen entrissenen" Wohngebieten ostwärts der Linie Stettin-Triest zu vertreiben.

    Um das komplexe Phänomen des „Slawentums" in seiner ganzen Tragweite erkennen und unseren Standort in der Verteidigung finden zu können, müssen wir uns erst mit der Sonderentwicklung im böhmisch-mährischen Raum und ostwärts der Oder befassen, ehe wir uns dem Hintergrund zuwenden, der uns Polen und Tschechen als reichsfeindliche Avantgarde gegen das Deutschtum bescherte.

    "If Germany re-establishes her trade in the next 50 years, we shall have fought the war (WW1) in vain
    ."
    Winston Churchill interviewed by the London Times in 1919

    "This is not a peace. It is an armistice for twenty years"
    French marshal Ferdinand Foch on the Treaty of Versailles in 1919

    "Our ideal is to round Poland off with frontiers on the Oder in the West and the Neisse in Lausatia, and to reincorporate Prussia, from the Pregel to the Spree. In this war no prisoners will be taken, there will be no room for humanitarian feelings. We shall surprise the whole world in our war with Germany."
    Polish newspaper Mosarstwowiecz (1930), three years before Hitler's rise to power.




  3. #3
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    Schlüsselraum Böhmen und Mähren
    Tatsachen volklicher Entwicklung
    (Seite 43 - 83)

    Die übliche Lehrmeinung suggeriert uns zwar seit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts eine verschwommene These von einem „gewachsenen Slawentum" im böhmisch-mährischen Raum, bleibt uns aber jeden Beweis für die Entstehung und Werdung dieses Volkswunders ohne Ursprung und Herkommen nach wie vor schuldig. Legenden, aus der Luft gegriffene Erfindungen und I Fälschungen sind alles, was man untermauernd zu bieten vermag. Nichts davon hält der Überprüfung stand, wenn längst sorgsam erforschte Tatsachen berücksichtigt werden. Aber was nicht sein soll, darf eben nicht wahr sein; ein Grundsatz politischer Falschmünzerei, der im Zuge des allgegenwärtigen Menschheitsbetruges unserer Tage wiederum zu hohen Ehren gelangte. Das Lügengespinst ist allerdings nicht dicht genug, um die verschmähte Wahrheit vollends aus der Welt zu bannen.

    Da uns ohne Einblick in die historischen Vorgänge jedes rechte Verständnis für die Belange der Gegenwart verwehrt ist, müssen wir uns von täuschenden Geschichtsschablonen trennen und uns mit der zutreffenden Volksgeschichte jenes natürlichen Festungsgebietes vertraut machen, das einst die Funktion eines mittel-europäischen Bollwerks gegen asiatische Einfälle aus dem Osten erfüllte, über ein Jahrtausend hinweg beherrschender Eckpfeiler des Reiches war und nach dem Zusammenbruch der österreichischen Doppelmonarchie in einen Rammkopf des Panslawismus moskowitischer Prägung, zum "Pfahl im Fleische Deutschlands" verwandelt werden sollte.

    Nach Aufnahme illyrischer Reste herrschten zwischen dem 5. und 1. Jahrhundert v.d.Ztw. die kulturell hochstehenden keltischen Volksstämme der Bojer und Cotiner im Lande Bojohaemum (lat.). Sie werden von römischen Chronisten ihres planvollen Ackerbaus, ihrer handwerklichen Kunstfertigkeit und Ihrer kriegerischen Tapferkeit wegen gerühmt und in ihrem Aussehen als sehr weißhäutig, blond- oder braunhaarig, blauäugig, im Gegensatz zu den damaligen Germanen kurzschädelig sowie hochgewachsen geschildert. Durch Abwehrkämpfe mit Cimbern und Daken und schließlich infolge Abgabe starker Kriegerkontingente zur Unterstützung der ihnen verwandten Helvetier gegen die Römer an Männern geschwächt, mußten sie die Ansiedlung der germanischen Buren und Marsingen in den freien Wald- und Alpgebieten der Kette Odergebirge, Riesengebirge und Elbesandsteingebirge dulden. Über diese Brücke rückten nach und nach weitere suebische Landnehmer ein, überlagerten die artverwandten Kelten in den Flachlandschaften und assimilierten langsam die alteingesessenen Bevölkerungsgruppen. Aus Schlesien verstärkt, drangen die Marsingen nach Süden bis an die Thaya und im Osten bis zu den Weißen Karpaten vor, schmolzen dort Teile der Cotiner ein und gaben Mähren seinen Namen. Germanische Korkonten besiedelten die „Wandilischen Berge" (= Wandalische Berge - Gebiet des Riesengebirges), Hermunduren setzten sich am Oberlauf der Elbe fest und im Westen ließen sich Naristen südlich des Fichtelgebirges nieder. Als sich der Zwang zur allgemeinen Auseinandersetzung mit der unentwegt vordringenden Macht Roms abzuzeichnen begann, kürten die Fürsten des großgermanischen Irminonenbundes (Sueben - lat. „Suavi") den markomannischen Fürstensohn Marbod zum Herzog; dem Bund gehörten u. a. die Stammesvereinigungen der Semnonen, Hermunduren, Langobarden, Markomannen, Quaden, Wangionen und Nemeter an. Der erwählte Edeling hatte in römischen Diensten nicht nur das Hee-res- und Kriegswesen des Imperiums, sondern auch die weitgesteckten Expansionsziele der Caesaren in Europa kennengelernt. Er wußte die vier Feldzüge des Drusus bis zur Weser und Elbe, die Unterwerfung Pannoniens durch Tiberius und den zunehmenden römischen Aufmarsch in Ufer-Noricum richtig einzuschätzen. Die strategische Bedeutung des böhmisch-mährischen Raumes war beiderseits bekannt.

    Marbod war entschlossen, dem Kaiser Augustus zuvorzukom-men. Über die römischen Truppenbewegungen unterrichtet, mar-schierte er im Jahre 8 v. d. Ztw. mit 70 000 Kriegern über das Fichtelgebirge, die Eger entlang bis zur Elbe und von dort nach Süden. Landnahmescharen aller Stämme des Irminonenbundes verstärkten die Besetzung und trugen zur Sicherung des nördlichen Donauraumes bei. Naristen, Korkonten, Buren und Marsingen zählten zu den Verbündeten. Ein verspäteter Versuch des römischen Kaisers, das linke Ufer der Donau zu gewinnen und Böhmen anzugreifen, scheiterte restlos.
    Unter Marbod, der die Würde eines Königs annahm, erstarkten die suebischen Stämme zu einem mächtigen Block. Die Haupt-und Festungsstadt Maroboduum wurde zum glanzvollen Mittel-punkt. Im markamannischen Böhmen und im quadischen Mähren (an der March . Fluß der Marsingen) blühten Ackerbau, Viehzucht, Hausindustrie und Handel. Römische Kaufleute ließen sich vorzugsweise in der Hauptstadt nieder. 4000 gut berittene Krieger bildeten eine schlagkräftige und stets alarmbereite Verfügungstruppe, die jedem Wink des Königs gehorchte. Darüber hinaus schützte ein den Römern abgerungener Friedens- und Freundschaftsvertrag die Donaugrenze im Süden. An diesem Zustand sollte sich auch nach Marbods Sturz bis zum Jahre 8 n.d.Ztw. nichts mehr ändern.

    Tacitus, der erwähnte, daß „im Hermundurenland die Elbe entspringt, neben den Hermunduren die Naristen und anschließend die Markomannen und Gluaden sitzen und nördlich von den Lugiern die Goten leben", bezeichnete Markomannen und Quaden als „Brustwehr Germaniens an der Donau"; und Ammianus Marcellinus schilderte sie „ungeheuer kriegerisch und mächtig". Damit die große Übersicht nicht verloren geht, soll an dieser Stelle die Ausdehnung der germanischen Großverbände, deren Gliederung bis 200 n. d. Ztw. unverändert blieb, festgehalten worden: Ingväonen - vom Rhein bis nach Jütland an den Ufern der Nordsee; Istväonen - zwischen Rhein, Weser und Aller; Irminonen - in Süddeutschland, am Main, in Thüringen, beider-seits der Elbe bis zur Oder und in Böhmen und Mähren sowie Ober- und Niederösterreich nördlich der Donau; Wandalen -- zwischen Oder, Weichsel und Bug, südlich von Warthe und Netze und nördlich der Karpaten; Goten - im Weichselmündungsgebiet; Rugier und Burgunder - nördlich der wandalischen Wohngebiete; Hillväonen - in Skandinavien; Skiren und Bastarnen - frontal an der unteren Donau.
    Alle diese locker gefügten Gemeinschaften unterteilten sich in Stämme, die sich ihrerseits wiederum in Gaue und die Gaue in Markgenossenschaften gliederten.
    Wenn nun heute kommunistische Hofhistoriker in Prag erklären, die lateinische Bezeichnung „Suavi" sei eine begriffliche Alt-form für die Erwähnung der „Slawen" in völkischer Hinsicht, so ist das entweder auf eine haarsträubende Unkenntnis zurückzuführen oder aber ein Zeugnis dafür, daß die Sachkenner unter den Verdrehungskünstlern entgegen ihren öffentlichen Bekundungen insgeheim sehr wohl mit dem wahren Sachverhalt von der Nichtexistenz eines „slawischen Volkstums" vertraut sind.. Würde man nämlich ihrer absurden Argumentation konsequent folgen, so hätten wir in allen „Suavi" (Sueben, Sweben =Irminonen), also auch in den erwähnten Semnonen, (Kernvolk der späteren Alemannen), Hermunduren (im Verein mit Angeln und Warnen die Gründer des Thüringer Reiches), Langobarden, Markomannen, Quaden usw. „Urslawen" zu erblicken.
    Was weiterhin von den slawophilen Spekulationen zu halten ist, beweisen die folgenden Abschnitte der Volks- und Landesgeschichte:

    Im Jahre 89 forderten die unausgesetzten Kampfhandlungen der römischen Legionen Kaiser Domitians gegen die Chatten einen Entlastungsangriff der Markomannen heraus, der mit einem überlegenen Sieg über die Römer endete. Seit Marbod ständig an Volkszahl zunehmend, hatten die Herren Böhmens abermals ihre Kraft demonstriert. Ihr tonangebender Einfluß unter den suebischen Stämmen blieb unbestritten. Während der hartnäckigen Expeditionskriege Marc Aurels fiel ihnen daher erneut die Führungsrolle zu. Verbündet mit Hermunduren, Langobarden, Semnonen, Buren, Wandalen, Jazygen und Bastarnen stießen die Markomannen-Quaden über die Donau hinweg, besiegten oder vernichteten ein römisches Heer nach dem anderen und brachen in Oberitalien ein. Nur nach größtem militärischen Aufwand gelang es Marc Aurel, diese Germanen wieder auf das nördliche Donauufer zurückzudrängen. Vierzehn Jahre dauerte das erbitterte Ringen. Jedoch das Ziel Roms, die Markomannen unter seine Botmäßigkeit zu zwingen und in Böhmen Fuß zu fassen, wurde nicht erreicht. Am Nordufer der Donau hielt ein unversöhnlicher Gegner, der sprungbereit auf den rechten Augenblick wartete, um die römische Vorherrschaft in Raetien (Süddeutschland westlich von Naab und Inn), Noricum und Ober-Pannonien endgültig zu brechen.

    Nach den sogenannten Markomannenkriegen (166-180) ließen die unternehmungslustigen Jungkrieger Böhmens und Mährens den Römern keine Ruhe mehr. Ihre Scharen fielen immer wieder in Noricum und Pannonien ein, machten die reichen Provinzen Oberitaliens unsicher und erkämpften schließlich im 4. Jahrhundert römische Tribute an ihr Volk. Eintragungen im römi-schen Staatshandbuch aus dem 5. Jahrhundert heben im Zusammenhang mit einem Bündnis, das der christliche Missionar Ambrosius im Interesse Roms zustandegebracht hatte, Machtstellung und Volkskraft der Markomannen besonders hervor. Da diese zu jener Zeit gegen eine christliche Bekehrungstätigkeit nichts einzuwenden hatten, überbrachte Ambrosius der markorrrannischen Königin Fritigii einen eigens für sie zusammengestellten und kunstvoll geschriebenen Katechismus als besonderes Geschenk.

    Der Sammelname „Böhmen" für alle Germanen im gleichbezeichneten Raum - Ptolemäus schrieb schon im 2. Jahrhundert von den „Bainochaimai" - ist frühen Ursprungs. Aus den ersten Verwendungsformen entstanden geläufige Begriffe wie „Boemanni", „Behemi" oder „Boemi" für „Marcomanni", die in „Beheim" (= alte Form für Böhmen) sitzengeblieben waren, während die suebischen Landnehmer in Süddeutschland ostwärts des Lech - vom Zeitpunkt der Besitzergreifung des nachmaligen bayerischen Siedlungsraumes um 500 an - abwandelnd „Bojoarier" (= die aus „Bojerheim" stammenden!) „Baiuari" oder Bajuwaren (= Baiern, Bayern) genannt wurden.

    Von Awaren-Einfällen blieben Böhmen und der größte Teil Mährens unberührt. Die dort ansässige markomannisch-quadische Grundbevölkerung erhielt lediglich Verstärkung durch Langobarden, Goten, Heruler, Wandalen und Rugier, die in die Sicherheit des natürlichen Festungsraumes ausgewichen waren. Soweit es die landschaftlichen Vorteile zuließen, konnten sich Quaden und Rugier sogar im niederösterreichischen Weinviertel, Im Viertel unter dem Wienerwald, in Südmähren, in Westungarn und in der Westslowakei gegen die asiatischen Reiter behaupten. Über das Einsickern eines fremdvölkischen Elements in den germanisch besiedelten böhmisch-mährisch-donauländischen Raum zwischen dem 4. und 8. Jahrhundert weiß die zeitgenössische Chronistenumwelt nichts zu berichten. Der berühmte Geograph von Ravenna ordnete im 7. Jahrhundert alle Bewohner Böhmens, Mährens und Bayerns in das suebische Volkstum ein und faßte sie im Sammelbegriff „Maurungani" zusammen; vermutlich deshalb, weil er in den Quaden, die beiderseits der March auffallend dicht siedelten, das Kernvolk sah. Unfreie Bedienstete und vereinzelte Hintersassen aus den Reihen eingebrachter oder flüchtiger Chorwaten, Cotiner und Sarmaten bildeten als Fremdarbeiter nur eine verschwindende Minderheit, die nicht zählte. Sofern diese artverwandten, aber entwurzelten und verwilderten Dienstleute - sie waren zumeist drückendster awarischer Sklaverei entronnen oder hatten im Schutz unwirtlicher Berg- und Waldzonen ein jämmerliches Leben geführt - die Bedingungen der leistungsbestimmten germanischen Gesell-Berichterstatter des karolingischen Hofes, eindeutig mit der Feststellung: „Sueui non sunt nati, sed seminati" („Die Sueben wurden nicht geboren, sondern gesät."), womit er die große Be-völkerungszahl meinte. Zu den Sueben werden in der gleichen Aufzeichnung auch die Hehfeldi, Nortabtreci, Osterabtreci, Sleenzane usw. Ostelbiens gezählt; Namen, die in modernen Geschichtsatlanten fälschlich für „slawische Völker" stehen.

    Ihrer mährischen Rückendeckung beraubt, kämpften die Gaufürsten Böhmens nur noch kurze Zeit gegen eine Entwicklung an, der sie nicht mehr zu entrinnen vermochten. Ihre Abwehrerfolge in den Jahren 805/6 schoben den Verlust ihrer Unabhängigkeit lediglich auf. Nicht zuletzt die Teilung des karolingischen Reiches (817) zwang jeden König Ostfranciens, sich der abschirmenden Schlüsselfestung Böhmen zu versichern. Nach der Reichsteilung von Wirten (Verdun, 843) endlich fühlten sich die „duces Boemanorum" einer fortgesetzten Auseinandersetzung mit der Königsmacht nicht weiter gewachsen. Sie entsandten daher 849 ihre Vornehmsten als Friedensdelegation zu Verhandlungen mit Thaculf, einem Bevollmächtigten König Ludwigs, der die „Gesetze und Bräuche" des Volkes der „Sclavi" kannte; und erreichten ein zunächst befriedigendes Ergebnis: weitestgehende Autonomie bei Anerkennung der Oberhoheit des deutschen Königs. Daß die missionseifrige Kirche mit einer solchen Lösung, die das Heidentum der Boemannen unangetastet ließ, nicht einverstanden war, geht aus den „Annales Xantenses" hervor. Man empfand das königliche Zugeständnis als eine Niederlage des Christentums. Ludwig der Deutsche gab dem Drängen des Klerus, Böhmen für die Missionierung zu erschließen, erst nach, als der von ihm anfänglich protegierte Magmarenfürst Zuentibald („Großmährisches Reich") seine Macht bis an die Sudeten auszudehnen begann. Ein Kriegszug beendete 872 die Unabhängigkeit der Boemannen. Herzog Borwieg und die geschlagenen Gaufürsten Heriman, Spoitimar, Zuentislan, Witislan und Moyslan (letztere drei Namen sind gotischen Ursprungs!) ließen sich taufen. Vorderhand bis 894 den Cluaden in Mähren teildienstpflichtig, wurde Böhmen „in die Schicksalsgemeinschaft und Gewalt der Bayern" einbezogen. Den „Annales Fuldenses" zufolge erschienen 895 „alle Herzoge der Boemannen aus dem Sclavilande" („de Sclavonia omnes duces Boemanorum") in der bayrischen Herzogsstadt Regensburg - unter ihnen auch die Fürsten Spitgniew (got.) und Witizla (got.) - und gelobten im Namen ihrer Gaugemeinschaften dem deutschen König Treue, Gehorsam, Tribut und Waffenhilfe.

    Um die neugewonnenen Vasallen Böhmens unter Kontrolle zu halten, verfuhren die deutschen Könige nach dem alten Prinzip „divide et impera". Sie verliehen der ersten Welle der Christianisierten und einer Auswahl Nachfolgender, die ihnen militärisch, wirtschaftlich und politisch nützlich zu werden versprachen - darunter Adeligen samt Gefolge, ganzen Burgen-, Mark- und Städtegemeinschaften, Ständen und einzelnen Personengruppen -, besondere Privilegien, unterstellten sie als reichsunmit-telbare „convices" mit eigener Rechtspersönlichkeit königlichem Schutz und entzogen sie damit der direkt anwendbaren herzoglichen oder gräflichen Verfügungsgewalt. Diese Sonderordnung führte in der Entwicklung zwangsläufig zu Spannungen zwischen Bevorzugten und Benachteiligten. Christliche „Boemi" standen heidnischen „Sclavi" gegenüber. Mit fortschreitender Christianisierung wurden aus ihnen reichsunmittelbare „Teutonici" (Deutsche) und minderberechtigte, weil Herzog und Adel unterworfene „Boemi" (Böhmen). Der so entstandene Gegensatz, den die Kirche fortan zum Schaden des deutschen Königtums auszunützen verstand, verschärfte sich, als der böhmische Adel einem beinahe schrankenlosen Machtmißbrauch verfiel, - übrigens eine Erscheinung, die in den meisten deutschen Landen gleichzeitig einsetzte. Während die „Teutonici" im Schutze ihrer gesicherten Rechtsprivilegien frei blieben und ihre schöpferische sowie wirtschaftliche Kraft entfalten konnten, fielen die übrigen Böhmen hilflos der adeligen und kirchlichen Willkür zum Opfer; sie gerieten nach und nach in das Elend des Frondienstes und der Leibeigenschaft. Auch die sogenannten ersten Deutschenverfolgungen sind nicht im Sinne volkstumspolitischer Feindseligkeiten zu werten. Allein Habgier und Ingrimm darüber, daß er nicht über alle Untertanen frei gebieten durfte, veranlaßten Herzog Spitgniew II. zu dem Versuch, der Gefolgschaft des deutschen Königs auf böhmischem Boden die verbriefte Rechtsbasis zu entziehen. Zur Ordnung gerufen, bestätigte allerdings der Nachfolger des rabiaten Fürsten, Herzog Wartleib II. (glagolitisch verballhornt: Wratislaw!), alle Rechte, die den Deutschen zustanden, als unantastbar.

    Ausgenommen Iglau und Brünn, die nach süddeutschem Recht selbständig eine oberste Gerichtsbarkeit unterhielten, schlossen sich alle Städte Böhmens und Mährens, deren Zuordnung nicht durch Verleihung festgelegt war, je nach Ausübung süd- oder norddeutschen Rechts dem jeweils zuständigen Nürnberger oder Magdeburger Oberhof an. Die Rechte der Reichsunmittelbaren fanden im „Sobieslaum", einem Dekret des Herzogs Sobieslaus II. (13. Jhdt.) erneut ihre landesverbindliche Verankerung. Darin heißt es ausdrücklich: „Wisset, daß die Theutonici freie Menschen sind!" Auf diese Sonderstellung ist auch die Klasseneinteilung in „Boemii primi ordinis" („Böhmen erster Ordnung") und „Boemii secundi ordinis" („Böhmen zweiter Ordnung") zurückzuführen.

    Während die städtischen Siedlungen nach und nach Handwerker, Kaufleute und Kleriker aus Mittel- und Westdeutschland an sich zogen, gab es in Böhmen bis zum Ende des 14. Jahrhunderts keine aus dem übrigen deutschen Reichsgebiet zugewanderten Bauern, sondern ausschließlich „reichsdeutsch" gewordene Alt-ansässige, die in dörflicher Ordnung nach emphyteutischem Recht lebten, d.h. als unabhängige und lastenfreie Herren ihrer Höfe über ihren Besitz uneingeschränkt verfügen konnten.
    Dem gleichen Vorgang war Mähren unterworfen. Nur setzte er dort etwas später ein. Zwischen 803 und 955 erlebte das Land der Quaden eine weitgehend getrennte Geschichte, die nicht übersehen werden darf.

    *Als das karolingische Königtum durch innere Machtkämpfe und Erbstreitigkeiten bis in seine Grundfesten erschüttert wurde, un-ternahmen die Gaufürsten der „Maharenses" zielstrebig den Versuch, sich der fränkischen Oberhoheit zu entziehen und ihren Volksraum unter einheitlicher Führung abzusichern. Herzog Magmar, der eine Restauration der alten Quadenmacht anstrebte, dehnte seine Herrschaft auf das niederösterreichische Weinviertel und auf die Westslowakei aus. (Magmar - urkundlich auch „Moymar", Jahrhunderte danach verballhornt in „Mojmir"). Bündnisverhandlungen mit schlesischen Wandalen und böhmischen Gaufürsten sowie sich abzeichnende Einflußnahme in Oberpannonien riefen Ludwig II. auf den Plan. Der König fürchtete eine reichsunabhängige suebische Blockbildung, die dem ohnehin beträchtlichen Widerstand der ostelbischen Gaue gegen die fränkisch-sächsischen Unterwerfungsversuche ernstzunehmenden Rückhalt verleihen konnte, und zog 846 nach Mähren. Magmar beugte sich, wurde abgesetzt und durch seinen Neffen Rastiz, der Ludwig den Lehenseid leistete, verdrängt. (Rastiz = Reinlieb, glagolitisch verballhornt in „Rastislaw").
    Ludwig der Deutsche war schlecht beraten. Der neue Herzog dachte nicht daran, eine fränkische Bevormundung hinzunehmen, verschwor sich mit Adeligen der pannonischen Markgrafschaften und konspirierte alsbald mit Sendboten des griechischen Kaisers. Byzanz nahm die günstige Gelegenheit wahr, dem stetigen Vordringen der lateinischen Mission und der wachsenden politischen Macht des römischen Papsttums auf vorgeschobenem Feld entgegenzutreten. Da sich das mährische Schlüsselland als ideale Ausgangsbasis für eine kirchliche Gegenbewegung anbot, entsandte Kaiser Michael III. (863) die bewährten Mönche Konstantin und Methodios in das Land der Quaden. Was aber die Byzantiner geplant hatten, gereichte der Romkirche zum Vorteil. Papst Nikolaus I. gewann die beiden ehrgeizigen Griechen für sich und spannte ihre Konzeption vor den Wagen seiner reichsfeindlichen Politik. Durch Aufbau einer sowohl von byzantinischen als auch fränkischen Einwirkungen gleich freien und dem päpstlichen Willen bedingungslos gehorchenden Missionskirche sollte vorerst von Mähren ausgehend bis nach Dalmatien hinunter ein haltbarer Riegel geschaffen werden. Konstantin und Methodios rechtfertigten das Vertrauen des Papstes. Von Rastiz weiterhin geschützt, dämmten sie trotz heftigen Widerstandes das Wirken der fränkisch-bayrischen Mission ein und verbanden ihre „Bekehrungs"-Tätigkeit geschickt mit einer reichsfeindlichen Agitation. Bald griff die politische wie kirchliche Abfallbewegung auf Oberpannonien über. Fürst Kosel, der in Mosaburg unweit des Plattensees als Lehensmann des Königs residierte, reihte sich in die entstehende Front der Abtrünnigen ein. Als endlich Papst Hadrian II. den Mönch Methodios zum mährisch-pannonischen Erzbischof erhob, ihm den Legatentitel verlieh und die Christianisierung aller „Sclavi" seiner Mission übertrug, holten die Bischöfe von Salzburg und Passau zum Gegenschlag aus. Sie bestritten die Rechtgläubigkeit der „Methodianer" und bewogen den König, einzuschreiten. Rastiz, der den Lehenseid gebrochen hatte, wurde seiner Würden entkleidet, vom Gaufürsten Zuentibald gefangen genommen und den Franken ausgeliefert. Methodios fiel ebenfalls in fränkische Hände und wanderte 870 in schwäbische Klosterhaft. Sein Bruder Konstantin, der den kirchlichen Namen Kyrillos angenommen hatte, war kurz zuvor in Rom gestorben. Dank päpstlicher Bannflüche erlangte Methodios allerdings schon 873 wieder die Freiheit und kehrte nach Mähren zurück, um sein Werk fortzusetzen. Er wurde dort geduldet und von Papst Johannes VIII. im Jahr 880 abermals autorisiert.

    Herzog Zuentibald, 871 mit dem Marchgebiet belehnt, verfolgte die Ziele Magmars und beschwor dadurch einen neuen Konflikt mit den Franken herauf. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern gelang es ihm aber, die eindringenden Expeditionsheere des Königs siegreich abzuweisen. Nicht geringen Anteil an diesen Erfolgen hatte der quadische Gaufürst Sclagomar (- sein Name wurde erst von neutschechischen Historikern in „Slavomir" umgefälscht!). Ludwig II., dem es vorwiegend um die Stabilisierung der Grenzen im Osten ging, erklärte sich verhandlungsbereit. 874 kam der Vertrag von Forchheim zustande, der dem neuen Quadenreich („Großmährisches Reich") weitestgehende Unabhängigkeit zubilligte, dem König aber die Treue Zuentibalds einbrachte. Nach wenigen Jahren umfaßte der mährische Herrschaftsbereich nicht nur den Großteil der alten quadischen Siedlungsgebiete, sondern erstreckte sich auch in Pannonien bis an den Granfluß und beiderseits des Oberlaufs der Oder bis nach Schlesien hinein. Böhmen war mittlerweile teildienstpflichtig geworden.

    Nachdem Methodios 885 gestorben war, ließ Zuentibald die Jünger der glagolitischen Mission des Landes verweisen, untersagte deren Liturgie und setzte den deutschen Bischof Wiching als kirchliches Reichsoberhaupt ein. Die Saat der Spalter war in Mähren unfruchtbar geblieben.
    Allein der bisher geschilderte Sachverhalt beweist die Unhaltbarkeit der seit dem 19. Jahrhundert zur „historischen Wahrheit" erhobenen Legendenbehauptung über Leben und Werk der angeblichen „Slawen-Apostel" Kyrill und Method.

    König Arnulf von Kärnten, ein Enkel Ludwigs des Deutschen, bestätigte erneut das beschränkte Hoheitsrecht Zuentibalds in Böhmen, wollte jedoch eine gänzliche Einbeziehung der böhmischen Gaue in die mährische Machtgewalt nicht gelten lassen. Darüber kam es 892 zum Krieg. Arnulf unternahm zwei verlustreiche Feldzüge, die jedoch keine Entscheidung brachten. Erst der Tod des klugen und energischen Quadenfürsten im Jahr 894 änderte die Lage zugunsten des Königs. Zuentibalds Söhne - Magmar, Zuentibald und Gotefriedus - unterwarfen sich der ostfränkischen Oberherrschaft. Ihre folgenden Streitigkeiten mußten 901 vom bayrischen Herzog geschlichtet werden. Uneinigkeit und Fehden lähmten weiterhin die Abwehrkraft des Volkes. In diesen Schwächezustand versetzt, erlag das Quadenreich dem Ansturm der Magyaren. Das ineinandergreifende Volkstum der Quaden, Marsingen, Rugier und Langobarden in Mähren und Pannonien wurde von der Katastrophe vollständig überrascht und vermochte sich nicht mehr zu erholen. Mähren stellte fortan ein Anhängsel Böhmens dar; Quaden und Rugier in der heutigen Slowakei dagegen erlitten das Schicksal einer „misera contribuens plebs" der Magyaren. Nach der Schlacht auf dem Lechfeld (955) erfolgte die endgültige Teilung des ehemaligen Quadenreiches: das Weinviertel und das Viertel unter dem Wienerwald fiel der bayrischen Ostmark zu, Mähren erhielt die Rolle einer Markgrafschaft zugewiesen und die Westslowakei sowie Oberpannonien blieben den Magyaren überlassen.

    Wie der freigelegte Geschichtsablauf zeigt, hat es - vergleichsweise als Gegensatz zu den Germanen - kein fremdvölkisch getragenes oder regiertes „Großmährisches Reich" gegeben. Daran kann auch die nachträglich geübte Umfunktionierung von Wortbegriffen und Benennungen nichts ändern. Zuentibald trug einen rein germanischen Namen und hieß keineswegs „Swatopluk" (- es gab übrigens auch einen Sohn Arnulfs von Kärnten namens Zuentibald!). Gleiches gilt z. B. für Kosel von Mosaburg, der von der neueren Geschichtsschreibung leichthin als „Kozel" zu den „slawischen Fürsten" Pannoniens gezählt wird. Ebensowenig waren Fürst Liudewit, seine Gefolgschaft und seine Nachfolger „slawischen" Geblüts. Die Gebiete südlich der unteren Drau (nachmalige Untersteiermark) waren damals rein germanisch besiedelt. Über die urkundlich belegte Tatsache, daß die Adelsumgebung aller dieser Fürsten ausnahmslos germanische Namen führte, schweigt man heute wohlweislich. Namen wie Altwart, Werinhar, Dridepercht, Wellehelm, Gunther, Waltilo, Arfrid, Deotbald, Liutemir, Engilhast usw. taugen natürlich nicht recht für die Glaubhaftmachung einer „slawischen" Existenz nichtgermanischer Herkunft.

    Die volkliche und gesellschaftspolitische Entwicklung innerhalb der Markgrafschaft Mähren unterlag dann im fortschreitenden Mittelalter dem gleichen Prozeß wie in Böhmen. Reichsunmittelbare „Teutonici" sahen sich den zumeist rechtlich schlechter gestellten und unfreien Untertanen der Landesfürsten gegenübergestellt.
    Das böhmische Herzogtum des Hochmittelalters unterschied sich In seinen Grenzen wesentlich von jenem Gebiet, das wir heute in den Begriff Böhmen einzubeziehen gewohnt sind. Es fehlten vor allem das Egerland, der gesamte südliche Böhmerwald bis zum Kamm des Planskerwaldes sowie das südliche und ost-wärtige Vorgelände der damaligen Gauburgen Chinow, Teindles und Netolitz als Bestandteile des bayrischen Stammesherzog-tums. Auf Geheiß des deutschen Königs erstreckte sich die Herr-schaft der in babenbergischen Diensten stehenden Grafen von Kuenring aus sächsischem Geschlecht - ihre Hauptburg war die mächtige Feste Dürnstein in der Wachau --- auf ganz Südböh-men bis zum Moldauursprung. Unter ihnen blühten' besonders die Städte Krumau, Weleschin, Poreschin, Rosenberg, Gratzen und Budweis sowie die Siedlungsgebiete um Krumau, Gratzen, Schweinitz und im Wittingau auf.

    Da sich bis zum heutigen Tage trotz eifrigen Forschens nicht der geringste Beweis für die landläufige Behauptung erbringen ließ, nichtgermanische „Slawen" seien in den böhmischen Raum „eingedrungen", hätten das Land „besetzt" und kraft der Stärke ihres Stammes der „Tschechen" den bodenständigen Adel sowie die herrschenden Fürstengeschlechter hervorgebracht, be-gnügt sich die einseitig festgelegte Kathederlehre mit der sim-plen Ausflucht, die Geschichte Böhmens bis zum Ende des 9. Jahrhunderts sei nur aus dem „Dunkel der Sage" deutbar. Vor diesem nebelhaften Hintergrund hebt sich die Gestalt Herzog Wenzels I., der dem Christentum endgültig zum Durchbruch verhalf und dafür heilig gesprochen wurde, als historische Eintrittspersönlichkeit um so strahlender ab. Weil aber auch für seine Zeit und jene seiner Nachfolger urkundliche Hinweise auf das Vorhandensein eines landesbeherrschenden „Tschechen-tums" fehlen, akzeptiert man bedenkenlos nicht nur frühe, kirchenpolitisch begründete Umdeutungen, sondern auch die fäl-schenden Darstellungen der reichsfeindlichen Slawophilen des 19. und 20. Jahrhunderts. Tatbestände und Zusammenhänge, die das gefällig konstruierte Geschichtsbild stören könnten, werden hartnäckig verschwiegen oder in Abrede gestellt.

    So hat es zum Beispiel wohl eine germanische Dynastie der Premysliden gegeben, niemals aber eine solche „slawischer" oder gar „tschechischer" Abkunft. Herzog Borwieg (= fälschlich „Boriwoj"), der sich nach der Niederlage der Boemannen im Jahr 872 zusammen mit seiner Frau Ludmila in der alten Markomannensiedlung Parhag (Prag-Altstadt) dem Taufakt unterzog, entstammte dem Geschlecht des Warägers Pramysil (germ. Name; später abgewandelt in „Premysl"), der in Nordböhmen die Tochter eines Korkontenfürsten namens Linbucha ( = Linde--Buche, Sagenname „Libussa") gefreit hatte.

    Als Residenz diente den Premysliden die Hochburg Wissehrad (Wyschehrad) südlich von Prag; die Festung war einst auf Veranlassung des Langobardenfürsten Wacho erbaut worden und hieß ursprünglich „Wisigarda".

    Sowohl Borwiegs Söhne Spitgniew (got.) und Wartislaw (got., Wartlieb, fälschlich „Wratislaw"), als auch sein Enkel Waglaw ( - Waglieb, fälschlich „Wenzeslaw", daraus „Wenzel I.") hielten den ostfränkischen Königen die Treue. Als dann Heinrich I. der inneren Zerrüttung des karolingischen Ostreiches Einhalt gebot und die machthungrigen Adelsgeschlechter der Kernlande wieder unter den Königswillen zwang, mündete auch Böhmen 928-ähnlich wie die anfangs widerstrebenden Stammesherzog-tümer Schwaben (919), Bayern (921) und Lothringen (925) - als integrierender Bestandteil in die vereinigende Gesamtentwicklung ein. Der erste deutsche Wahlkönig blieb gleichzeitig Herzog von Sachsen und Thüringen und beanspruchte nur die Vorrechts- und Vormachtstellung im Reich. Unter Anerkennung der natürlichen Volksgliederung gewährte er den Herzogtümern eine weitgehende Autonomie.
    Das törichte Unterfangen, Gegebenheiten und Ereignisse des Mittelalters nach nationalpolitischen Maßstäben der Neuzeit zu beurteilen und willkürlich modelnd einem vorgefaßten Denkmodell anzupassen, hat nicht wenig zur Fehldeutung innerböh-mischer Vorgänge beigetragen. „Nationale Gegensätze" gab es damals in Böhmen ebensowenig wie im übrigen Europa. Motive und Praktiken der blutigen Familien- und Machtkämpfe finden sämtlich ihre Entsprechungen in gleichartigen Erscheinungen der fränkischen, englischen oder dänischen Herrschafts- und Adelsgeschichte. Dies gilt sowohl für die Rebellion des Premys-liden Wollieb (--- fälschlich „Boleslaw") gegen seinen älteren Bruder Wenzel, als auch für die Mordaktionen und Fehden der Herzöge Wollieb II. ( = „Boleslaw II.") und Wollieb II., der die vorübergehende Beherrschung Böhmens und Mährens durch den Dagonenfürsten Wollieb (-- polonisiert „Boleslaw Chrobry") heraufbeschwor, für die Machtergreifung Udalrichs, für die Regierungszeit Brantliebs I. ( - fälschlich „Bretislaw"), der wegen Unbotmäßigkeit vom König bekriegt und danach Heinrichs III. treuester Reichsfürst wurde, sowie für die mörderischen Anschläge der Herzöge Spitgniew II. und Zuentibald (= „Svatopluk") gegen mißliebige Adelsfamilien. In landesinterne Streitig-keiten mischten sich die deutschen Könige nur dann ein, wenn tatsächliche oder vermeintliche Reichsinteressen auf dem Spiele standen.

    Weder die böhmischen und mährischen Landesherren noch der tonangebende einheimische Adel des 11., 12. und 13. Jahrhunderts gehörten einem nichtgermanischen Volkstum an. Allein der Versuch einer auszugsweisen Aufführung der urkundlich überlieferten rein germanischen und zumeist noch heute im deutschen Sprachraum gebräuchlichen Namen von höchsten Würdenträgern am herzöglichen, markgräflichen und königlichen Hof (Kanzler, Hofmarschälle, Kämmerer, Mundschenke, Schwert-träger, Küchenmeister u.a.), von Grafen, Vögten, Burggrafen, Kastellanen, Rittern, Landeshauptleuten, Landamtmännern, Pflegern, königlichen Richtern, Notaren usw., sowie die ergänzen-den Nachweise ihrer germanischen Abkunft würden einen eige-nen Dokumentenband füllen. Auf Grund dieser unleugbaren Tatsache mußte selbst der panslawistische Vorkämpfer Koneczny bekennen, „daß man die Tschechen anderwärts als deutschen Stamm be-trachtete, denn nichts Slawisches ging aus dem Lande hervor."
    Der bemerkenswert wahrheitsliebenden Feststellung wäre nichts hinzuzufügen, wenn Koneczny im Jahre 1897 seiner Umwelt auch die Bedeutung der Namensfindung „Tschechen" erklärt hätte. Denn der erwähnte Sammelbegriff, eine Verdeutschung der willkürlich aus dem Mittellateinischen rückübersetzten Form „Cech" für „Bohemus" ( = „der Böhme") erfaßte in seiner Grundbestimmung alle Bewohner Böhmens einschließlich der Reichsunmittelbaren (= Deutschböhmen). Dazu durfte sich natürlich ein Jünger des „Wiedererweckers" Safarik nicht beken-nen. Weil es seine Aufgabe war, „tschechische Ansprüche" auf das „slawische" Schlesien glaubhaft zu machen, vertrat er trotz aller Widersprüchlichkeiten die Thesen des begabten panslawi-stischen Geschichtsklitterers Frantisek Palacky (1798-1876).
    Das fünfbändige, kunstvoll zusammengestellte Legendenwerk Palackys war unter dem anspruchheischenden Titel „Geschichte Böhmens" zwischen 1836 und 1867 sogar in deutscher Sprache erschienen. Es wurde nicht nur kritiklos zur Kenntnis genom-men, sondern überdies von deutschen Literaten und liberalen Phantasten, die in „Völkerfrühlings"-Illusionen schwelgten, be-geistert kommentiert.
    Da sich die deutsche Geschichtsschreibung ohne Prüfung des Sachverhalts sofort auf die mundgerecht fabrizierten „Erkenntnisse" des „Altcechen"-Führers zu stützen begann, glückte einer kleinen Gruppe panslawistischer Ver-schwörer mittels dieser geschickten Mischung aus Erfindung, Fälschung und Umdeutung der weiterwirkende Einbruch in die Gedankenwelt des städtischen Besitzbürgertums, das im Laufe der Zeiten aus der Klasse der „Boemii secundi ordinis" heraus-gewachsen war. Auf diesem Nährboden gedieh - agitatorisch angeheizt - ein bis dahin gänzlich unbekannter, antideutsch ausgerichteter „tschechischer Nationalismus", der nicht etwa der Bewußtseinswerdung eines erwachenden Volkstums entsprach, sondern ganz einfach unterschwellige Neid- und Mißgunstgefühle einer in ihrer Entwicklung zurückgesetzten Bevölkerungsschicht auffing und katalysierte, durch Anspruchserhebung in klassenkämpferischen Haß verwandelte und geschichtsideologisch kaschiert gegen die altprivilegierten, kulturell höherstehenden, gebildeten, selbstbewußten und erfolgreichen Deutschböhmen mobilisierte.
    Die Lage nach dem ersten Panslawisten-Kongreß zu Prag kenn-zeichnet zutreffend ein Untersuchungsbericht vom 10. Juni 1851 an den kaiserlichen Minister Alexander Bach in Wien:
    „ . . Hinter diesen Wortführern ... stehen in Wahrheit nur die zwar geldreichen, aber geistig- und bildungsarmen Prager Mül-ler, Brauer, Bäcker, Fleischhacker und Holzhändler .... dann der geld- und bildungsarme Haufe mit kommunistisch-sozialer Tendenz ... Die fixe Idee dieser Krankheit (Czechen-Fieber) besteht darin, daß die Böhmen die wahren Herren und Eigentümer des Landes sind, die Deutschen dagegen nur Einwanderer, Eindringlinge, Kolonisten seien, die sich in allem unter-werfen müssen ... Wollten sich die Deutschen den Böhmen nicht fügen, dann müsse man sie zum Lande hinausjagen, totschlagen . . ."

    Wie schon im Mittelalter - damals unter Ausnutzung des Macht-strebens einzelner Landesfürsten -, hetzten Organe fremder Interessen in einer Zeit des allgemeinen Umbruchs die kurzerhand zu „Tschechen" ernannten „Böhmen zweiter Ordnung" gegen die reichstreuen und damit deutschen „Böhmen erster Ordnung". Daß es überhaupt zu derartigen Ansätzen kommen konnte, erklärt sich aus der relativ kurzen Vorentwicklung.
    Seit dem Ende der Befreiungskriege hatte sich in ganz Deutsch-land der Ruf nach Freiheit und nationaler Einigung unüberhörbar durchgesetzt. Im Überschwang der Gefühle und unter dem Druck der Auseinandersetzung mit dem absolutistischen System des Staatskanzlers Metternich feierten die deutschen Revolutionsgeister des Vormärz jedermann als Verbündeten, der sich als Rebell gegen die bestehenden Herrschaftsverhältnisse erwies. Sie übersahen dabei ganz, daß sie gleich den reaktionären, betont katholischen Adelskreisen und Politikern im kaiserlichen Österreich die slawophilen Bestrebungen reichsfeind-licher Intellektueller einseitig begünstigten, während Metternichs Innenpolitik und die Furcht Kaiser Franz I. vor „revolutionären Umtrieben, die den Umsturz der gegenwärtigen Verfassung Deutschlands bezweckten", zur Unterdrückung deutschnationaler Regungen in den Grenzlanden führten und dadurch gleichzeitig eine nachhaltige Schwächung vor allem des deutsch-böhmischen Elements bewirkten. Die „Karlsbader Beschlüsse von 1819" erklärten sogar die „Rede von einem deutschen Vaterland" in Acht und Bann. Es war den in vieler Hinsicht wirklichkeitsfremden deutschen Idealisten auch entgangen, daß hinter den einflußnehmenden Geschichtsfälschungen zur Begründung „slawischer Nationalwünsche" die anfangs religiös getarnten sogenannten „Slawophilen" Petersburgs im Dienste der Zarenpolitik standen.

    Zar Nikolaus von Rußland, ein geschworener Feind deutscher Nationalstaatlichkeit, konnte mit Genugtuung beobachten, wie sich der böhmische Politiker Palacky im Sinne der russischen Wünsche bewährte.
    Als der Fünfziger-Ausschuß der konstituierenden Nationalver-sammlung zu Frankfurt im Sturmjahr 1848 die deutschen Bundesländer Österreichs, wozu auch Böhmen zählte, als Bestandteile des künftigen Deutschen Reiches anerkannte, verweigerte Palacky die Loyalität. Infolge der ungehindert subversiven Tätigkeit seiner Gesinnungsfreunde, unter denen sich übrigens nicht wenige Deutsche befanden, gelang es ihm, den Großteil der innerböhmischen Bezirke von der Teilnahme an den Wahlen zur Nationalversammlung abzuhalten, was die Zahl der österreichischen Abgeordneten in Frankfurt von 190 auf 120 reduzierte. Welche Freiheiten sich Palacky zu dieser Zeit bereits heraus-nehmen konnte, beweist seine Erklärung, die Deutschen hätten in den „slawischen Städten" Wien, Dresden und Leipzig nichts zu suchen und das Kaiserreich der Habsburger müsse unter Einbeziehung des östlichen Deutschland in ein „föderatives Slawenreich" verwandelt werden. Daß ausgerechnet dieser Mann, den Masaryk sinnigerweise „Vater der Nation" nannte, nach der Schlacht bei Königgrätz die Wiener Politik entscheidend mitbestimmen durfte, wirft ein bezeichnendes Licht auf die entstandenen Mißverhältnisse am Hofe der Apostolischen Majestät.

    "If Germany re-establishes her trade in the next 50 years, we shall have fought the war (WW1) in vain
    ."
    Winston Churchill interviewed by the London Times in 1919

    "This is not a peace. It is an armistice for twenty years"
    French marshal Ferdinand Foch on the Treaty of Versailles in 1919

    "Our ideal is to round Poland off with frontiers on the Oder in the West and the Neisse in Lausatia, and to reincorporate Prussia, from the Pregel to the Spree. In this war no prisoners will be taken, there will be no room for humanitarian feelings. We shall surprise the whole world in our war with Germany."
    Polish newspaper Mosarstwowiecz (1930), three years before Hitler's rise to power.




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    Ungeachtet seiner exzessiven Klitterungen wird Palacky von der offiziellen Geschichtsschreibung nach wie vor als „großer tschechischer Historiker" von unantastbarer Autorität eingestuft. Fest steht allerdings nur, daß er die anregenden Ideen des Weimarer Theologen Johann Gottfried von Herder (1744-1803) aufgriff und im Sinne politischer Auftragserfüllung sein national-ideologisch konstruiertes Geschichtsbild auf einem völkisch motivierten Hussitentum aufbaute.

    Da sich aber trotz eifrigster Quellenforschung kein historischer Beleg für die Untermauerung der angeblich nationalen Eigenständigkeit des „Tschechentums" erbringen ließ, fälschte der Philologe Wenzel Hanka eine „cechische Handschrift aus dem 13. Jahrhundert", deren „Findung" man am 16. September 1817 unter theatralischen Begleitumständen im Kirchturm von Königinhof in Szene setzte. Hanka gehörte übrigens jenen sieben Männern an, die am Prager Wenzelsplatz geschworen hatten, „die cechische Sprache aus den Resten versinkender sarmatischer Bauerndialekte zu retten".

    Obwohl sich sogar der spätere erste tschechische Staatspräsident Prof. Thomas G. Masaryk genötigt sah, nach gründlicher wissenschaftlicher Untersuchung die sogenannte „Königinhofer Handschrift" ebenso wie die „Grünberger Handschrift" - ein anderes Machwerk Hankas - als Falsifikate zu verwerfen, hält man hartnäckig an der Aufzählung dieser „ältesten tschechischen Kulturdokumente" fest. Gleiches gilt für die „Entdeckung" „slawischer Runendenkmäler", „tschechischer Sagenlieder" usw. Ausgehend von der Fiktion einer „tschechischen Sprachnation'* weckte die slawophile Fälscherschule ein kollektives Geschichts-bewußtsein, dessen Suggestivkraft ausreichte, um die Halbgebildeten in den Reihen der städtischen Bürgerschaft für die Idee einer böhmischen Separatentwicklung aufzuschließen und die Gemüter der revolutionär gesteuerten Jugend an den Mittel -und Hochschulen radikalisierend zu erhitzen. Palackys grund-legende Thesen blieben unangefochten, wurden als wahr unterstellt und fanden Aufnahme in die allgemeine Geschichtsvorstellung des In- und Auslandes; demnach waren die Deutschen Böhmens, Mährens, Schlesiens und der Slowakei ausschließlich landfremde Eindringlinge und Kolonisatoren, denen die Ver-antwortung für die Verdrängung oder Germanisierung einer „urslawischen" Bevölkerung zufiel, - die Tschechen hingegen ein alteingesessenes, seiner Herrschaftsrechte jedoch jahrhun-dertelang beraubtes Volk, das bereits in den Hussitenkriegen und zu Beginn des 17. Jahrhunderts vergeblich um seine natio-nale Freiheit gekämpft hatte.

    Die Ungeheuerlichkeit dieser meisterhaft durchgesetzten und dem Völkerbetrug dienstbar gemachten Lüge, der innerhalb kurzer Frist nicht nur Deutsche, Slowaken, Kroaten und Ungarn, sondern auch die zu „Tschechen" gestempelten Böhmen und Mährer in verhängnisvoller Weise zum Opfer fielen, wird offen-bar, wenn man der Tschechenlegende die unleugbaren und urkundlich einwandfrei belegten Tatbestände, Vorgänge und Zu-sammenhänge aus der Geschichte Böhmens gegenüberstellt:
    * Böhmen und Mähren waren von 929 bis 1866 ununterbrochen Bestandteile des Reiches der Deutschen; nach dem Aus-scheiden Österreichs aus dem Deutschen Bund zählten sie bis 1918 zu den deutschen Ländern der Doppelmonarchie.
    * im Gegenzug zur Inthronisierung polnischer Könige durch päpstliche Beauftragte, die den jeweiligen Herrscher des germanischen Mesiko-Reiches der kirchlichen Oberhoheit unterwarf, verlieh der deutsche König Heinrich IV. kraft seines kaiserlichen Amtes dem böhmischen Herzog Wartislaw („Wratislaw II.") die Königswürde;
    * die Behauptung, im 11. Jahrhundert habe eine Kolonisation böhmischer Gebietsstreifen durch Zuwanderer aus anderen deutschen Reichslanden eingesetzt, ist falsch. Es fand hingegen tatsächlich eine Innenkolonisation statt, die von den ständig an Zahl zunehmenden reichsunmittelbaren Landesbewohnern („Teutonici") in noch unbesiedelte Gegenden vorgetragen wurde;
    * ohne Zustimmung des deutschen Königs konnte auch ein gewählter Fürst das Amt eines Herzogs von Böhmen nicht übernehmen;
    * auf dem Reichstag zu Würzburg (1157) vor allen Reichsfürsten ausgezeichnet, erhielt Herzog Waldislaw (= Waldlieb, fälschlich „Wladislaw"), ein Enkel Wartislaws, die Königs-krone aus der Hand Kaiser Friedrichs I. Barbarossa;
    * da sich die böhmische Seniorats-Erbfolge-Ordnung als Quelle endloser Thronstreitigkeiten und verheerender Fehden erwies, durfte Herzog Ottokar I., vermählt mit der Tochter des Markgrafen von Meissen, im Jahr 1212 das von Kaiser Friedrich II. verbriefte Privileg eines Erbkönigtums für sein Geschlecht entgegennehmen;
    * bereits im 11. Jahrhundert, insbesondere aber dann unter Ottokar I. wurden die Höfe der Landesfürsten und die Sitze der Adeligen in Böhmen und Mähren zu Mittelpunkten und Pflegestätten deutscher Kultur;
    * die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Wenzel I. und Herzog Friedrich von Österreich waren nicht Kämpfe völkisch verschiedenartiger Gegner, sondern innerdeutsche Streitigkeiten, wie sie auch anderswo das Reichsgefüge am Vorabend des Interregnums erschütterten. König Wenzel I. war übrigens mit Kunigunde, der Tochter des deutschen Königs Philipp verheiratet;
    * im Jahr 1213 verbriefte Markgraf Heinrich von Mähren dem Johanniter-Orden, der in Mähren ausgedehnte Besitztümer besaß und die Urbarmachung vorantrieb, daß „die Berufenen das Recht der Deutschen ruhig und ohne Plackerei gebrauchen mögen." Diese Regelung betraf hauptsächlich das ein-gesetzte heimische Laienvolk des Ordens;
    * nach dem Tode Markgraf Hermanns von Baden, des letzten Herzogs von Österreich und Steier, erkoren die österreichischen und steirischen Stände zu Beginn der „kaiserlosen, schrecklichen Zeit" den Markgrafen Ottokar von Mähren zu ihrem Landesherrn und huldigten ihm 1252. Wäre Ottokar ein Fremdvölkischer gewesen, so hätten sich die bayrischen Stände dieser Reichsmarken niemals entschlossen, ihm die Herzogswürde zu übertragen;
    * Markgraf Ottokar, nach dem Tode seines Vaters Wenzel als Ottokar II. von Böhmen gekrönt, war der Enkel des deutschen Königs Philipp und Urenkel Kaiser Friedrich Barbarossas; seine Ehe mit Margarethe von Babenberg blieb kinderlos, dagegen schenkte ihm seine Lebensgefährtin, die Hofdame Agnes aus dem niedersächsischen Kuenringergeschlecht, mehrere Söhne und Töchter;
    * nachdem er einen ungarischen Einfall in Österreich und Mähren abgewehrt und mit Bela IV. einen Stillhaltefrieden geschlossen hatte, unternahm er in Begleitung seines wichtigsten Ratgebers, des Bischofs Bruno von Olmütz aus dem holsteinischen Grafengeschlecht der Schauenburger, einen Kreuzzug gegen die „Sclavi" im Norden (1254-1255). An diese Feldzüge, die der Missionierung der germanischen Prussen und Litauer den Weg ebnen sollten, erinnern noch heute die Städtegründungen Ottokars und Brunos in Ostpreußen, Königsberg (nach dem König) und Braunsberg (nach dem Bischof). Das Heer des Böhmenkönigs bestand aus bayrischen, böhmischen, fränkischen und sächsischen Kriegern;
    * als König Wilhelm starb, wurde Ottokar die deutsche Königskrone angeboten, eine Erhebung scheiterte jedoch am Zwiespalt der eigennützig handelnden Wahlfürsten (Ottokar selbst stimmte für Richard von Cornvallis!). Böhmen war Reichsland, der Böhmenkönig deutscher Reichs- und Wahl-fürst, - nichts unterschied Land und Herrscher von den übrigen Herzogtümern des Reiches;
    * die Empörung der Steiermark gegen die seit 1254 bestehende Fremdherrschaft der Ungarn im Jahre 1259 gelang im geheimen Bündnis mit dem Böhmenkönig, den die Steirer nach ihrem Sieg zum Herzog erkoren. Ein Jahr später schlug ein deutscher Heerbann unter Ottokars Führung die einfallende Streitmacht des Ungarnkönigs vor Kroissenbrunn (Niederösterreich) vernichtend;
    * durch Erbvertrag mit dem Sponheimer Ulrich III., Herzog von Kärnten und Krain, erweiterte sich der Einflußbereich des Königs bis zur Adria;
    * zum mächtigsten deutschen Fürsten geworden, stützte sich Ottokar in Böhmen, Mähren, Österreich und Steiermark auf die Zuneigung der deutschen Bürger und Bauern, um den Hochadel dieser Länder in Zaum zu halten. Insbesondere in Böhmen sicherten ihm die reichsunmittelbaren - deutschen - Stände den erforderlichen Rückhalt gegenüber dem will-kürgewohnten Adel, der ihn wegen seiner Maßnahmen ge-gen das Faustrecht anfeindete; der österreichische und steirische Adel dagegen verargte ihm seine Scheidung von der Babenbergerin;
    Auf dem Gipfel seiner Macht strebte Ottokar die deutsche Königs- und Kaiserkrone an. Er stieß dabei auf den Wider-stand eines Teils der Reichsfürsten, die eine starke Ordnungshand fürchteten, sowie auf die ablehnende Haltung der römischen Kurie. Als er anläßlich der Königswahl keine Be-achtung fand, verweigerte er im Bündnis mit Herzog Heinrich von Bayern die Zustimmung zur Kür Rudolfs von Habsburg, des „armen Grafen", der ihm vorgezogen worden war. Eine fortgesetzte Mißachtung königlicher Ladungen löste dann den Reichskrieg aus. Infolge des kaiserlichen Bannspruches ihres Gehorsams entbunden, sagten sich die steirischen Herren von ihrem rebellierenden Landesoberhaupt los; der Bayernherzog trat angesichts des aufmarschierenden Reichsheeres von sei-nem Bündnis zurück und entzog Ottokar die Deckung; Rudolf gelangte kampflos nach Österreich, überrumpelte Kloster-neuburg und belagerte Wien; im Rücken des „Goldenen Königs" aber erhob sich unter Führung der Witigonen der mächtigste Teil der innerböhmischen Adelsgeschlechter und schlug sich auf die Seite des Kaisers. Bischof Bruno riet zum Frieden. Solcherart in die Enge getrieben, beugte sich Ottokar: er huldigte dem deutschen König zu Wien, verzichtete auf Schlesien, Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain, und nahm Böhmen und Mähren aus Rudolfs Hand zu Lehen. Der tief Gedemütigte dachte allerdings nicht daran, sich mit seiner Niederlage abzufinden. Er brach sein Königswort, wandte sich an den „Polen"-König um Beistand und rüstete zum Krieg. Unter seinem Banner sammelten sich Adelige und Kriegs-völker aus Böhmen, Mähren, Schlesien, Meißen, Thüringen und Brandenburg. Auf dem Marchfeld bei Dürnkrut entbrannte die Entscheidungsschlacht. Von den Mährern im Stich gelassen, fiel Ottokar nach heldenmütigem Kampf.

    Rudolf ließ das böhmische Thronrecht unangetastet und beanspruchte lediglich die Markgrafschaft Mähren; in Iglau wurde Ottokars Sohn Wenzel mit Jutta, der Tochter König Rudolfs, verlobt. Bis 1283 übte Wenzels Vormund, Otto von Brandenburg, die Regentschaft in Böhmen aus;
    * auch unter Ottokar II., der sich bis zu seinem Tode als Reichsfürst fühlte, hat es keine „Kolonisation" Böhmens durch deutsche Zuwanderung von außen her gegeben; im Gegen-teil: die alteingesessenen Deutschböhmen verfügten sowohl im 12. und 13., als auch später im 14. Jahrhundert über einen derartigen Überschuß an tatkräftigen Menschen, daß sie - von den Siedlungszentren im Landesinneren ausgreifend - nicht nur ihre fruchtbare Kolonisation bis an die Peripherie des Sudetenraumes vorschieben, sondern auch noch beträchtliche Siedlerkontingente nach Schlesien abgeben konnten.

    Ein Zuzug hochqualifizierter Fachleute aus Westdeutschland, Frankreich, Ungarn und Italien entsprach dem wechselwirkenden Bedarf innerhalb des gesamten Reiches, fiel aber zahlenmäßig der bodenständigen Bevölkerung gegenüber nicht ins Gewicht. Da es zu jener Zeit keine abgeschirmten oder kontrollierten Landesgrenzen gab, eine vereinzelte Abwanderung in die ver-schiedenen Reichsteile dem Beherzten nicht schwierig gemacht wurde und obendrein das Hin und Her kriegerischer Unternehmungen laufend menschliches Strandgut hinterließ, vollzog sich die Niederlassung begehrter Künstler, fähiger Prediger, entlohnter Söldner, tüchtiger Handwerksburschen nebst fahrendem Volk und Troßleuten, wie dies in allen deutschen Ländern ohne nennenswerte Störung der in ihren Rechten gesicherten Alt-siedler der Fall war. Andererseits setzte sich ein ähnlich minimaler Prozentanteil böhmischer Herkunft in Österreich ob und unter der Enns, in der Steiermark und im Herzogtum Bayern fest. Böhmische Handwerksburschen und Händler gelangten bis nach Tirol, in den Schwarzwald und an den Rhein und heirateten dort nicht selten in Meisterbetriebe ein; böhmische Söldner - von allen Kriegführenden hochgeschätzt - fanden als Ausgediente, zerstreut in ganz Deutschland neue Heimstätten. Ungebetene Zuzüge von Fremden in geschlossene Siedlungsgebiete konnten weder in Böhmen noch anderswo auf Reichsboden erfolgen, weil die mittelalterliche Städte- und Gemeindeordnung nur in Sonderfällen eine Aufnahme von Einzelpersonen oder Familien zuließ.

    Zweifellos förderte auch das Klosterwesen die Innenkolonisation Böhmens in hohem Maße. Mönche und Priester jedoch stellten kein „Kolonisationsvolk" dar. Die Rekrutierung notwendiger Laienkräfte und erforderlicher Kriegsleute wurde - von wenigen Ausnahmen abgesehen - in der unmittelbaren Landesumgebung vorgenommen.
    Daß König Ottokar II. zum Mißvergnügen heimischer Geschlechter im Jahr 1276 die Verwaltung ausgedehnter Bezirke Inner-böhmens bevorzugten schlesischen, thüringischen, bayrischen und Meißner Adeligen übertrug, ist nicht etwa auf eine „Germanisierungs"-Absicht zurückzuführen, sondern ausschließlich auf wirtschaftliche sowie politisch-taktische Erwägungen. Der Begriff „Germanisierung" - oder was immer man darunter auch verstehen mag - war Adel und Volk vor dem 19. Jahrhundert völlig unbekannt.
    Durch die Leistungen der Deutschen (= freie, reichsunmittelbare Germanen christlich-abendländischer Kultur- und Geistesprä-gung, wozu auch der Uradel Böhmens und Mährens gehörte) wurde „im Herzen Europas ein Kulturland erster Ordnung und ein Wirtschaftsgefüge von hoher Intensität" geschaffen (vgl. Prof. Dr. Starkbaum).
    * Anläßlich seiner Trauung mit Jutta von Habsburg in Graz (1295) und seines Krönungsfestes (1297) wurde König Wenzel II. von Riesenaufgeboten der deutschen Ritterschaft als Reichsfürst geehrt. Als solcher führte er auch seinen siegreichen Feldzug gegen die Ungarn, nachdem er die Krone von „Klein- und Großpolen" erworben hatte. Sein Sohn und Nachfolger Wenzel III., der die Krone Ungarns an Herzog Otto von Bayern veräußerte, fiel in Olmütz einem unbekannten Mörder zum Opfer; mit ihm starb 1306 das Premyslidengeschlecht aus; alle folgenden Landesfürsten Böhmens entstammten außerböhmischen deutschen Geschlechtern und übten ihr Amt als Wahlkönige aus:

    Den Herzogen Rudolf III. von Habsburg und Heinrich von Görz folgten von 1310 an die Herzoge von Lützelburg (Luxemburg), die den Thron bis 1437 hielten, dann Ladislaus von Habsburg („Posthumus"), Georg von Kunstadt („Podiebrad") und Kaiser Matthias, unter dessen Nachfolgern das Reichsland Böhmen Teil der habsburgischen Hausmacht blieb.
    * Karl IV. von Luxemburg, deutscher Kaiser und König von Böhmen, der 1348 in Prag die erste deutsche Universität gründete, erließ 1356 die sogenannte „Goldene Bulle", ein Reichsgrundgesetz, das auch die deutsche Königswahl regelte. Um künftig die schädliche Erscheinung von Doppelwahlen und damit verbundene verheerende Machtkämpfe zu verhindern, wurde das Wahlrecht ausschließlich sieben Kurfürsten - unter ihnen der jeweilige Landesherr Böhmens als Träger des deutschen Erzschenkenamtes - zuerkannt, die nach dem Mehrheitsprinzip zu entscheiden hatten. Dieses Gesetz verankerte gleichzeitig die Unteilbarkeit und Unveräußerlichkeit der Kurfürstentümer;
    * unter Karl IV., der auch „Vater Böhmens" genannt wurde, erlebte der Sudetenraum eine Zeit der Hochblüte. Nicht zu Unrecht heißt es darüber in einer urkundlich erhaltenen Überlieferung: „Karl hinterließ das Königreich Böhmen, welches er von seinem Vater Johann als ein eisernes über-nommen hatte, als ein güldenes. Und in der Tat gab es zu jener Zeit nicht allein güldene Sitten, güldene Menschen, güldene Einfachheit, sondern man hatte auch güldene Berge." Karl selbst, der nichts unterließ, was den Wohlstand des Landes zu heben vermochte, nannte Prag den „Garten der Genüsse".

    Da der König alle Kunst und Wissenschaft als „Leuchte und Zierde des Lebens" schätzte, unterstützte er jede Maßnahme, die einer weiten Verbreitung und Anwendung der Schreibweise einer wohlgesetzten mittelhochdeutschen Sprache in allen Landesteilen dienlich sein konnte; gleichzeitig aber legte er auch - ohne Arg und Absicht - den Keim für eine reichsfeindliche Gegenbewegung: sein vom Klerus nachhaltig beeinflußtes Streben, eine Vereinigung der nicht unierten Serben mit der römischen Kirche zu bewirken, führte zur Berufung glagolitischer Mönche aus Dalmatien, Kroatien und Bosnien, die 1347 in der Geborgenheit des für sie gegründeten Klosters Emaus zu Prag ihre hintergründige Tätigkeit aufnahmen. Nachdem diesen Landfremden die Anwendung der von Cyrill und Method im 9. Jahrhundert erfundenen und seither verfeinert ausgebauten glagolitischen Kirchensprache einmal bewilligt war, gingen sie mit viel Eifer und Geschick daran, lateinische und deutsche Texte in ihr Idiom zu übersetzen und in Anlehnung an deutsche epische, didaktische und dramatische Vorlagen eine glagolitische Kunstliteratur zu schaffen. Ihre Legenden- und Fabelgeschichten würzten sie bewußt mit Ausfällen gegen die Reichsdeutschen. Solcherart entstand die „erste tschechische" oder „slawische Literatur", die man heute so gern bemüht, um eine „alte tschechische Sprachnation" nachzuweisen.

    Um die Glagolitenmönche von Prag, die dort nach den Regeln Benedikts lebten, sammelten sich alsbald gelehrige Brüder, - ausgewählte Söhne Besitzloser oder Verarmter. Das Kloster bot ihnen Sicherheit, Ausbildung und Gleichberechtigung, nicht selten auch Ansehen und Respekt in einer ungebildeten Umwelt. Dafür dankbar, waren sie ihren Oberen blindlings ergeben. Aber auch außerhalb der Klostermauern zog der Glagolismus zahlreiche Kleriker in seinen Bann. Zumeist handelte es sich um intelligente Eiferer, die in ihrer Jugend den bitteren Haß der „Armen" gegen die „reichen Vettern" in sich aufgenommen hatten und sich nun berufen fühlten, der ausgleichenden Gerechtigkeit zu dienen. Kirchlicher Schutz, Ausnahmestatus und eine Sondersprache, die von Uneingeweihten nicht verstanden wurde, erzeugten eine Verschwöreratmosphäre, die das Phänomen der Geheimgesellschaft ZECTECH (i) NA hervorbrachte. Da die Mitglieder „im Dunkel" (mlt. „caeco") arbeiteten, wandelten die glagolitischen Sprachkünstler sinnbezogene mittellateinische Begriffe ab und mischten ZECTECH (i) NA, TESKA (aus „caeco") und CESKA (aus mlt. „cessi") zu dem Deutungswort „CZECHNA".

    Wie in ganz Deutschland war mittlerweile auch in Böhmen der Boden für Reformbestrebungen reif geworden. Bereits unter Karl IV. hatte die Zuchtlosigkeit und Verweltlichung der Geistlichkeit derart überhand genommen, daß sowohl der König als auch der Erzbischof von Olmütz ernsthaft mit dem Gedanken spielten, eine Säkularisierung einzuleiten und Teile des Kirchenbesitzes zu konfiszieren. Ausbeutung und Korruption, Pfründenmißbrauch, das päpstliche Schisma und verwirrende theologische Streitigkeiten - augenfällige Merkmale der innerkirchlichen Mißstände - forderten nicht nur die großen Konzile von Pisa und Konstanz heraus, sondern auch Sektenbewegungen. Die sittenstrengen Prediger Konrad Waldhauser und Militsch, die sogenannten „Waldenser" und vor allem die Lehren des Oxforder Universitätsprofessors John Wiclef trugen Unruhe in die Masse der geknechteten, geschröpften oder auf andere Weise geschädigten „Böhmen zweiter Ordnung". Unter dem unfähigen Sohn Karls, dem mit allen verfeindeten Wenzel IV., verschärften sich die religiösen Konflikte. Johannes Hus, Priester, Magister der Prager Universität und überzeugter Prediger der Lehre Wiclefs, und sein adeliger Mitstreiter Hieronymus von Prag sprachen auf ihren ausgedehnten Reisen die Unzufriedenen im Lande an. Ihren Predigten über die Nichtanerkennung einer weltlichen Autorität, über evangelische Armut, Gleichheit und Brüderlichkeit schenkte man hoffnungsvoll Gehör. Eine fanatische Glaubensgenossenschaft entstand.

    Nach Pariser Vorbild gliederte sich die Prager Universität in vier Besucherkategorien, die den universellen Reichscharakter widerspiegelten: die bayrische (Bayern, Franken, Schwaben, Österreich, Schweiz und Rheinlande), die sächsische (Ober- und Niedersachsen, Brandenburg, Holstein, Mecklenburg, Pom-mern, Dänemark, Schweden, Finnland und Livland), die polnische (Polen, Schlesien, Lausitz, das preußische Ordensland, Litauen und Rußland) und die böhmische (Böhmen, Mähren und ungarische Länder); jede dieser Gruppen oder „Nationen" hatte ihren Protektor und eine Stimme.

    Hus war ein kluger Beobachter zeitgenössischer Verhältnisse. Er wußte sehr wohl, daß die Macht der moralisch schwer angeschlagenen und religiös unglaubwürdig gewordenen Rom-kirche nur dann zu brechen war, wenn ihr und ihren konser-vativen Verbündeten einerseits die Bildungsstätten der geistig schöpferischen Kräfte entzogen und andererseits starke sozialrevolutionäre Elemente Im Verein mit fanatisierten Glaubenskämpfern entgegengestellt wurden.
    Der erste Schlag gelang innerhalb der Universität. Hus, der die böhmischen Magister als Rektor anführte, versicherte sich der Hilfe König Wenzels IV., der allen Reichstreuen zürnte, weil ihn die Kurfürsten im Jahr 1400 auf dem Reichstag zu Rense als „versäumlichen, entbehrlichen Entgliederer des Reiches" um die deutsche Königskrone gebracht hatten. Gegen den Widerstand der streng orthodoxen übrigen Gruppen erhielt die böhmische das Übergewicht von allein drei Stimmen zugestanden (1409), was die bayrische, sächsische und polnische sofort mit dem Exodus und einer Universitätsgründung in Leipzig beantworteten.
    Wegen unablässiger Verdammung des päpstlichen Ablaßhandels vom großen Kirchenbann betroffen und aus Prag gewiesen, hielt sich Hus fortan auf dem Lande auf, verfaßte dort in Ruhe seine Streitschriften und putschte mit seinen Helfern die unfreien Bauern auf. Mächtige deutsche Adelsgeschlechter, die mit der Kirche in Konflikt geraten waren, gewährten ihm und seinen Anhängern Schutz und Hilfe.

    Als gelehriger und sprachenkundiger Theologe hatte der böhmische Reformator längst die Bedeutung einer eigenständig -isolierenden Kirchensprache erkannt. Er knüpfte deshalb an die glagolitische Vorarbeit an, bediente sich der Metathesen (= Buchstabenumstellungen) und führte in seinen religiösen Schriften die diakritischen Zeichen ein (c, r, s, z). Das Ergebnis dieses Schaffens wurde jedoch wenig beachtet und blieb in Anfängen stecken. Hus starb 1415 den Flammentod; ein Jahr darauf folgte ihm sein Freund Hieronymus von Prag auf den Scheiterhaufen.

    Die grausame Hinrichtung der „Ketzer" ließ die hussitische Flamme erst recht auflodern; sie erfaßte die unterdrückten Volksteile ebenso wie Bürger und Adel, Freie und Unfreie, die dem „reinen Glauben" zuneigten. Während Dynastiehader und Ständekriege die Reichsordnung zerrütteten, König und Gegenkönige, Papst und Gegenpäpste um die Macht stritten, wurde das Konstanzer Konzil die Veranlassung zur Explosion der aufgespeicherten Empörung in Böhmen.

    Aufgehetzt von den Predigern Johann Jesenitz und Johann von Seelau versammelten sich am 22. Juli 1419 auf einer An-höhe bei Austi, dem späteren „Tabor" in Südwestböhmen (Tabor = Berg der evangelischen Verklärung), rund 40.000 Anhänger des neuen Glaubens, um schwärmerisch ihrer Märtyrer Hus und Hieronymus zu gedenken und als „auserwähltes Volk" den „Feinden Gottes", nämlich allen Katholiken, Tod und Vernichtung zu schwören. Die Prediger versprachen den „Brüdern" und „Schwestern" eine Abschaffung der Standesunterschiede, Aufteilung des Kirchenbesitzes, Enteignung der Grundherren und allgemeine Gütergemeinschaft. Unter der Führung des Ritters Ziska von Torgau, der gleich anderen Hussitenführern 1410 als Söldner gegen den Deutschen Orden in Preußen gekämpft hatte, nahm das Hussitentum endgültig die Züge einer anarcho-kommunistischen Zerstörungsbewegung an.

    Der Sturm auf das Neustädter Rathaus in Prag, dem der Bürger-meister, sechs Ratsherren und ein Richter am 30. Juli 1419 zum Opfer fielen, eröffnete die wilden Mord- und Verwüstungskriege, die erst 1434 nach der Vernichtung des Hauptheeres der „Tabo-riten" zu Ende gingen.
    Das Kriegslied „Die ihr Gottes Streiter seid" mit dem Refrain „hur auf sie!" auf den Lippen - man sang es natürlich in deutscher Sprache! -, entvölkerten die Hussiten ganze Landstriche, verwüsteten die Fluren, legten Städte, Burgen, Klöster und herrliche alte Bauwerke in Schutt und Asche, lebten von Raub und Erpressung und mordeten willkürlich Mann, Weib, Kind und Tier. Adel und Bürgertum hatten sich längst von den organisierten Raubscharen zurückgezogen. Landwirtschaft, Bergbau, Handel und Wandel kamen zum Erliegen; das Volk verwilderte in den langen Jahren eines ununterbrochenen Bürgerkrieges.
    Was immer auch damals geschah, war nicht von „nationalen" Empfindungen geleitet. Wer heute das Gegenteil behauptet, kennt entweder die Geschichte nur aus der falschen Sicht fehlbeeinflußter Darstellungen oder er will die Wahrheit bewußt verschleiern.

    Wenn das reichsdeutsche Element Böhmens und Mährens während der Hussitenkriege beträchtliche Verluste erlitt, so nur deshalb, weil es überwiegend dem katholischen Glauben treu blieb, seinen Besitz verteidigte und an seinen alten Rechten festhielt. Es ist erwiesen, daß die Hussiten alle freien deutschen Bauern und Bürger schonten, sofern diese ihrem Glauben abschworen und sich nicht feindlich zeigten. Andererseits kämpften zahlreiche Reichsdeutsche in den Reihen der Taboriten. Völkische Gegensätze gab es nicht.
    Den entscheidenden Sieg über die Taboriten in der Schlacht bei Lipan (1434) erfocht übrigens der deutsche Ritter Mainhard von Neuhaus an der Spitze eines gemischten Heeres, das aus Adeligen, katholischen deutschen Bürgern, gemäßigten hussitischen „Utraquisten" und freien Bauern - alles in allem Söhne Böhmens - bestand. An der Seite Mainhards ritt der jugendliche Georg von Kunstadt, der seine besonderen Fähigkeiten im reifen Mannesalter als böhmischer Wahlkönig unter Beweis stellte.

    Die oft zitierten „Böhmischen Brüder" - später auch „Mährische Brüder" genannt - hatten ebenfalls keine „nationalen" Vorstellungen. Als streng religiöse Sekte von böhmi-schen „Utraquisten" (= abgeleitet von „sub utraque"; die U. nahmen das Abendmahl in beiderlei Gestalt entgegen und hießen wegen ihres Kelchsymbols auch „Kalixtiner"!) gegründet, suchten sie das Leben nach Art altapostolischer Gemeinschaften zu verchristlichen. Bald von Hussiten und Katholiken verfolgt, wanderten viele von ihnen nach Brandenburg, Schlesien und Mähren aus. Nach ihrer endgültigen Landesverweisung zerstreuten sie sich bis nach Amerika. Aus einer ihrer Abspaltungen ging 1722 in der Lausitz die „Herrnhuter Brüdergemeinde" hervor, die sich in die vier Zweige: den böhmisch-mährischen, mitteldeutschen, englischen und amerikanischen aufteilte. Außerhalb Böhmens und Mährens wurden die Brüdergemeinden überall als deutsch angesprochen und behandelt. Ihr gesamtes geistiges und literarisches Streben verlief in ausnahmslos religiösen Bahnen.

    * Gleich den glagolitisch beeinflußten Angehörigen des mittleren und niederen Klerus bemühten sich auch hussitische Orthodoxe weiterhin, eine spalterische Kirchensprache durchzusetzen. Ihre ersten Versuche, eine Angleichung an die Volkssprache zu erreichen, nahmen im Jahr 1483 ihren Anfang. Nach dem Trienter Konzil (1545-63) gerieten diese Bestrebungen unter russischen Einfluß. Die breite Masse des Volkes allerdings blieb von derartigen Experimenten intellektueller Sektierer weitestgehend unberührt. Adel und Bürgertum zeigten ebenfalls wenig Verständnis und kümmerten sich nicht um „hussitische Hirngespinste"; auch dann nicht, wenn sie selbst Utraquisten waren. Schriften, wie etwa die Kralitzer Bibelübersetzung, wurden als Kuriosum zur Kenntnis genommen; ihr Inhalt interessierte höchstens Gelehrte. Bauern und Knechte waren des Lesens und Schreibens in keiner Sprache kundig; Gutsherren, Handelsleute und Gewerbetreibende beherrschten bestenfalls die deutschsprachige Schrift; gebildete Aristokraten pflegten ihre Deutsch- und Latein-Kenntnisse; und die wenigen, starr hussitisch gesinnten Magister und Studenten befanden sich einschließlich der glagolitischen Kleriker in verschwindender Minderzahl.
    * Das Hussitentum bekämpfte Kirche und Deutschtum, weil beide weltanschaulich dieselben christlichen, kulturellen und zivilisatorischen Ziele verfolgten und sich gemeinsam auf den Boden des von den Hussiten negierten römischen Rechts, der Kultur und der Zivilisation stellten (Vgl. Msgr. Dr. Emanuel Reichenberger!).

    * örtliche Bevölkerungsverschiebungen in Böhmen - übrigens zum Schaden des ganzen Landes - stellten sich als unmittelbare Begleiterscheinungen der taboritischen Schreckenszeit ein. In die ausgemordeten und verödeten Bezirke, die vorher von ordnungsliebenden und fleißigen katholischen Deutschböhmen bewohnt waren, rückten hussitisch gesinnte Besitzlose und verwildertes Volk ein. Nicht wenig trug aber auch der Hochadel zu Umschichtungen bei; er bereicherte sich auf Kosten des Landesherrn, der Städte, des niederen Ritterstandes und der Bauern. Eine Vielzahl ehedem freier deutscher Bauern verstärkte das Heer der Fronenden und Leibeigenen.

    Die große Not der Bauernschaft wurde erst 1781 merklich gelindert. Das Volksbefreiungspatent Kaiser Josefs II., des Deutschen, hob Leibeigenschaft und gutsherrliche Gerichtsbarkeit auf, schränkte die Robot ein und ermöglichte den Bauernsöhnen eine schulische Ausbildung sowie den Besuch der Universitäten. Josefs Maßnahme betraf nicht nur Böhmen, sondern alle deutschen Länder der habsburgischen Hausmacht.

    * Wie wenig auch eingefleischte tschechophile Wortführer der Vergangenheit an den deutschen Kultur- und Wirtschafts-leistungen vorbeigehen konnten, beweisen zwei Beispiele: Prof. Tomas Masaryk schrieb 1894 in seinem Buch „Die tschechische Frage": „Trotz allem Enthusiasmus für die Russen und Slawen und trotz allem Widerstreit mit den Deutschen sind doch die Deutschen unsere tatsächlichen Lehrmeister."

    Prof. J. Pekar, ein heißer Verfechter des neotschechischen Standpunktes, machte in seinem Buch „Vom Sinn der tschechischen Geschichte" das Zugeständnis: „Die Aufzählung dessen, was die Deutschen auf unserem Boden geleistet haben, ist sehr umfangreich. Der Städtebau und damit im Zusammenhang die geistige und wirtschaftliche Machtentfaltung sowie der Reichtum des Landes waren wesentlich das Werk der Deutschen. Wenn die Tschechen wirtschaftlich, in der Administrative und in der Arbeitsleistung fähiger als die anderen östlichen Völker sind, so verdanken wir das vor allem der deutschen Erziehung."

    * Während in weiten Gebieten Böhmens und Mährens die hochdeutsche Sprache den gleichen Formwandlungen unterworfen war, die aus dem gesamten süd- und mitteldeutschen Raum bekannt sind, hielt sich daneben seit der 2. Lautver-schiebung noch ein Dialektgemengsel aus gotischen und suebischen Elementen, das sich von den geschlossenen mittelbayrischen (Südböhmen und Südmähren), nordbayrischen (nördl. Böhmerwald und Egerland bis Joachimstal-Duppau), ostfränkischen (anschl. Nordwestböhmen bis Brüx), obersächsischen (anschl. Nordböhmen bis Leipa) und schlesischen (restl. Nordböhmen einschl. Sudetenostteil) Mundartgruppen abhob und regional ein verschiedenartiges Eigenleben führte. Vereinzelte sarmatische Idiome, die von Karpa-tenbewohnern noch lange bewahrt worden waren, verschwanden gegen Ende des 18. Jahrhunderts aus dem Gebrauch.

    * Adel und Bürgertum fühlten und sprachen um 1800 nach wie vor deutsch. Die Landbevölkerung Innerböhmens, seit den Hussitenwirren in zwei Lager gespalten, betonte teils ein konservativ christlich-deutsches Bewußtsein, teils aber auch utraquistische Neigungen, die nach erfolgter Gegenreformation von der glagolitisch bestimmten Priesterschaft geschickt aufgefangen und in einen wechselweisen Gegensatz verwandelt wurden. Welche Spannungen derartige religiös ausgerichtete Gruppenbildungen innerhalb ganzer Reichsprovinzen auszulösen vermochten, bekunden nicht nur die Schreckensereignisse anläßlich der deutschen Bauernrebellionen und während des 30jährigen Krieges, sondern auch die bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hineinwirkenden Erscheinungsformen eines unduldsamen Neben- und Gegeneinanders von Katholiken und Protestanten im Westen Deutschlands zur Genüge.

    Im Jahr 1800 standen sich deutschbewußte und übrige Böhmen mit einem Bevölkerungsanteil von 50:50, nach Einsetzen der panslawistischen Bestrebungen 1847 - gefördert durch separatistische, opportunistische und schwärmerische Parteigänger - 42 :58 und 1863 bereits 38 :62 gegenüber.

    * Die zeitgenössischen, äußerst korrekt und genau geführten Handbücher und Nachweise über die „Kaiserlich-Königlichen Kriegsvölker" und der k. k. österreichischen Armee (bis 1804 bzw. 1813) weisen die böhmischen Truppenteile ausnahmslos als d e u t s c h e Regimenter aus.

    * Im offiziellen und inoffiziellen Sprachgebrauch gab es für Land und Menschen im Sudetenraum bis zur Jahrhundertwende nur den einzigen feststehenden Begriff „Böhmen''. Gleiches traf für Mähren zu.

    Die vorstehend herausgehobenen Tatsachenbeispiele - sie ließen sich übrigens beliebig ergänzen und in allen Einzelheiten belegen - reichen aus, um die Unhaltbarkeit der Legende von den Tschechen erkennen zu lassen. Vom Ausland angeregt und begünstigt, verschrieben sich erst die sogenannten „Wiedererwecker" dem Ziel, das Streben intellektueller Kreise nach politischer Sonderstellung der Länder des ehemals unteilbaren Kurfürstentums (Böhmen, Mähren, Österreichisch-Schlesien) innerhalb der habsburgischen Donau-monarchie geschichtsphilosophisch und sprachlich zu untermauern. Das geistige Zentrum der Verschwörergruppe bildeten J. Dobrovsky (1753-1829), Josef Jungmann (1773-1847), Johann Kollar (1793-1852, Dichter), Franz Palacky (1798-1876, Landeshistoriograph) und Paul Josef Safarik (1793-1861, Altertumsforscher). Sie -- die eigentlichen Begründer des Panslawismus - weckten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts den „Sinn für tschechisches Volkstum".

    Während Paladcy ein „historisch gewachsenes Tschechentum" erfand und den Grund für die Theorie von der Sonderstellung eines „Slawentums" gegenüber Westeuropa legte, bedienten sich Jungmann (Schöpfer des ersten „Böhmisch-Deutschen Wörterbuches"), Kollar und Safarik (Verfasser der „Geschichte der slawischen Sprache und Literatur") jener Vorarbeit, die einerseits von Glagolitenmönchen und andererseits fragmentarisch von hussitischen Orthodoxen geleistet worden war. Im Bewußtsein, den ZCECH - N -, nämlich einer „Vereinigung" anzugehören, „die es sich zur Aufgabe gemacht hat, eine List methodisch zur Anwendung zu bringen", widmeten sie sich fanatisch und mit großem Geschick der „Erweckung" einer „Volkssprache" als wesentliche Mitvoraussetzung für die Stimulierung „nationaler" Gefühle. Daß auch dieses Experiment in verhältnismäßig kurzer Zeit gelang, ist der beste Beweis dafür, was der unbeirrbare Wille einiger weniger entschlossener Männer im Leben eines Volkes vermag. Bereits 1818 war die Einführung der „tschechischen" Kunstsprache in den Unterricht der Gymnasien Innerböhmens erreicht.
    Wenngleich man noch auf dem ersten Panslawistenkongreß zu Prag im Jahr 1848 in deutscher Sprache verhandeln und diskutieren mußte, weil jede andere Verständigungsmöglichkeit fehlte, setzten die „Tschechen" ihr neusprachliches Unternehmen mit Hilfe eines Teils der gewonnenen Lehrerschaft sowie des niederen und mittleren Klerus erfolgreich durch.
    Sprachfundament und injiziertes Geschichtsbewußtsein als emotional einigende Kraftfelder allein hätten dennoch niemals ausgereicht, um in Böhmen einen „geschlossenen nationalpolitischen Sozialkörper" mit klar abgesteckter deutschfeindlicher Tendenz entstehen zu lassen, wie dies zwischen 1867 und 1914 unbestritten der Fall war.
    Von Rußland und Frankreich in ihren Handlungen beeinflußt und materiell unterstützt, wurde die kleine intellektuelle Führungsschicht der böhmischen Separatisten von zeit- und entwicklungsbedingten Umständen begünstigt:
    Die jahrhundertelang leistungsbezogen gewachsene Wirtschaftsmacht des deutschen Bürgertums, das infolge der zwiespältigen Haltung der Zentralregierung in Wien längst keinen ausreichenden politischen Schutz mehr genoß, andererseits aber durch das Zensurwahlrecht bevorzugt erschien, ließ sich angesichts des Konkurrenz- und Besitzneides der keineswegs unvermögenden übrigen Stadtbürger Böhmens leicht in einen ungerechtfertigten Auswuchs „nationaler Unterdrückung" umdeuten. Während sich der österreichische Parlamentarismus in der Auseinandersetzung mit gruppen-politischen und partikularistischen Ansprüchen erschöpfte und darüber die dringend erforderliche Lösung der akut gewordenen sozialen und wirtschaftlichen Probleme vergaß, verschärfte der ungezügelte moderne Industriekapitalismus die Gegensätze zwischen den Deutschböhmen - sie kon-trollierten die Eisen-, Textil- und chemische Industrie - und dem böhmischen Besitzbürgertum, das überwiegend die Zweige der Güterversorgung und der Lebensmittelproduktion beherrschte. Darüber hinaus verpflichteten die deutschböhmischen Betriebe eine nicht unansehnliche Masse besitzloser und billiger Arbeitskräfte aus Innerböhmen, die sich den subversiven Agitatoren hussitischer Provenienz als aufnahmebereites Element für klassenkämpferisch-deutschfeindliche Parolen anboten.
    * Angeregt durch ausländische Kapitalträger und von intellektuellen Separatisten organisatorisch betreut, schuf jener Teil des böhmischen Bürgertums, der sich von den kaisertreuen Deutschen absonderte, ein weitverzweigtes System ineinander verflochtener wirtschaftlicher Verbände, Genossenschaften und Banken.
    * Von Petersburg inspiriert und finanziert, erfolgte 1863 in Belgrad die Gründung der radikalen panslawistischen, deutschfeindlichen und antisemitischen Turnerbewegung „Sokol", die bis 1938 nicht unwesentlich zur planmäßigen Verhetzung der Jugend - vor allem der böhmischen Studentenschaft - gegen alles Deutsche beitrug.
    * Der Ausgleich mit Ungarn im Jahr 1867 goß Wasser auf die Mühlen der „Slawophilen". Palacky hatte triumphiert, als sich die Entscheidung abzuzeichnen begann: „Der Tag, an dem der Dualismus - Österreich-Ungarn - proklamiert wird, ist der Geburtstag des Panslawismus."
    * Rußland und Frankreich bedienten sich der „Tschechenbewegung", um die österreichische Vormachtstellung im Südosten zu erschüttern und das böhmisch-mährische Festungs- und Schlüsselland von innen heraus zu zernieren. In diesem Zusammenhang ist auch das erfolgreiche Bemühen des Begründers des „Tschechoslowakismus", Masaryk, um die Integrierung des sogenannten „slowakischen Volkes" zu verstehen.

    Aus den Resten der von den Magyaren in den Nordkarpaten, entlang dem linken uter aer mittleren Donau und ostwärts der March überrannten Quaden, Rugier und Marsingen, die im Verlauf ihrer beinahe eintausendjährigen Unterdrückung einem ständigen Verschmelzungsprozeß mit ungarischen und anderen osteuropäischen Elementen ausgesetzt waren, hatte sich ein neues, widerstandsfähiges europäisches Volkstum herausgebildet, dessen Kern, später von Deutschen verstärkt, uralte völkische Eigenarten zu bewahren verstand und allen Härten der Magyarisierungsversuche zum Trotz eine Assimilation weitestgehend verhinderte.
    Über die Einbeziehung dieser Slowaken, deren Ahnen seit den Tagen des großen Magmarenfürsten Zuentibald mit dem Reich der Deutschen sympathisiert und die nie die Hoffnung aufgegeben hatten, einmal des ungarischen Joches ledig zu werden, in eine „tschechisch" beherrschte Staatskonstruktion schrieb der ernstzunehmende Sachkenner Hans Komar:
    „Auf dem Höhepunkt der Entnationalisierung der Slowaken durch die Magyaren in den letzten Jahrzehnten vor der Jahrhundertwende gelingt es Masaryk, als Lehrer an der Prager Universität die wenigen protestantischen slowakischen Studenten zu sammeln und zu formen. Dem Herrschaftsanspruch dieser kleinen intellektuellen Schicht - 1901 war in einer politischen Broschüre nachgewiesen' worden, daß die Slowaken tschechischen Blutes sind - gelingt es, die Slowakei aus Ungarn herauszulösen. Ein völkisch-nationaler Gemeinschaftswille der Slowaken zu einem Zusammenschluß mit den Tschechen bestand nicht - wohl aber wird verständlich, warum es nötig wurde, mitmdem Vorhandensein einer tschechoslowakischen Nation zu argumentieren. T. G. Masaryk, der seine Ausbildung an deutschen Universitäten erhalten hat, befaßte sich natürlich auch mit dem Problem der Sudetendeutschen. 1907 äußert er sich zum ersten Male über eine mögliche staatliche Selbständigkeit der böhmischen Länder - vorher propagiert er nur eine Autonomie im Rahmen der Gesamtmonarchie: Wenn Böhmen und Mähren staatlich selbständig würden, könnte das nur unter Zustimmung der deutschen Nation geschehen. Ein kleiner Staat, in welchem einige Millionen bewußter und in jeder Hinsicht tüchtiger Landesverräter wären, ist unmöglich.'
    Ähnliche Auffassungen vertritt zunächst sein engster Mitarbeiter und späterer Nachfolger im Amt des Präsidenten, Dr. Eduard Benes.

    Erst während des ersten Weltkrieges arbeiten beide bei den Alliierten und in Rußland auf die Zerschlagung Österreichs hin. Mit dem Einsatz der tschechischen Legionäre in Frankreich im Mai 1918 wird der tschechoslowakische Nationalrat' als kriegführende Macht anerkannt. Weiters anerkennt und unterstützt die französische Regierung die politischen Propaganda-Thesen des Nationalrats:
    1. Die Tschechoslowaken waren viele Jahrhunderte selbständig (!). Habsburger und Deutsche haben sie mit Gewalt um diese Selbständigkeit gebracht (!).
    Frankreich anerkennt die historischen Rechte der Tschechen und Slowaken ...
    2. Der tschechoslowakische Staat wird aus vier Provinzen bestehen: Böhmen, Mähren, Österreichisch-Schlesien und der Slowakei.

    So wurde mit französischer Anerkennung die Slowakei zu einer "historischen Provinz".
    Ein weiterer Erfolg der tschechischen Auslandsorganisation ist die Zustimmung des Präsidenten Wilson zu den tschechischen Plänen, die sich in der amerikanischen Note an die Regierung in Wien niederschlägt, worin es heißt:
    „....hat die Regierung der Vereinigten Staaten anerkannt ... daß der Tschechoslowakische Nationalrat eine de-facto-krieg-führende Regierung ist ... Der Präsident sieht sich daher nicht mehr in der Lage, die bloße Autonomie dieser Völker als Frie-densgrundlage anzuerkennen."'
    Solcherart entstand innerhalb der kurzen Zeitspanne von knapp einhundert Jahren ein synthetisch geformter Volksverband, der dazu verurteilt worden war, seine Isolierung von den übrigen Reichslanden mit einer Geschichtslüge zu begründen, das Phänomen einer oktroyierten Kunstsprache zu kultivieren und bei gleichzeitig aufgezwungener geheimgesellschaftlicher Namensführung eine eigenständige Bewußtheit zu entfalten. Unterschwellige Schuld- und Minderwertigkeitskomplexe, Ehrgeiz, regionaler Machthunger, fremdgesteuerte Agitation und die latente Aufnahmebereitschaft des Pöbels für Raubversprechungen verstrickten einen Teil der zu „Tschechen" gewordenen Böhmen heillos in unsinnige Feind- und Haßgefühle gegen das Deutschtum.
    Welcher Tricks es sogar noch 1918 bedurfte, um einen „tschechischen" Führungsanspruch in Böhmen, Mähren und in der Slowakei glaubhaft zu machen, verdeutlichen die nachstehenden Zitate:

    Am 28. November 1918 unterrichtete Dr. Benes seinen Mitver-schworenen Dr. Kramar im Hinblick auf die beabsichtigte Okkupation reichsdeutscher und slowakischer Siedlungsgebiete: „Trachten Sie, daß diese Gegenden ohne Lärm via facti` besetzt werden ... Hier entscheidet ein fait accompli, das ohne Aufsehen, ohne Kämpfe und bei voller Beherrschung der Lage herbeigeführt wird. . . .
    ... Es ist wahrscheinlich - dies ist höchst vertraulich -, daß die Magyaren und die österreichischen Deutschen zur Friedenskonferenz offiziell überhaupt nicht zugelassen werden. Daran arbeite ich hier kräftig ... Von den Deutschen in Böhmen wird überhaupt nicht gesprochen, weder jetzt noch später. Darüber könnt Ihr völlig beruhigt sein."

    In einer tschechischen Note an die Alliierten und Assoziierten Mächte vom 20. Dezember 1918 hieß es:
    .. Der Regierung in Prag, welche die einzige Regierung Mitteleuropas ist, die als verbündete Regierung anerkannt wird, muß gestattet werden, auf ihrem eigenen Staatsgebiet Ordnung zu machen ...
    ... Die Alliierten täten gut daran, eine Erklärung folgenden Inhalts abzugeben: Der tschechoslowakische Staat soll die innerhalb der geschichtlichen Grenzen Böhmens, Mährens, Österreichisch-Schlesiens lebenden Völker organisieren und regieren. Diese vorläufige Entscheidung ist von der Friedenskonferenz, welche die Frage endgültig zu regeln berufen ist, später nachzuprüfen. Für den gegenwärtigen Zeitpunkt aber haben sich die deutschen Bewohner und die angrenzenden Regierungen der oben genannten Regelung zu fügen."

    Anläßlich der „Friedenskonferenz" in Paris äußerte sich der „tschechische" Politiker Rasin gegenüber dem sudetendeutschen Rechtswahrer Seliger:
    „Das Selbstbestimmungsrecht ist eine schöne Phrase, jetzt aber, da die Entente gesiegt hat, entscheidet die Gewalt."
    Rasin offenbarte damals brutal die Wahrheit; ohne Gewalt und Hilfe der alliierten Siegermächte wäre es nämlich dem intellektuellen Verschwörerhaufen um Masaryk niemals gelungen, die Bevölkerung Böhmens, Mährens und der Slowakei einer frisch aus der Taufe gehobenen „tschechischen Staatsnation" zu unterwerfen.
    Die Kraft reichsfeindlichen Willens zu „Tschechen" gemodelten Böhmen haben mittlerweile unter bolschewistischer Herrschaft die Akte des Verrats und Brudermords an Deutschen, Mährern und Slowaken bitter gebüßt. Sie zählen nun selbst im Verein mit allen anderen geschädigten Mitteleuropäern zu den Opfern eines dämonisch durchgesetzten Völkerbetrugs. Ihre Mehrheit würde heute viel darum geben, wenn sie die grausame Vertreibung der Sudetendeutschen, Egerländer, Deutschböhmen, Deutschmährer und Slowakeideutschen ungeschehen machen könnte und wieder in die Geborgenheit des alten Reichsverbandes zurückkehren dürfte.

    "If Germany re-establishes her trade in the next 50 years, we shall have fought the war (WW1) in vain
    ."
    Winston Churchill interviewed by the London Times in 1919

    "This is not a peace. It is an armistice for twenty years"
    French marshal Ferdinand Foch on the Treaty of Versailles in 1919

    "Our ideal is to round Poland off with frontiers on the Oder in the West and the Neisse in Lausatia, and to reincorporate Prussia, from the Pregel to the Spree. In this war no prisoners will be taken, there will be no room for humanitarian feelings. We shall surprise the whole world in our war with Germany."
    Polish newspaper Mosarstwowiecz (1930), three years before Hitler's rise to power.




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    Polen - Ausgeburt einer Zwangsvorstellung
    Mißbrauchtes Volkstum zwischen den Fronten

    (Seite 85 - 124 )

    Sämtliche Staats- und Aufteilungsgebilde in ihren ständig wechselnden Herrschafts- und Hoheitsbereichen zwischen dem Land der mittleren Warthe im Westen und den Ausdehnungsgebieten im Osten - zeitweilig bis über den Bug hinaus an den Dnjepr -, die seit dem Ende des 14. Jahrhunderts unter dem Namen „Polen" zum Begriff wurden, sind Ergebnisse eines nunmehr tausend Jahre anhaltenden Kampfes um das zentrale, stets gleich bedeutsame Schirmvorfeld Mitteleuropas.
    Als im 10. Jahrhundert der von den Rurikiden beiderseits von Wolchow und Danpar (= „Dnjepr") geschaffene breite Riegel des germanischen Warägerreiches seine Grenzen merklich nach Westen und Südwesten verschob, sahen sich die Stammesgemeinschaften im baltischen Raum und in der Weichselzone nördlich der Beskiden einem zunehmenden Druck ausgesetzt, der ihre Eigenständigkeit bedrohte.
    Aesten, Liven, Kuren, Lettgallen, Semgallen und Litauer im Baltikum sowie die Prussen südlich der Memel (heutiges Ostpreußen) gehörten damals ausnahmslos nordgermanischem Volkstum an. Die Reste der alten Fenni (frühere Streusiedlung an der Düna) und Aestii (eingesickerte Sippen an der Memel) waren längst verschwunden. Bereits Tacitus (55-120) wußte nur mehr von germanischen Aesten zu berichten und schrieb dazu: „An seiner rechten Küste bespült das suebische Meer (= Ostsee) das Land der Aestierstämme. In Brauchtum und äußerer Erscheinung gleichen sie mehr den Sueben, ihre Sprache jedoch steht der britannischen näher. Sie sind die einzigen Germanen, die selbst Bernstein sammeln." Das Samland zwischen Frischem und Kurischem Haff beherrschten Dänen und Goten, das Weichselmündungsgebiet die Gepiden und die Küste Pommerellens an der Danziger Bucht norwegische Wikinger.
    Während es den kriegstüchtigen baltischen Germanen mit dänischem Rückhalt gelang, einem weiteren Vordringen der Warägermacht Einhalt zu gebieten, unterlagen die suebischen Gaue nordostwärts der Karpaten schließlich den Angriffen des Rurikidenfürsten Waldemar I. von Känugard (= „Wladimir I., der Heilige, von Kiew"!, 980-1015). Nach Einnahme der Burgen an Bug und San näherten sich die Waräger bedenklich der Weichsel. Zwei Jahrzehnte zuvor jedoch hatten die weitblickenden norwegischen Handelsherren ihr gewinnbringend aufgebautes Stützpunktsystem entlang dem Weichselfluß gegenüber dem schwedisch bestimmten östlichen Konkurrenten ebenso abgesichert, wie ihre Niederlassungen im Wartheland angesichts der rasch ausgreifenden deutschen Reichsmacht im Westen.

    Von den Wikingen seines Volkes gerufen, hatte Herzog Dago (960-992) im germanisch dichtbesiedelten Warthegau die Herrschaft Gnesen-Posen begründet. Gestützt auf seine normannische Gefolgschaft und im Bündnis mit den heimischen Gaufürsten vereinigte er die altansässigen Gau- und Markgenossenschaften der Wandalen, Burgunder, Rugier, Skiren, Gepiden, Goten, Warnen, Lugier und Silingen innerhalb des sich handelsgünstig und strategisch vorteilhaft anbietenden Raumes zwischen Oder und Weichsel und schuf nach Warägervorbild ein „Riki", das Angriffen standzuhalten vermochte. Die Ausdehnung dieses Reiches ist urkundlich belegt. Es grenzte westlich der Weichselmündung bis zur Dievenow, die Oder aufwärts bis zur Bobermündung, an die allgemeine Linie Bober, Queis, Nordrand der Sudeten und Karpaten, über Wieslok zum Bug, von da bis zur Mündung des Bobr in den Narew und im Nordosten an die Marken der Prussen.
    Dem Herzog standen als Mitregenten sein Bruder Sigibur und seine Schwester Athleit zur Seite. Dago, der ursprünglich als Gesandter skandinavischer Fürsten aufgetreten war und deshalb im Einflußgebiet der Nordleute den Beinamen „Mesico" - auch „Mesko" - erhalten hatte, festigte sein Verhältnis zu den mächtigen Beherrschern der Ostsee durch enge Familienbande, die ihm seine blühenden Töchter ermöglichten: Gunhild ehelichte Erik Segersell von Schweden-Dänemark und in zweiter Verbindung Sven Gabelbart von Dänemark; Geira heiratete Olaf Trygvason von Norwegen; und Astrid schenkte dem Jarl Sigvald ihre Huld.


    Dago selbst, der eine germanische Prinzessin aus Böhmen zur Frau genommen hatte, entstammte dem angesehenen Geschlecht der im norwegischen Teilkönigreich Ringerike beheimateten Daglinger. Sein Sohn Bolesma der Kühne (= fries. „Bolsma" = Bolsleib = hd. „Wollieb", spätere Schreibung „Boleslaus") freite Thyre, die Tochter des streitbaren Wikingerfürsten Harald Blauzahn.
    Die normannischen Edlen des Dagonen- oder wie es nunmehr hieß - Mesiko-Reiches folgten den familienpolitischen Anregungen ihres Fürsten und vermählten sich mit ebenbürtigen Frauen wandalischen, herulischen, markomannischen und quadischen Geblüts.
    Unter Mißachtung unbestreitbarer Forschungserkenntnisse und vorhandener Urkundenbeweise wird heute in Rückblicken auf die Vergangenheit Westpreußens, des Warthelandes, Schlesiens und Böhmens allgemein fahrlässig der Begriff „Polen" verwendet, wenn man Personen, Vorgänge oder Zusammenhänge erwähnt, die der Geschichte des alten Mesiko-Reiches angehören. Dadurch entsteht ein gänzlich falsches Geschichtsbild. Denn der Name „Polen" existierte in jener Zeit noch nicht. Ein derartiger Begriff war dem Normannen Dago, seinen Nachfolgern, den zeitgenössischen Chronisten, den damals handelnden Klerikern, den Gaufürsten des Reiches und der europäischen Umwelt vollkommen unbekannt. Auch konnten Dago und sein Sohn Bolesma nicht ahnen, daß man sie eines Tages einem Geschlecht der „Piasten" oder „Pasthen" zuordnen und ihre Namen in „Mieczyslaw" bzw. „Mieszco" und „Boleslaw Chrobry" ändern würde. Derartige Verfälschungen blieben der kirchlichen Propaganda des 13. Jahrhunderts vorbehalten.
    Anfängliche Versuche Dagos, seinen Machtbereich westlich der Oder abzuschirmen und unter Umgehung der wandalischen Gaue in Pommern - über die Uckermark vorstoßend - das Küstengebiet zwischen Usedom und Stettin zu gewinnen, scheiterten 963 am Widerstand der Heruler. Bald darauf auch vom Markgrafen Gero geschlagen und im Osten von den Warägern bedrängt, unterwarf er sich durch Lehenseid der schützenden Oberhoheit Kaiser Otto L, des Großen. Damit verbundene Tributzahlungsverpflichtungen für alles Land bis zur Warthe wurden reichlich aufgewogen. Die rasch einsetzenden regen Staats- und handelspolitischen Beziehungen zu den sächsischen Herren der angrenzenden deutschen Ostmark einerseits und zum Böhmenherzog andererseits erhöhten nicht nur das Prestige seines Reiches, sondern stärkten ihm auch den Rücken gegenüber der expansiven Rurikidenmacht.
    Das Entstehen einer Pufferzone zwischen Oder und Bug - ein Vorgang, dessen außerordentliche geopolitische und strategische Bedeutung ins Auge sprang - war von der wachsamen römischen Kurie mit größter Aufmerksamkeit verfolgt worden. Sendboten sondierten in Böhmen bereits alle Möglichkeiten, die sich dort aus verwandtschaftlichen Verbindungen zur christlich erzogenen Gemahlin des normannischen Herzogs in Posen ergaben. Dagos Annäherung an das Ottonen-Reich aber alarmierte. Eingedenk der politischen Niederlage, die das Fehlschlagen der glagolitischen Mission in Mähren verursacht hatte, zeigte sich der Papst nunmehr entschlossen, jeder zusätzlichen Stärkung der westlichen Reichsmacht im Osten Grenzen zu setzen und die Christianisierung der restlichen mitteleuropäischen Germanenstämme dem Einfluß der deutschen Bischöfe zu entziehen.

    Seit dem Durchbruch der kluniazensischen Reformen mehr denn je von der Idee eines „Gottesstaates auf Erden" durchdrungen, verfolgte das Papsttum eindeutige Weltliche Herrschaftsziele; es suchte die hinderliche Bindung an das Kaisertum zu lösen, nahm für sich das Recht eines „Königs der Könige" in Anspruch und strebte die oberste Regierungsgewalt über alle Fürsten und Völker an, die noch nicht dem Verband des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation eingegliedert waren.
    Die geistlichen Abgesandten, die in Böhmen und am Hofe des Daglingerfürsten mit großem Geschick der Politik ihres Oberhirten dienten, erzielten verblüffende Erfolge:
    Dago willigte 966 in die Taufe ein, gestattete eine ausschließlich von Rom gelenkte Missionierung, eröffnete 967 als „Kreuzfahrer" seine ersten Feldzüge gegen die Wandalen Pommerns, genehmigte 968 die Errichtung eines formhalber noch dem Diözesanverband Magdeburg zugeteilten Bistums in Posen - durch Bestellung des deutschen Bischofs Jordan vermied man die vorzeitige Brüskierung der westlichen Reichskirche - und schenkte endlich 990 sein Reich dem Papst, aus dessen Händen er das Herrschaftsgebiet ostwärts der Warthe als tributpflichtiges Lehen der Kirche zurücknahm.

    Von diesem Augenblick an setzte jene unheilvolle Entwicklung ein, die zum Mißbrauch der innerhalb des Mesiko-Reiches verschmelzenden Volksteile und zur Bildung der deutschfeindlichen Basis „Polen" führen sollte.
    Begrenztes Vorstellungsvermögen sowie weitestgehend religiös bestimmte Anschauungs- und Denkweisen ließen auf deutscher Reichsseite keinen Argwohn gegen die päpstlichen Schachzüge in Ostgermanien aufkommen. Nach Annahme des Christentums schied das Mesiko-Reich als Angriffsziel der Schwertmission aus und wurde zum Verbündeten im Kampf gegen das Heidentum.

    Zu Mißtrauen gab Dago keinen Anlaß. Der kluge Herzog verstand es zwar, aus der kaiserlichen Anerkennung politischen und territorialen Gewinn zu ziehen, versäumte aber nicht die geringste Gelegenheit, seine Vasallentreue gegenüber dem deutschen König herauszustellen. Auf dem glänzenden Reichstag Ottos des Großes zu Quedlinburg (973) erschien sein Sohn und späterer Nachfolger Bolesma ( auch Bolsleib genannt!) gleichberechtigt unter den Reichsfürsten. Zehn Jahre darauf - nach dem Tode Kaiser Ottos II. - konnte es sich Dago leisten, ungerügt in die deutschen Thronstreitigkeiten einzugreifen. Bolesma der Kühne (992-1025, „Boleslaw I. Chrobry") setzte die väterliche Politik energisch und zielbewußt fort. Während seiner Regierungszeit wurde der Traum von einem christlichen Großreich zwischen Oder und Düna, und vom Baltischen bis zum Schwarzen Meer geboren. Alle religions- und machtpolitischen Gemeinsamkeiten mit den treibenden Kräften des Reiches der Deutschen ausschöpfend, erkämpfte er seinem Missionsstaat europäisches Ansehen und weiteste Ausdehnung. Gnesen, die neue Residenz der Daglinger, wurde zum Mittelpunkt. Dort vollzog sich auch der entscheidende Akt im päpstlichen Spiel um die Macht.

    Barfüßig und büßend pilgerte im Jahr 1000 der weltfremde Schwarmgeist und deutsche König Otto III., ein Sohn der Griechin Theophano, der sich entsagend „Knecht Jesu Christi und der Apostel" nannte und das „goldene Rom" zum kaiserlichen Sitz machen wollte, nach Gnesen, um das Grab des Märtyrers Adalbert von Prag zu besuchen. Bolesma, von seinen geistlichen Ratgebern über die Schwächen des Pilgers gut unterrichtet, erschien als Vasall und Verbündeter, der es an Ehrfurchtsbezeigungen nicht fehlen ließ. Über den Empfang gerührt, bewilligte Otto, der in dem Herzog seinen Stellvertreter im Mesiko-Reich sah, die Gründung eines von Magdeburg unabhängigen Erzbistums. Radim, ein Bruder des christlichen Blutzeugen Adalbert, wurde Erzbischof und durfte sich die deutschen Diözesanbischöfe von Posen, Kofberg, Breslau und Krakau unterstellen. Gleichzeitig entließ der Kaiser den Daglingerfürsten „als Freund und Bundesgenossen des römischen Volkes" aus der deutschen Oberhoheit. Die Kurie hatte fürs erste ihr Ziel erreicht. Das wechselwirksam brauchbare Gegengewicht zwischen dem deutschen Kaiserreich und Byzanz war geschaffen, die deutsche Reichskirche im Osten abgeriegelt.
    Nachdem er dem Böhmenkönig Krakau entrissen und die germanischen Gaufürsten Hinter- und Vorpommerns - bis zur Peene - tributpflichtig gemacht hatte, nützte Bolesma die innerdeutschen Wirren, die dem Ableben Ottos III. folgten. Er trat auf die Seite der Gegner des neuen deutschen Wahlkönigs Heinrich II. und versprach sich davon freie Hand in Ostelbien. Im Zeichen des Kreuzes unterwarf er die heidnisch gebliebener Germanen Oberschlesiens, in der Lausitz und in Ostbrandenburg, die zu Lebzeiten Ottos II. das Joch der sächsischen Eroberer und der Missionskirche abgeschüttelt hatten, bemächtigte sich im Osten der Warägerburgen an San und Bug und zwang 1003 Böhmen unter seine Oberherrschaft. Seine Teilnahme an einer Verschwörung des Grafen der bayrischen Nordmark, Hezilo von Schweinfurt, und des Grafen Ernst von Österreich forderte schließlich den Gegenschlag des Königs heraus. Hezilo floh in den Schutz des Mesiko-Reiches, Ernst wurde gefangen. Ungeachtet des Einspruchs der Bischöfe verbündete sich Heinrich mit den „heidnischen" Herulern Ostelbiens, stellte 1004 nach einem Kriegsmarsch über das Erzgebirge die alte Reichshoheit über Böhmen wieder her und eroberte auf dem Rückweg die Festungsstadt Budissin (Bautzen). Im darauffolgenden Jahr stieß er mit einem Reichsheer, das von starken Kriegerkontingenten der Heruler, Rugier und Wandalen verstärkt worden war, bis Krossen an der Neiße und über die Oder hinweg bis Posen vor. Bolesma nahm den angebotenen Frieden an, erneuerte seinen Lehenseid und verzichtete auf Böhmen, auf das Milzener Land und auf die Lausitz.

    Hinter allen politischen wie militärischen Unternehmungen Bolesmas stand fordernd und segnend die Erzkirche des Mesiko-Reiches, das Vollzugsorgan des päpstlichen Willens. Da Heinrich II. am ottonischen System festhielt und für sich weiterhin das Recht der Investitur in Anspruch nahm, kreideten ihm seine römisch beeinflußten Feinde unter dem Vorwand religiöser Entrüstung das Bündnis mit den ostelbischen Heiden an und sorgten für die Aufwertung des Daglingerfürsten als lauteren Vorkämpfer der Christenheit.
    Angestachelt von seinen Bischöfen und von einem Teil des unzufriedenen sächsischen Adels ermuntert, brach Bolesma 1007 den beschworenen Frieden und setzte sich abermals in den Besitz der Marken Lausitz und Meißen. Sieben Jahre danach verweigerte er dem König die pflichtgemäße Heeresfolge nach Italien. Heinrich, der 1014 dem Papst die Kaiserkrönung abgenötigt hatte, erreichte durch zwei nicht eben glücklich verlaufene Feldzüge immerhin, daß Bolesma im Frieden von Bautzen (1018) für die Gebiete seiner jüngsten Eroberungen die deutsche Lehensherrschaft anerkannte und fortan Ruhe hielt.

    Hatte der Daglinger im Westen viel, wenn auch nicht alles erreicht, so erging es ihm jenseits des Bug im Osten keineswegs besser. Seine Offensiven gegen die Waräger, die ihn sogar einmal siegreich durch das goldene Tor von Känugard (Kiew) führten, sicherten ihm am Ende nur die bereits vorher gewonnene Abschirmung seines Reiches an Bug und San.
    Den Höhepunkt seines Lebens fand Solesma kurz vor seinem Tode im Jahr 1025: im Einverständnis mit dem Papst krönten ihn die Bischöfe der Erzkirche zum König.
    Unter Mesiko II. zerfiel das Reich, um dessen Größe der Vater gekämpft hatte. Die Lehenshoheit über Pommern erlosch, das Milzener Land, die Mark Meißen und die Lausitz gingen verloren, das Land zwischen Oder und Warthe wurde wieder der Lehensherrschaft des deutschen Königs untergeordnet und alles übrige löste sich in Teilfürstentümer auf, die sich in inneren Unruhen erschöpften, weil sich das ausgepreßte Volk gegen die Willkürherrschaft der herzoglichen Beamten, Adeligen und Bischöfe erhob. Kasimir, der Sohn des Herzogs, mußte mit seiner Mutter nach Innerdeutschland fliehen und vermochte erst mit kaiserlicher Hilfe die von den pommerschen Wandalen unterstützte Rebellion niederzuschlagen. Wenngleich es dann Bolesma II. noch einmal gelang, die Kernlande des Mesiko-Reiches zusammenzufassen und aus der Hand des Papstes die Königskrone zu gewinnen - eine Honorierung seiner Frontstellung gegen König Heinrich IV. im Investiturstreit -, war es dennoch mit der alten Herrlichkeit des Daglingerhauses endgültig vorbei. Die immer krasser zu Tage tretende Unbotmäßigkeit der aufsässigen Privilegierten machte alle äußeren Erfolge gegen Wandalen, Böhmen, Ungarn und Waräger zuschanden. Als der König den verräterischen Bischof von Krakau vierteilen ließ, revoltierten Klerus und Adel. Sein wohlfeiler Bruder Hermann („Wladyslaw ") ließ sich zum Herzog küren und wurde in der Folge zur Spielfigur der rivalisierenden geistlichen und weltlichen Großen. Bolesma III. Schiefmund, der ihm folgte, war zwar härter, mußte jedoch den deutschen König als Schirmherrn anrufen, um nicht zerrieben zu werden. Zu allem Überfluß hinterließ er 1138 eine Erbfolgeordnung, die eine Kettenreaktion dynastischer Streitigkeiten und Machtkämpfe unter den zahlreichen Söhnen auslöste. Das „Seniorat", das zusammen mit dem Herzogtum Krakau dem ältesten Daglinger zufiel, blieb wirkungslos. Allein die Erzkirche ging aus den Wirrnissen gestärkt hervor. Sie sicherte sich die Befreiung von sämtlichen Landeslasten, machte die einzelnen Provinzialfürsten von ihrem guten Willen abhängig und dirigierte den Adel, der sich eigennützig arrangierte und dem geistlichen Vorbild im Interesse der Mehrung von Besitz und Macht eifrig folgte. Die nunmehr vollends entrechteten Volksteile wurden der nackten Sklaverei überantwortet. Bald gab e; nur mehr Adel und Kirche einerseits und Kmeten (Leibeigene) andererseits. Lediglich Schlesien entrann infolge günstiger Umstände einem gleichen Schicksal.

    Waldislaw II. („Wladysiaw II.'"), von seinem herzoglichen Bruder Bolesma IV. aus seinem schlesischen Erbteil vertrieben, war an den Hof seines deutschen Schwagers, König Konrad III., geflüchtet. Ein Feldzug, der ihn zurückführen sollte, verlief ergebnislos. Kaiser Friedrich i. Barbarossa wiederholte den Versuch der Rechtswahrung und rückte 1157 mit Heeresmacht vor die Tore Posens. Bolesma IV. wurde gezwungen, den Lehenseid zu erneuern und die Provinz Schlesien herauszugeben. Daraufhin konnten die drei Söhne Waldislaws II. im Jahr 1163 ihr Erbe unter deutschem Schutz antreten. Breslau, Ratibor, Oppeln, später Liegnitz, Schweidnitz und Wohlau wurden zu Residenzen der von Posen und Krakau unabhängigen schlesischen Daglingerherzoge, die sich der deutschen Kirche anschlossen und deutsches Recht wie deutsche Wirtschaftsformen einführten, dadurch reichsdeutschen Charakter erhielten und sich beinahe ausnahmslos mit deutschen Geschlechtern verschwägerten.
    Nicht einmal der einseitig slawophile galizische Sozialist Limanowski wagte in seinem Propagandawerk „Die Wiederbelebung und Entwicklung der polnischen Nationalität in Schlesien" (Warschau, 1911) die Wahrheit zu bestreiten. Umschreibend stellte er fest:
    „Die schlesischen Fürsten neigten der ihnen verwandten kaiserlichen Familie mehr zu als ihren polnischen Vettern. Heinrich I. war schon vollkommen deutsch, und sein ganzer Hof in Glogau war deutsch."
    Nachdem die schlesischen Herzogtümer bereits unter Friedrich I. von Hohenstaufen der lehensherrlichen Aufsicht des zuverlässigen deutschen Reichsfürsten Waldislaw von Böhmen untersteilt und dann von Kaiser Rudolf von Habsburg als direktes Reichslehen an den Daglingersproß Herzog Heinrich IV. vergeben worden waren, erfolgte im Jahr 1335 endgültig die staatsrechtliche Eingliederung Schlesiens in den deutschen Reichsverband. Kasimir III. von Krakau verzichtete im Vertrag von Trentschin ausdrücklich auf alle schlesischen Fürstentümer sowie auf Masowien zugunsten des Reiches. Gleich dem Masowier hatte sich die Gesamtheit der schlesischen Herzöge - einschließlich derer von Schweidnitz, Oppeln, Ratibor, Groß-Strelitz, Falkenberg, Kosel, Beuthen, Teschen und Auschwitz - dem Krakauer verweigert und huldigte Johann von Lützelburg, dem deutschen König von Böhmen.

    Während die Romkirche noch im 12. Jahrhundert zu einer gewaltigen Offensive in den Ostraum hinein angesetzt hatte, suchte die Kurie nach dem Verlust Schlesiens ihre Vorpostenstellung innerhalb der verbliebenen Provinzen des Mesiko-Reiches festigend auszubauen. Als Kerntruppe des geistlichen Heeres, das ausschließlich der Befehlsgewalt des Papstes unterstand, waren die Mönche des Zisterzienser-Ordens dazu ausersehen, das östliche Bollwerk zu untermauern. Sie hatten erstmalig 1143 zwischen Warthe und Netze mit der Errichtung des Klosters Lugna („Lekno"), das allein nach und nach 40 deutsche Dörfer sowie die Stadt Wongrowitz gründete, und bei Krakau 1146 mit dem Aufbau des Klosters Klein-Morimund („Andreow") Fuß gefaßt. Von diesen beiden Stützpunkten aus traten sie ihren Vormarsch an. Frühe Domänen der Benediktiner - Meseritz, Tinitz („Tyniec"), Siegau („Sieciechow") und Lubin -, der Prämonstratenser - Strelno - und der Franziskaner - Posen und Krakau - wurden dem militanten Christianisierungsauftrag dienstbar gemacht. Bis 1239 entstanden die Zisterzienser-Klöster Linda („Lond"), Sulau („Sulejow") an der Pilica, Camina („Wanschav"), Kopernitz („Copronitz") bei Sandomir, Mogila („Claratumba"), Kasing („Kacich"), Schaunig („Schavnik") in der Zips, Obra, Blesen an der Warthe, Paradies und Kiritz an der Brahe („Byszewo").

    Die Verhältnisse im Mesiko-Reich ließen zu jener Zeit eine Rekrutierung einheimischer Kräfte für den Ausbau der klösterlichen Bastionen und ihrer Vorfelder nicht mehr zu. Kriege, rigorose Bekehrungsaktionen und Machtkämpfe hatten die bodenständige germanische Volkssubstanz ausgezehrt. Einst blühende Landstriche waren verödet, über verfallenen Burganlagen, Siedlungen und Höfen wucherten Strauch und Baum. Landeskirche und Adel nützten im Bereich ihrer riesigen Latifundien nur, was sich an günstig gelegenen und besonders ergiebigen Gütereien anbot; alles andere lag brach. Besitzgier und gewaltsame Christianisierung hatten zu Verelendung und totaler Versklavung des dezimierten Bauernvolkes geführt. Das Handwerk gehörte der Vergangenheit an. Kaufleute gab es nicht mehr. Der unter den ersten Daglingern ansehnlich entwickelte Fernhandel war gänzlich zusammengebrochen. Gutsherren und Kirchenvögte behandelten die Masse der zu Leibeigenen deklassierten und völlig rechtlosen „Landeskinder" schlechter als ihr Vieh.

    Da der Adel die Arbeitskraft der Kmeten für sich allein beanspruchte, waren die Zisterzienser ebenso wie alle anderen Orden darauf angewiesen, im Interesse ihrer großzügigen Landnahme- und Wirtschaftsprojekte den Bedarf an geeigneten Menschen vollständig aus deutschen Reichslanden zu decken. Zuzugs- und Siedlungswilligen wurden außerordentliche Freiheiten, Güterund Bodenerwerb, materielle Förderung, allerlei Privilegien und eine Ansetzung nach deutschem Recht zugesichert. Einer derartigen Werbung war größter Erfolg beschieden. Bald hatte sich jedes Kloster mit einem ausdehnungsfähigen Ring deutscher Dörfer umgeben. Während sich der Adel vorerst um die ordensgesteuerte Siedelbewegung nicht kümmerte, ließ ihr die Erzkirche wohlwollende Unterstützung angedeihen, weil die planmäßige Konzentrierung deutscher Bauern, Bergleute, Handwerker, Kriegsleute und Bürger die Erhöhung ihres Machtansehens versprach. Diese christlichen Zuwanderer bewiesen nämlich nicht nur eine hohe kulturelle und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, sondern bildeten infolge ihrer Rechtsstellung insgesamt auch eine verläßliche Zwischenschicht, die Kraft des Einflusses ihrer klostergeistlichen Wohltäter jederzeit als Regulativ gegenüber dem anmaßenden Adel einerseits und den zwangsbekehrten „Sclavi", also dem insgeheim immer noch heidnisch gesinnten Kmetenvolk andererseits benützt werden konnte.

    Seit es dem großen Hohenstaufen Friedrich I. gelungen war, die deutsche Reichskirche wieder an das Königtum zu binden, die Reichsmacht erneut zur Geltung zu bringen und das unter dem Sachsenkaiser Lothar, dem „Mann des Papstes", übermächtig gewordene römische Oberhirtentum in die Rolle eines „Reichsbischofs" zu zwingen, hatte die Isolierung der restlichen Provinzen des Mesiko-Reiches als Hort päpstlicher Verfügungsgewalt mehr denn je an Bedeutung gewonnen. Ihrer politischen Aufgabe verhaftet, vergaßen deshalb die Bischöfe der Gnesener Erzkirche - gleichwohl allesamt deutscher Herkunft - über ihren vielerlei weltlichen Bedürfnissen nicht einen Augenblick lang, was sie ihrer Obrigkeit in der Engelsburg zu Rom schuldig waren. Gewillt, ihren Bereich unter allen Umständen dem päpstlichen Stuhl zu erhalten, suchten sie nach Mittel und Wegen, um vorsorglich jedes Übergreifen eines weltlichen oder geistlichen deutschen Einflusses auf die verstärkt einsetzende Siedelbewegung unterbinden zu können. Sie konnten dabei auf die tatkräftige Hilfe der Prämonstratenser und Zisterzienser zählen, die nicht nur die Werbung und Organisation vom deutschen Hinterland aus betrieben und die Ansetzung der gewonnenen Ostlandfahrer bestimmten, sondern durch den Ausbau ihres zweckmäßig angelegten Klosternetzes auch in Ostelbien die Kontrolle übernahmen. Es galt vor allem, die Ansiedler von direkten Bindungen an die alte Heimat zu lösen. Weil es aber in den herrschaftspolitisch zersplitterten und nur mittels drakonischer Gewalt zusammengehaltenen Provinzen des Mesiko-Reiches an jeglichem Zusammengehörigkeitsgefühl mangelte, ging man daran, den künstlichen Grund für eine einigende Volks- und Staatsidee zu legen. Wer immer auch in den Grenzen des noch behaupteten Hoheitsgebietes der Senioratsherren von Krakau lebte, sollte erfahren, daß es keine völkischen, politischen und kirchlichen Gemeinsamkeiten mit den im Deutschtum aufgehenden übrigen Germanen geben DURFTE!

    Im Einvernehmen mit der Kurie begab sich Vinzenz Kadlubek - seit 1208 Bischof von Krakau - im Jahre des Heils 1218 in die Klausur einer Zelle des Zisterzienser-Klosters Klein-Morimund („Andreow") und schrieb dort seine „Chronica polonorum" in lateinischer Sprache nieder. Dieser Mann, der als Deutscher eigentlich Wolf Gottlobonis hieß (also Wolf, der Sohn des Gottlob!), erfand den Begriff „Polen" ebenso wie die Sage von den „Lechen", den sogenannten „Urpolen", und ihrem „piastischen" Fürstengeschlecht. Das phantasievolle Werk strotzt nur so von Erfindungen und tatsachenwidrigen Behauptungen, was jedoch kein Hindernis dafür war, ihm propagandistisch eine enorme Bedeutung zu unterlegen. Natürlich wagte auch später niemand mehr, einen christlichen Bischof als Betrüger und Fälscher anzuprangern. Und weil ein „Gottesmann" eben stets die Wahrheit spricht, fiel es nicht einmal gelehrten und klugen Männern ein, an einem derartigen „Zeugnis" zu rütteln. Auf diese Weise wurde eine der erstaunlichsten Geschichtslügen zum historischen Tabu. Obwohl von der ernstzunehmenden Forschung längst vollinhaltlich in den Bereich der Fabeldichtung verwiesen, bildet die Schrift Kadlubeks noch heute das Fundament nicht nur polnischer, sondern auch diesbezüglicher deutscher Geschichtsschreibung. Alle Welt plappert das Märchen nach und faselt von „Polen", die es damals ebensowenig wie einen gleichnamigen Staatsbegriff gab, von „Piasten", wenn man von Dago oder seinen Nachfolgern spricht, und natürlich von „Slawen", die anstelle der tatsächlich ansässigen Germanen im heutigen polnischen Raum gehaust haben sollen. Daß zu Lebzeiten des Vinzenz Kadlubek in allen Provinzen des Mesiko-Reiches ausschließlich germanische Dialekte gesprochen wurden, die auch jeder damalige Westdeutsche verstehen konnte, wird verschwiegen und ist daher weithin unbekannt. Während zu Beginn des 13. Jahrhunderts noch Kaiser und Papsttum um die Herrschaft im sogenannten Abendland rangen. Adels- und Kirchenstreitigkeiten Westeuropa lähmten, die Dänen ganz Estland gewannen, der deutsche Schwertritterorden in Livland bis zur Selbstaufopferung mit den heidnischen Germanen stritt, sich die Gesamtheit der germanischen Gaue im Baltikum wiederum gegen die Einfälle der Dänen, Schweden und Waräger zur Wehr setzen mußte, Kurland als Reichslehen dem Deutschtum aufgeschlossen wurde, Herzog Zuentibald von Pommerellen das germanische Zwischenfeld an seiner NetzeGrenze im Süden gegen das Mesiko-Reich sicherte und der Deutsche Ritterorden - von Herzog Konrad von Masowien in sein Herrschaftsgebiet zwischen Weichsel und Bug gerufen und mit dem Kulmer Land beschenkt - gegen die Prussen zu Felde zog, sammelte sich 1236 zwischen Ural-Gebirge und Ural-See unter dem Oberbefehl des Tschingis-Chan-Enkels Batu ein auserlesenes mongolisches Reiterheer, dem die Unterwerfung Europas aufgetragen war.

    Von den abendländischen Fürsten ebensowenig zur Kenntnis genommen wie von den Sachwaltern der römisch-katholischen Kirche, vollzog sich im Osten jenseits der Wolga ein Beginn, dessen Folgen im Großraum Rußland Entwicklungsvorgänge auslöste, die für Europa zum nachhaltig wirksamen Verhängnis werden sollten.
    Nach des genialen Feldherrn Ssubutais Plan bereinigten die
    Mongolen im Winter 1236 ihr erstes Operationsvorfeld zwischen der Kama und dem Kaspischen Meer. Sie erinnerten die Bolgar (Bulgaren) an oberer Wolga und Kama, die vierzig wolgaabwärts lebenden Stämme der germanischen Saxin, die Alanen und Lesginen an ihre im Jahr 1223 beschworenen Vasallenpflichten, unterjochten alle skythischen, finno-ugrischen und kumanischen Teilstämme, die sich ihnen nicht gefügig zeigen wollten, zerstörten jede Stadt, die sich nicht gleich ergab, und überschritten im Dezember 1237 mit einem auf rund 300 000 Mann angewachsenen Heer die Wolga, um das Warägerreich im Nordwesten anzugreifen. Die Festungsstadt Rjasan fiel nach sechstägiger Belagerung, Moskau wurde überrannt, Waldimir („Wladimir"), die Hauptstadt des gleichnamigen Warägerfürstentums in Wolhynien, hielt sich nur vier Tage, das Heer des Großfürsten erlitt eine vernichtende Niederlage, Susdal, Tewer, Torshok und zwölf weitere Städte versanken in Schutt und Asche; allein das reiche, schwerbefestigte Naugard („Nowgorod") widerstand dem furchtbaren Feind. Batu wandte sich im März 1238 wieder nach Süden. Im Westen begriff man noch immer nicht. Als die Schreckensbotschaften bekannt wurden, glaubte man vielmehr an ein Strafgericht des Himmels. Engstirnigkeit und religiöse Befangenheit ließen der Vernunft keinen Spielraum. Unter Waidemar von Känugard hatten zwar alle Germanen und skytischen Untertanen des Warägerreiches das Christentum angenommen, aber auf Grund der guten Beziehungen ihrer Fürsten zu Byzanz nicht nach römischem, sondern nach griechischem Ritus. Sie waren daher in den Augen „rechtgläubiger" Katholiken verabscheuungswürdige Ketzer und hatten es verdient, daß die Gottesgeißel in Gestalt der Mongolen über sie kam. Sobald man dann schließlich erfuhr, die asiatischen Reiter seien nach getaner Verwüstungsarbeit wieder abgezogen, war man erst recht davon überzeugt, Gott habe die Waräger nur züchtigen wollen. Nicht einmal die Meister des Deutschen Ordens sahen in den Mongolen eine Gefahr. Wie auch die Schweden wähnten sie die Fürsten von Naugard geschwächt und griffen an, statt Hilfe zu gewähren.

    Aber Ende November 1240 überschritten die Mongolen den Dnjepr, fielen in die südrussischen Gaue ein und zogen vor Kiew, das nach schwerer Beschießung am 6. Dezember im Sturm genommen, geplündert und völlig zerstört wurde. Die schönste Stadt Südrußlands, Knotenpunkt für die Handelsverbindung zwischen den Ostseeländern und Byzanz, barg als Trümmerfeld nur mehr eine vieltausendfache Zahl modernder Schädel. Batus sieggewohnte Reiter marschierten schwärmend weiter. Brandschatzend und mordend stürmten sie in das Stromgebiet des Dnjestr und des Bug und besetzten die WolhynischPodolische Platte als vorgesehene neue Operationsbasis. Haliz wurde gestürmt, ganz Podolien, Wolhynien und das heutige Ostgalizien besetzt. Erste Vortrupps drangen in das Mesiko-Reich ein und zerstörten Sandomir. Im darauffolgenden März des Jahres 1241 setzte Ssubutai drei Heeresgruppen zur Eroberung Ungarns an: Prinz Kaidu mit der Nordgruppe fiel in das MesikoReich ein, um die Streitkräfte der Daglinger, des Deutschen Ordens, der schlesischen Fürsten und des Böhmenkönigs zu fesseln; Prinz Kadab mit der Südgruppe griff nach Zernierung des Moldaugebietes und der Bukowina über Siebenbürgen an; Batu und Ssubutai aber führten die Hauptmacht nach Erstürmung der Karpatenpässe gegen die Städte Pest und Gran.

    Die Provinzen des Mesiko-Reiches waren dem Mongolensturm beinahe wehrlos ausgeliefert. Kaidus Reiter verwandelten sie teilweise in menschenleere Wüsten; kein fester Platz hielt den Angreifern stand; drei Heere, die ihnen der Krakauer Senioratsherr entgegenstellte, ritten sie buchstäblich über den Haufen; am 24. März brannten sie das eroberte Krakau nieder und Anfang April heerten sie bereits in Schlesien. Breslau und Oppeln gingen in Flammen auf. Am 8. April versammelte Kaidu seine Heeresgruppe - mit Ausnahme eines Korps, das er nach Norden entsandt hatte - vor Liegnitz, um einen neuen Gegner anzunehmen, der sich dort auf weiter Wahlstatt zum Kampf stellte. Unmittelbar nach dem ersten Einbruch der Mongolen in das Mesiko-Reich hatte der schlesische Herzog Heinrich II. von Breslau alle verfügbaren Streitkräfte mobilisiert und die Hilfe nächster Verbündeter erbeten. Nun wartete er an der Spitze eines deutschen Ritterheeres, dem sich Tempelritter, Deutschritter, der Markgraf von Mähren und die Bergknappen der Stadt Goldberg angeschlossen hatten, auf die Ankunft des Böhmenkönigs, der mit 50 000 Mann Kriegsvolk nur mehr einen Tagesmarsch entfernt war.
    Kaidu war auf der Hut. Noch ehe die Böhmen eingreifen konnten, schlug er zu. Das schwerfällig ausgerüstete und taktisch unterlegene Ritterheer wurde am 9. April trotz heldenmütigen Widerstandes zersprengt und vernichtet. Herzog Heinrich, die 1100
    Masse der Ritter und Edelleute sowie ein Großteil des Fußvolks - Chronistenberichten zufolge insgesamt rund 30 000 Mann - fanden auf dem Schlachtfeld den Tod.
    Als der Böhmenkönig von der Niederlage erfuhr, trat er eiligst den Rückmarsch an, wandte sich dann nach Westen, um sich mit den aufgebotenen Truppen des Herzogs von Sachsen und des Landgrafen von Thüringen zu vereinigen.
    Unterdessen hatte das nach Norden abkommandierte Mongolenkorps ein litauisches Großaufgebot geschlagen, den Prussen schwere Verluste zugefügt, Pommerellen durchritten und die Westprovinzen des Mesiko-Reiches flüchtig gebrandschatzt. Es stieß bei Liegnitz wieder zur Heeresgruppe, die nun ihren Ablenkungs- und Verwirrungsauftrag restlos erfüllt hatte. Wenige Tage nach der blutigen Schlacht bei Liegnitz folgte Kaidu dem Ruf des über die Ungarn siegreichen Batu, fiel in das entblößte Mähren ein, stürmte die Städte Troppau, Mährisch-Neustadt, Freudenthal und Brünn und nahm nach gründlicher Verwüstung des Landes an der distriktweisen Plünderung des ungarischen Königreichs teil. Das Ende des mit deutscher Hilfe errichteten und zur Blüte gelangten Magyarenstaates kommentierte ein zeitgenössischer bayrischer Chronist mit den nüchtern feststellenden Abschlußworten: „Das Königreich Ungarn, das unter Kaiser Arnulf begonnen und dreihundertfünfzig Jahre lang existiert hat, wird von den Tartaren vernichtet."
    Gleich den 700 Jahre später ihrem Beispiel folgenden sowjetischen Truppen hatten die mongolischen Tumans der Goldenen Horde alle Landschaften, die ihnen preisgegeben waren, in ein Inferno verwandelt. Was von der Bevölkerung nicht rechtzeitig fliehen, sich nicht - das nackte Leben rettend - in unwirtliche Wald-, Sumpf- oder Bergregionen verkriechen konnte, wurde erbarmungslos hingeschlachtet oder in die Sklaverei verschleppt, - Mann, Weib und Kind. Schändung, Brand und Mord ließen ganze Provinzen veröden.

    Durchmarschgebiet der Hauptmacht Kaidus, war innerhalb des Mesiko-Reiches das Großherzogtum Krakau besonders arg ausgebrannt und entvölkert worden, während Kujawien zum größten Teil und das Wartheland gänzlich verschont geblieben waren. Nachdem der erste große Schrecken überwunden und das ganze Ausmaß des Schadens erkannt war, bewogen Menschenmangel, die Folgen des kurzsichtigen Festhaltens am System der Leibeigenschaft für das überlebende Kmetenvolk und eine weitgehende wirtschaftliche Zerrüttung die betroffenen Landesherren, dem Beispiel der Ordensgemeinschaften zu folgen und deutsche Siedler ins Land zu rufen.

    Über die damals maßgebliche Situation schreibt der Historiker Franz Wolff in seinem empfehlenswerten Buch „Ostgermanien" prägnant zusammenfassend:
    „Der politische Bestand des Mesiko-Reiches war auf das höchste bedroht. Nur von einer durchgreifenden Veränderung der sozialen und kulturellen Zustände konnte eine Besserung erwartet werden. Das Mesiko-Reich drohte an der wirtschaftlichen Stockung und an der Entwicklungsunfähigkeit zu ersticken. Es gab kein Gewerbe, keinen Mittelstand, kein freies Bauerntum. Die Bevölkerung gliederte sich ausschließlich in die Grundherren, d. h. in den Adel (die Schlachta) und in die Hörigen (die Kmeten). Die Schlachta war die herrschende Schicht; sie besaßen alle Vorrechte und waren die Inhaber der Staatsgewalt. Hierzu gehörten die Bischöfe und die Vorsteher der Klöster. Die Kluft zwischen Schlachta und Kmeten war so groß, daß der Adel sich am Leben der besitzlosen Leibeigenen vergreifen konnte, ohne fühlbar bestraft zu werden. Das Schicksal der Familien lag völlig in ihrer Hand. Die Kmeten waren schutz- und rechtlos.

    Es gab nur ein Mittel, das Rettung aus dieser Notlage bringen konnte: die Hilfe deutscher Siedler. Der Besitz lag vollständig in den Händen des Adels. Nur ein geringer Teil davon konnte mittels der Arbeitskraft der Kmeten, die meistens in der Nähe des Wohnsitzes der Adeliqen angesetzt waren, bearbeitet werden. Alles übrige war Wald. Steppe, Sumpf und Unland, das keinerlei Nutzen einbrachte. Es war ohne Wert. Daher waren die Adeliqen bereit, große Flächen geschenkweise, wie es heißt, ,zum Heile ihrer Seelen', an die Klöster abzugeben. Klostergut war von allen Abgaben befreit. Die Fürsten des Mesiko-Reiches, die die Fähigkeit und Tüchtigkeit der deutschen Siedler kennen qelernt hatten, riefen sie unter großen Versprechungen und bei Gewährung von Freiheiten ins Land. Die Ansiedlung geschah nach deutschem Recht' (jus teutonicale), bekannt als Magdeburqer, Kufmer, Lübecker, Neumarkter Recht. Ihren Ursprung hatte es darin, daß in Deutschland der Grundsatz zur Geltung gelangt war, daß jeder, der aus wüster Einöde Kulturland, das sogenannte Neubruchland schuf, dem Besitzer dieses Landes, dem Grundherrn, nur zu mäßigem Zinse verpflichtet war.
    Im Mesiko-Reich war aber der Grund und Boden von vornherein mit einer gewaltigen Last von Leistungen und Pflichten beschwert. Da in der älteren Zeit nur der Landesherr der Besitzer des Grund und Badens war, flossen sämtliche Leistungen ihm zu. Durch überreiche Schenkungen an Kirche und Adel begannen die Fürsten, sich großer Teile ihres Landbesitzes zu entäußern. Damit gingen die pflichtgemäßen Leistungen an die neuen Eigentümer über; die alten Pflichten gegen den Landesherrn aber blieben bestehen.
    Wenn eine Ansiedlung durch deutsche Bauern vorgenommen werden sollte, so mußte erst der zu besiedelnde Boden von den darauf ruhenden Pflichten des bisherigen Rechtes befreit werden. Dieser Forderung wurde stets entsprochen; die neue Freiheit wurde feierlichst durch den. Landesherrn ausgesprochen und urkundlich verbrieft. Erst danach wurden die Rechte und Pflichten mit dem neuen Grundherrn, dem Kloster, Bischof oder adeligem Herrn, durch besonderen Vertrag geregelt. Dies geschah nach dem Vorbild der alten deutschen Heimat. Nun wurde die Feldmark in Hufen aufgeteilt, die landwirtschaftlichen Betriebe nach deutschem Brauche eingerichtet und endlich Gerichtspflege und Polizei nach deutschrechtlichem Muster geordnet. Das Verhältnis zum Grundherrn war eine Art Erbzinsrecht, d. h., der Bauer erhielt eine Hufe mit dem Recht der Vererbung gegen Zahlung eines mäßigen Jahreszinses. Die Freizügigkeit blieb gewahrt. Die Hufe konnte beliebig veräußert, also verkauft, verschenkt, vertauscht werden, nur durfte der Zins an den Grundherrn keine Beeinträchtigung erfahren Der Nachfolger mußte leistungs- und zahlungsfähig sein.

    Die Arbeit der Siedler trug sogleich Früchte. Die Siedler, die meistens Geld mitbrachten, gaben dem Land Ordnung und Recht, Gesittung und Bildung. Der gebräuchliche Hakenpflug, die wilde Feldgraswirtschaft und der willkürliche Wechsel der Felder wurde vom eisernen Scharpflug und der Dreifelderwirtschaft abgelöst. Sümpfe wurden trockengelegt, Wälder gerodet und Brüche urbar gemacht, Dämme geschüttet, Gräben gezogen, Kanäle gebaut, Wege angelegt und Brücken geschlagen. So entstanden die Vorbedingungen für die gehobene Pferde- und Viehzucht und planmäßig durchgeführte Dorfanlagen. An Stelle der Katen aus Holz und der Erdanlagen trat der Hausbau mittels gebrannter Ziegel und des Kalkmörtels, die nun erst im Mesiko-Reich in Gebrauch kamen.
    Die Wirtschaftsweise der deutschen Bauern brachte den natürlichen Reichtum des Landes zur Geltung, das nun für Jahrhunderte in die erste Reihe der Getreide erzeugenden und ausführenden Länder Europas trat.
    Auch das Handwerk fand, namentlich durch die Zisterzienser, Eingang im Mesiko-Reich. Nur zu einem Teil waren die Mönche Ordenspriester, die den gottesdienstlichen Verrichtungen oblagen. Sie sollten die Klöster nicht verlassen. Die ausschließlich wirtschaftliche Tätigkeit war das Feld der Halbmönche, der Laienbrüder und Konversen. Auch sie waren an die Ordensregel gebunden; ihre Wohnung war aber insbesondere der Ackerhof. Die anfallende Arbeit konnte bei dem großen Besitzstande an Ackerhöfen und Ländereien von ihnen allein nicht bewältigt werden. Sie zogen Hilfs- und Fachkräfte hinzu, die Familiären oder Klosterverwandten, die außerhalb der Klostermauern wohnten; sie waren u. a.: Viehhirten, Schäfer, Fuhrleute, Wagenführer, Ochsenknechte, Fischer, Zeidler, Weinzierl, Bäcker, Gerber, Weber, Schuster, Schneider, Köche, Metzger, Schmiede, Maurer, Küfer, Brauer, Sattler, Müller. Die Orte der Klostersitze wurden schnell Mittelpunkte umfangreicher, aufblühender Gebiete mit zunehmender Bevölkerungsdichte. Vielfach erhielten sie bald die Marktfreiheit und schließlich das Stadtrecht. Die Handwerker dieser Orte hörten allmählich auf, ausschließlich für den klösterlichen Herrn zu arbeiten. Sie streiften die Fesseln ab und begannen immer mehr, die Erzeugnisse ihrer Arbeit dem freien Absatz zuzuführen. Der Art ihrer deutschen Heimat folgend, schlossen sie sich zu Brüderschaften, Zünften und Innungen zusammen. Auf diesem Wege gelangte die der deutschen Sitte gemäße Zunft- und Gildeordnung, die besonders für den handwerklichen Nachwuchs ehrbare Herkunft, gründliche Ausbildung und gebührende Zucht verlangte, in die ostdeutschen Städte, in die Patrizier-Kaufherren aus den Städten des Reiches folgten, denn jetzt erst erblühte ein Stand, für den früher kein Raum vorhanden war, die Kaufmannschaft. Damit verblieb auch der Gewinn, den die sonst hindurchziehenden Händler hinausgetragen hatten, im Lande. Handel und Verkehr gelangten zur Entwicklung."

    Bald waren die Trümmer- und Ruinenfelder allerorts verschwunden. Auf altern und neugewonnenem Siedlunqsboden entstand ein weites Netz deutscher Dörfer, Märkte und Städte. Die Einwanderer trafen überall auf eine Grundbevölkerung, die zwar verelendet, aber in Veranlagung, Art und Sprache verwandt wal Diese Übereinstimmung veranlaßte Bischof Bogufal II.. von Posen, der die halbheidnischen Kmeten noch zu den „Sclavi" rechnete, 1250 zu dem schriftlichen Zeugnis, „daß kein Volk so viel Gemeinsames habe und so vertraut wäre, als die sclavi mit den Deutschen!"

    Bis in das ausgehende 14. Jahrhundert bestand innerhalb der alten Grenzen des Mesiko-Reiches eine einheitlich germanischdeutsche Symbiose. Deutsche stellten einen großen Teil des Adels und die Kirchenfürsten, bauten die Staatskirche auf und kontrollierten die ausschließlich deutsche Siedelbewegung, beherrschten den mittleren Grundbesitz, gründeten Kulturmittelpunkte, Klöster und Handelsplätze und erschlossen die natürlichen Schätze des Landes. Deutsch waren die Namen, das Recht, die Verkehrssprache und die Schrift. Als Umgangssprache hatte sich eine Neuform des Gemeingermanischen herausgebildet.

    Das erstaunliche Ausmaß deutscher Gemeinschaftsleistung spiegelt sich in den noch bis zum Ende des 13. Jahrhunderts erbauten 29 Städten - darunter auch die Posener Neustadt, Gnesen und Krakau -, deren Zahl bis zum 15. Jahrhundert auf 153 Gründungen anwuchs. Weil diese Tatsache den Menschen unseres Jahrhunderts beinahe unfaßlich erscheinen mag, sollen hier die wichtigsten deutschen Städte mit ihren teilweise polonisierten modernen Namen erwähnt werden:


  6. #6
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    Im Wartheland, in der Provinz Posen-Gnesen südlich der Netze und bis zu Weichsel und Piliza: Birnbaum, Neustadt, Grätz, Rogasen, Neumarkt/Warthe, Schrimm, Neustadt/Warthe, Kesselberg, Gostyn, Zduny, Adelnau, Schildberg, Langenfurt, Welun, Exin, Kostschin, Powidz, Peisern, Kalisch, Liebenwerde, Sieradz, Moosburg, Lenschütz, Lowitsch, Radomsk; an der Weichsel: Leslau, Plotzk, Warschau; zwischen Piliza und Weichsel: Radom, Skaryszow, Kielce, Opatow, Sandomir, Busk, Miechow; im Karpatenraum: Tymbark, Neu-Sandez, Weißenkirchen, Tarnow, Ropczype, Rzeszow, Freistadt, Krossen, Rymanow, Landshut, Jaroslau, Przemysl, Sambor; ostwärts von Weichsel und San: Wawolnica, Brest, Lublin, Krasnik, Goraj, Krasnostaw, Belz, Grodek, Lemberg, Zydaczow, Halitsch, Wladimir-Wolynsk, Luzk usw. Es handelte sich bei diesen ausnahmslos um Städte mit Magdeburger Recht. Bis in die russischen Randgebiete erstreckte sich der deutsche Einfluß, dem das gesamte Städtewesen in Osteuropa zu verdanken ist. In Galizien und in der Bukowina gab es bis zur Aufhebung ihrer Rechtsprivilegien 650 deutsche Großsiedlungen.

    Hatten Kurie und Landeskirche im Hinblick auf die zunehmende Ansetzung deutscher Siedler schon vor dem Mongoleneinbruch isolierende Maßnahmen erwogen und in Ansätzen verwirklicht, so erschien es den päpstlichen Legaten, den Bischöfen und Ordensoberen nun erst recht geboten, einer als natürliche Begleiterscheinung der Siedelbewegung befürchteten deutschen Reichsausdehnung entgegenzuwirken; zumal man sich mittlerweile in die Zange genommen fühlte, weil sich im Norden - von Pommern ausgehend - der deutsche Riegel über Pommerellen hinweg schritthaltend mit der wachsenden Macht des Ordensstaates der Deutschritter, mit dem Aufblühen deutscher Städte im Preußenland, in Kurland und Livland und mit dem Einfluß der deutschen Reichskirche bis nach Ingermanland am Peipus-See verfestigte und im Süden Böhmen und Mähren als unerschütterliche Reichsbollwerke der Deutschen nach Osten vorsprangen.
    Ohne zunächst die zugesicherten Privilegien der nützlichen und begehrten Deutschen anzutasten, traf die päpstliche Geheimdiplomatie alle Vorkehrungen, die dem Ziel der angestrebten dauerhaften Trennung der verbliebenen Provinzen des Mesiko-Reiches vom deutschen Westen, Norden und Süden dienlich sein konnten. Jede Ebene sorgsam und konsequent auslotend, bewies die kirchliche Organisation, was sie psychologisch, propagandistisch, taktisch und strategisch auszurichten vermochte.

    Kraft ihrer geistigen Vorherrschaft, ihrer hochleistungsfähigen Klostereinrichtungen und ihres dominierenden Wortgewichts verfügte die Kirche zu jener Zeit über ein totales Bildungs- und Meinungsmonopol. Mönche predigten die „Wahrheit", schrieben „Geschichte", verfaßten Berichte und Dokumente, lehrten Weltanschauung, beeinflußten als Schreiber, Kanzlisten, wortgewandte Gesandte, Ratgeber und Beichtväter die Politik der Fürsten, Adeligen und vermögenden Bürger. Klösterliche Erziehung formte den Nachwuchs des Adels und zumeist auch des reichen Bürgertums. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, daß der Legendenstoff der „Chronica polonorum" des Vinzenz Kadlubek alias Gottlobonis als übermitteltes Lehrwissen von jedermann kritiklos zur Kenntnis genommen wurde und die Begriffsfindung „Polen" für das Mesiko-Reich in Europa rasch eingeführt war. Lediglich die Krakauer Herrscher und die regierenden Teilfürsten zögerten noch verhältnismäßig lange, den im Lande beziehungslosen und unverstandenen Namen herauszustellen. Von Klerus und Mönchen nach und nach eingebürgert. wurde die Staatsbezeichnung „Polen" erst gegen Ende des 14. Jahrhunderts offiziell anerkannt und allgemeinverbindlich proklamiert.

    Waldemar I. von Känugard („Wladimir I. von Kiew"), vermählt mit Anna - einer Tochter des oströmischen Kaisers und Schwester der Gemahlin des deutschen Königs Otto II. -, hatte einst die Missionierung seines Volkes wohl der griechischen Kirche übertragen, aber auch den bulgarischen Glagolitenmönchen Gehör geschenkt, die bereits als Schutzbefohlene der Normannenfürstin Helga („Olga") in die Hauptstadt gekommen waren. Die Griechen begnügten sich innerhalb des Warägerreiches vorwiegend mit der Kontrolle der Hierarchie -- Kiew wurde Sitz eines Metropoliten, der dem Patriarchen von Konstantinopel unterstand - und überließen Bekehrung, niederen Kirchendienst, Seelsorge und Klosterwesen gern den eifrigen Glagoliten. In Abkehr vom Griechischen wurde das Glagolitische (oder „Altbulgarische") alleinige Kirchensprache. Für Bibelübersetzungen und Bücher religiösen Inhalts fand die ebenfalls aus Bulgarien importierte sogenannte cyrillische Schrift Verwendung. Um dem Laienvolk entgegenzukommen, durchsetzten Priesternachwuchs und Klosterschüler im Lauf der Zeit den bulgarischen Glagolitensprachschatz mit germanischen Dialektausdrücken, die sie modulierend anzupassen verstanden.


    Unter den Flüchtigen, die der aufziehende Mongolensturm aus Kiew nach Westen verscheuchte, befanden sich nicht wenige griechische Kleriker und glagolitische Mönche, die unter Mitnahme ihrer Schriften eine neue Heimat suchten. Sie gelangten teilweise bis in das Wartheland, bekannten sich zum „rechten Glauben" und stellten sich alsbald der Gnesener Erzkirche zur Verfügung. Seitens des Papstes wohlwollend toleriert, wurden sie von den Bischöfen ermuntert, die in Bulgarien, Kroatien und Kiew erprobte Sprachenschöpfung dem angestrebten Isolationsziel dienstbar zu machen. Auf der Landessynode zu Lenschütz („Lenczyce") verfügten die Kirchenfürsten 1257 bereits, daß die Pfarrer keine Lehrer mehr einstellen dürften, wenn sie nicht das „Polnische" (= Glagolitische!) beherrschten. Kaum war die enorme Bedeutung der geleisteten Vorarbeit erfaßt, verschrieb sich die gesamte Macht der kirchlichen Organisation dem Glagolismus und erzwang schließlich die Einführung des inzwischen weitergeformten Kiewer Kirchenidioms als neue Schriftsprache. Das Werk gedieh. Mit welchem Erfolg, bewies das Edikt der Bischöfe auf der zweiten Lenschützer Synode im Jahr 1285, das eine Aufnahme ausländischer Priester in den Kirchendienst verbot und die „Erhaltung und Beförderung der polnischen Sprache" befahl. Zur selben Zeit eröffnete der Erzbischof Jakob II. von Gnesen die kirchliche Kampagne gegen das Deutschtum in der Absicht, den Abbau der zugesicherten Rechtsprivilegien vorzubereiten. Als Vorwand diente ihm eine verbriefte Vergünstigung, die deutsche Einwanderer davon befreite, den „Peterspfennig", eine Kopfsteuer zugunsten Roms, und den Zehnten an die Landeskirche zu entrichten.

    Daß geschlossene deutsche Gemeinden gezwungen wurden, an „polnischen" Sprachunterrichten teilzunehmen und nur mehr „polnischen" Gottesdiensten beizuwohnen, war nur eine der Folgen. Eine andere war die Schürung eines feindseligen Gegeneinanders in diesem Land der krassen sozialen Unterschiede. Das Spiel der Provokation jeder gegen jeden setzte ein: Adel gegen Bürger, Bürger gegen Adel, rechtlose Kmeten gegen freie Deutsche, ja Deutsche gegen Deutsche. Man entließ oder kaufte junge Kmeten frei, steckte die Dankbaren in die Klöster, bildete sie dort aus und gewann mit ihnen eine neue Schicht des niederen Klerus, der den Kirchenoberen in treuer Ergebenheit gehorchte und den Kampf gegen die bevorrechteten Deutschen konsequent zu führen begann. Daß man sich jener Mischlinge unter den Kmeten, die als Hinterlassenschaft der Mongolen herangewachsen waren, besonders annahm, sei nur nebenbei erwähnt.

    Der Adel - einerlei ob alteingesessen oder eingewandert - wahrte nur seine engsten Interessen und arrangierte sich mit der polonisierenden Kirche, wo immer ihm dies zum Vorteil gereichte. Auf dem Lande und teilweise sogar in den Städten erlagen zahlreiche Deutsche dem kirchlichen oder adeligen Druck und gingen im „Polentum" auf. Ritter und Vertreter der Intelligenzberufe vergaßen ihre Herkunft, verpolten ihre Namen und konvertierten.
    Franz Wolff hat die Merkmale der Folgeentwicklung in seinem wissenschaftlich fundierten Werk „Ostgermanien" präzise herausgehoben:
    „Mit dem Verbot der Berufungen an die Rechtshöfe von Magdeburg und Halle 1365 durch Kasimir III. (1330-1370) wurde die Verbindung mit Deutschland in Rechtssachen gelöst. Es begann die lange Reihe der Rechtsbrüche an den deutschen Siedlern, deren verbriefte Freiheiten im Laufe der Zeit immer mehr mißachtet und schließlich aufgehoben wurden. Ab 1386 werden alle geistlichen Würden und Ämter nur dem eingeborenen Adel zugewendet.
    Die Polonisierung des Adels, die rasche Fortschritte machte, mußte durch Gewährung von Freiheiten erkauft werden. Nach und nach ging der deutsche Adel seinem Volkstum und seiner völkischen Aufgabe verloren. Eine starke Einwanderung polonisierten Adels und polnischer Bauern setzte im Warthegau ein. Die kleinen Städte und Dörfer wurden entrechtet und ihrer politischen Macht entkleidet, die alten Privilegien mißachtet, unbequeme Dorfschulzen auf Grund des Statuts von Warta 1423 verjagt und harte Frondienste verlangt. Die deutsche Schrift in den Ratsbüchern wurde durch das Latein ersetzt. Das Bürger- und Bauerntum sank an Bedeutung zurück.
    Inzwischen erhielt das geistige Leben in Polen durch die Gründung der Universität Krakau einen Aufschwung. Kasimir III. gründete diese Hochschule nach eingeholter Erlaubnis des Papstes im Jahre 1364. Sie trat aber erst 1400 tatsächlich ins Leben. Von nun ab waren alle maßgebenden Gelehrten, Diplomaten, Bischöfe, Heerführer usw. Zöglinge dieser Anstalt. Ihre Rektoren waren bis in die neuere Zeit hinein fast ausschließlich Geistliche oder Ordensangehörige. Obgleich das Latein bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts vorherrschte, gelangte doch die vernachlässigte polnische Sprache, die noch sehr rauh und ungefügig war, in den Kreis akademischer Untersuchung ...
    Eine weitere Verbreitung des Polnischen wurde erreicht, als die Bibel, namentlich für die Protestanten, ins Polnische übersetzt wurde...
    Bücher wurden, da die Buchdruckerkunst seit ihrer Erfindung sich rasch ausbreitete, in Polen ebenfalls seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hergestellt. Die ersten Druckereien wurden von Deutschen eingerichtet und geführt. Zunächst erschienen nur Werke zu religiösen Zwecken in lateinischer Schrift. Hauptverleger der Krakauer liturgischen und Meßbücher war der Deutsche Johann Haller (1467-1525). Er gilt als der Pionier des Druckereigewerbes in Polen. Weil die polnische Schrift nicht allgemein und recht uneinheitlich war, brachte der Deutsche Zweibold Fiol 1490/91 in Krakau Druckschriften in ruthenischer Sprache mit cyrillischen Buchstaben heraus. Erst der Deutsche Hieronymus Wietor, der sich 1515 in Krakau niederließ, druckte ab 1521 Schriften in polnischen Lettern. Allerdings soll das erste gedruckte Buch in polnischen Buchstaben bereits 1513 erschienen sein; es ist dies das nach fremdsprachiger Vorlage herausgebrachte Gebetbuch Paradies der Seele'. Jedoch scheint der Druck in polnischer Schrift nur geduldet, aber nicht amtlich anerkannt gewesen zu sein, denn 1534 wurde eine Bittschrift eingereicht, daß der Druck polnischer Schriften, insbesondere jener der Bibel, nicht verwehrt werden möge.

    Der kulturelle Fortschritt wurde auf diesem Gebiet von Deutschen vollbracht, die arglos und frei von politischer Selbstsucht der polnischen Sprache die Wege ebneten, weshalb auch der polnische Gelehrte Ptasnik den Drucker Haller einen mächtigen Hebel der Geistesbewegung in Polen' nennt. Im Laufe der Zeit dringt die polnische Sprache in wechselseitigem Hin und Her, wie das der polnische Gelehrte Alexander Brückner (1856-1925) in seinen Arbeiten schildert, in den deutschschlesischen Raum vor und bildete später in Oberschlesien das sogenannte ,Wasserpolnische' aus.

    Die Entdeutschung und die Verpolnisierung setzte in voller Stärke erst im 15. Jahrhundert ein; die Seele aller dieser Bestrebungen war die dem einheimischen Adel entstammende führende Geistlichkeit. Die Städtevertretung wurde aus dem Sejm verdrängt. Das Recht der freien Ratswahl wurde beseitigt. Ab 1437 durften die Bürger der Städte keine adeligen Landgüter mehr erwerben. Die zwangsweise verpolnisierten Klöster wurden durch den polnischen Reichstag von 1537 zur Wahl von Geistlichen polnischer' Nationalität als Äbte verpflichtet. Es waren dies ausschließlich einheimische Adelige. Alle höheren geistlichen Würden und sämtliche höheren Staatsämter behielt sich der Adel vor. Adel und Geistlichkeit herrschten unbeschränkt. Wilder Haß des Adels gegen Fleiß, Ordnung und wahre Freiheit, der neben dem Klerus stets die treibende Kraft des Widerstandes gegen das Deutschtum und für die Leibeigenschaft der Bauern waren, setzte ein. Bis zum Beginn der Neuzeit war das Deutschtum ununterbrochen der Polonisierung ausgesetzt.

    Die gegen die Deutschen in dieser Zeit verübten Gewalt- und Freveltaten, Verhaftungen, Verbannungen, Vermögenseinziehungen, ungerechten Verurteilungen, Hinrichtungen und Morde sind unbeschreiblich und vollziehen sich in gewohnheitsmäßigen Formen."

    An allen diesen Vorgängen hatte das Volk innerhalb der jeweiligen polnischen Hoheitsbereiche nicht den geringsten Anteil. Es war einer totalen Adelsherrschaft unterworfen und nicht in der Lage, auch nur annähernd ein „nationales Bewußtsein" zu entwickeln oder einen „politischen Willen" zu bilden. Den Alteingesessenen und Eingewanderten, die als fronendes Element in dumpfer Resignation ihr Schicksal trugen, stand eine trotz Neuzuzugs schrumpfende, noch nicht polonisierte deutsche Bevölkerung gegenüber, die jede Möglichkeit ausschöpfte, wenn sie die Bewahrung ihrer verbrieften Rechte und Freiheiten in Aussicht gestellt sah. In keinem Falle aber bestimmten volkstumspolitische Gegensätze das Verhalten der beiden Gruppen untereinander oder dem Adel gegenüber. Polonisierung hieß für alle, die nicht der herrschenden Aristokratie angehörten oder Nutznießer des Feudalsystems waren, Selbstaufgabe und ein Leben in härtester Knechtschaft; wollte man frei bleiben, so mußte man notfalls auch mit dem Teufel paktieren. Darüber hinaus ließen sich die Städte - sie erhielten sich bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts hinein allesamt rein deutsch! - ebenso wie jene Pommerns, Pommerellens, des Ordensstaates und der Hanse ausnahmslos von handelspolitischen Überlegungen leiten. Für „nationale Anliegen" fehlte damals sowohl das nötige Empfinden wie auch jedes Verständnis.

    Daß den jeweiligen Widersachern im Mittelalter nationale Vorstellungen fremd waren, beweist im gegenständlichen Zusammenhang die an Wechselfällen reiche Vorgeschichte der verhängnisvollen Auseinandersetzung zwischen dem Deutschen Ritterorden und der litauisch-polnischen Union:

    * Der Hochmeister des Deutschen Ritterordens, Hermann von Salza, hatte im Jahr 1226 urkundlich die kaiserliche Zustimmung für die Inbesitznahme des von Herzog Konrad von Masowien abgetretenen Kulmer Landes, eine Rechtsgarantie für die anfänglichen und späteren Eroberungen des Ordens sowie die Erhebung des Hochmeisters zum Reichsfürsten erlangt.

    * Nachdem in den Jahren 1221/22 ein Kreuzheer in Kujawien das linke Weichselufer gewonnen hatte, rief Papst Gregor IX. ein Jahrzehnt danach (1232) zum Kreuzzug gegen die elf heidnischen Stämme der germanischen Prussen auf.
    * Als Schwertgenossen des Ordens nahmen an den Kämpfen gegen die Prussen 1233/34 drei Herzöge des Mesiko-Reiches mit ihren Tausendschaften teil. Die Urkunden vermelden nichts über sprachliche oder volkliche Unterschiede bei den verbündeten oder gegnerischen Kriegern.

    * Am 3. August 1234 legte Papst Gregor IX. den Keim für da: kommende Unheil des Machtkampfes zwischen Rittern und Bischöfen, die - gleich dem Bischof Albert von Riga jede,, für sich - eine weltliche Territorialherrschaft anstrebten durch die Bulle von Rieti wurde das Ordensgebiet mitsamt allen künftigen Erwerbungen zwar unter den besonderen Schutz des apostolischen Stuhls gestellt und den Rittern einschließlich der Gerechtsame und Einkünfte zu ewigen: und freiem Besitz verliehen, aber gleichzeitig auch das Missionsgebiet Preußen der päpstlichen Hoheit unterworfen.

    * Herzog Zuentibald von Pommerellen (1220-1266, nachträglich verballhornt in „Swantopolk"), der 1224 die lübische Marktsiedlung Danzig zur Stadt erhoben und ihr volles deutsches Recht verliehen hatte, beteiligte sich wiederholt an Kriegsfahrten des Ordens, geriet jedoch vorübergehend wegen der Eroberung Brombergs und Nakels mit den Rittern in Konflikt. Der Herzog von Masowien hingegen vertrat seinerseits die Interessen des Ordens.

    * Nach dem Tods Zuentibalds waren dessen Bruder Sambor, die kujawischen Herzöge und die brandenburgischen Markgrafen Waffenbrüder geworden. Der letzte Nachkomme Sambors schließlich hatte die brandenburgische Lehenshoheit anerkannt. Als das pommerellische Herzogshaus 1294 ausstarb, kam es zwischen den brandenburgischen Askaniern und dem kujawischen Herzog Waldemar Ellenlang (nachträglich verpolt in „Wladisfaw Lokietek") zu Erbstreitigkeiten.

    Im Bunde mit einem der mächtigsten einheimischen Adelsgeschlechter setzten sich die Brandenburger 1308 in den Besitz Pommereifens, worauf Waldemar Ellenlang den Deutschen Ritterorden zu Hilfe rief. Landmeister Heinrich von Plotzke rückte in Pommerelien ein und warf die brandenburgische Besatzung aus der Stadt Danzig, die vorerst zum Pfandbesitz des Ordens wurde. Da der Kujawier die Kriegskosten nicht bezahlte und überdies die Ansprüche des Ordens mit Einfällen beantwortete, bemächtigten sich die Ritter nebst der Stadt auch der Danziger Burg, besetzten Pommerellen und bezahlten den brandenburgischen Markgrafen für die Überlassung der lehensherrlichen Rechte 10 000 Mark in Silber. Durch Waldemar Ellenlang, einem Daglingersproß, der sich gegen böhmischen, Posener und Krakauer Widerstand in den Kernlanden des ehemaligen MesikoReiches durchgesetzt hatte, war die kujawische zur Sache der polnischen Krone geworden, was den kriegsähnlichen Zustand um weitere 34 Jahre verlängerte. Die polnische Geistlichkeit suchte nach Verbündeten gegen den Orden, der Papst schleuderte Bannflüche gegen die Ritter. Dennoch hielt der Orden an seinen Rechten und damit an seiner Politik fest. Er ließ sich vom deutschen König von Böhmen die Besitzrechte für Pommerellen und das Dobryner Land übertragen und rückte 1331 bis Kalisch vor.

    Gegen den Protest der polonisierungswütigen Geistlichkeit fand sich der Sohn Waldemar Ellenlangs, König Kasimir III., im Vertrag zu Kalisch 1343 mit Zustimmung seines Adels bereit, zugunsten des Ordens endgültig auf Pommerellen mit Danzig, Kulm und Michelau zu verzichten.

    * Die Macht des Ordens erreichte ihren Höhepunkt. In dreißigjährigem Kampf waren die Semgaller unterworfen, nach mehr als fünfzigjährigem Widerstand der Prussen ganz Ostpreußen erobert worden. In den Provinzen Livland, Kurland und Estland geboten die Ordensmeister unumschränkt. Ein 1343 mißglückter Estenaufstand führte zur Verdrängung des dänischen Einflusses und zur Eingliederung der nördlichen Provinzen Harrien und Wirland. Nach Osten wurde die Grenze Narwamündung-Peipussee erreicht. Als einziger Gegenspieler von Gewicht zählte im baltischen Raum nur mehr der Erzbischof von Riga, dem die deutschen Bistümer Kurland, Ösel, Dorpat und Reval unterstanden,

    Durch die Besiedlung mit deutschen Bauern und Bürgern wurde das gesamte Herrschaftsgebiet des Ordens zum modernsten Staatsgebilde des mittelalterlichen Europa. Da ihnen nach erfolgter Christianisierung die volle Gleichberechtigung garantiert war, fügten sich die Alteingesessenen einschließlich ihres Adels ebenso wie der Zuzug aus Masowien reibungslos in eine fruchtbare Symbiose mit den von Orden, Hanse und Landesbischöfen ins Land gebrachten artverwandten Reichsdeutschen. Eine vortreffliche Handelspolitik sicherte dem Orden reichen Zoll, seinen Städten, an ihrer Spitze Thorn, Elbing und Danzig, beachtliche Einkünfte. Die preußischen Städte Kulm, Braunsberg, Königsberg, Riga, Reval, Dorpat, Pernau, Lemsal, Kokenhusen, Wolmar, Wenden, Fellin und Roop, besondere Domänen der deutschen Hanse, nahmen am nordischen Handel teil und profitierter obendrein von ihren großartigen Niederlassungen in Naugarden (Nowgorod), Kauen (Kowno) und Polozk. Hohe Kultur, Ordnung und Wohlhabenheit prägten die Landesteile des militärisch, administrativ und merkantilistisch straff ausgerichteten Ordensstaates, der in krassem Gegensatz zur Ärmlichkeit und Unordnung in den willkürlich regierten polnischen Provinzen trat.

    Wohlstand und Konjunktur hatten aber auch schwerwiegende Nachteile im Gefolge: das ständige Streben nach Gewinn verführte die aufblühenden Städte zur Rivalität untereinander und schließlichen Feindschaft gegenüber dem Orden, der ebenfalls als Handelskonkurrent und infolge seiner Staatspolitik als störend für die guten Beziehungen mit den östlichen und südöstlichen Nachbarn im Interesse des Eigenhandels mit ihren genossenschaftlich betriebenen Kontoren in Nowgorod, Polozk, Pleskau, Krakau und Smolensk empfunden wurde. Welchen Vorrang egoistische Wirtschaftsinteressen hatten, bewiesen auch die deutschen Städte in Livland, als sie aus Gründen des nackten Geschäftsneides kurzsichtig ihre Bindung zur Hanse lösten.

    * König Kasimir III. von Krakau, der nach dem Vertrag von Kalisch im Osten das Erbe des Fürsten von Halitsch und Lemberg angetreten, einen Angriff der Mongolen zurückgeschlagen und Wolhynien erworben hatte, versuchte - teilweise sogar mit Erfolg -, die Verhältnisse innerhalb der Restprovinzen des Mesiko-Reiches nach ordensstaatlichem und böhmischem Vorbild zu ordnen. Es gelang ihm - wenn auch nur für kurze Dauer -, Zucht und Ordnung einzuführen sowie Handel und Wandel zu beleben. Die Deutsche Städtebürgerschaft - seit dem Fehlschlag der Krakauer Rebellion neutral und politisch indifferent - wurde vom König weitestgehend gefördert und stand deshalb der Krone wohlgesinnt gegenüber. Den Handel regelte Kasimir durch Verleihung des Stapelrechts an die Städte. Um Kapital ins Land zu ziehen, bot er den Juden, die anderswo verfolgt wurden, Schutz und bedeutende Privilegien. Als Berater des Königs fungierten ausschließlich Geistliche, die zumeist aus der Schule von Bologna hervorgegangen waren.

    Kasimir starb 1370. Sein Nachfolger wurde der ungarische König Ludwig von Anjou. Die Magnaten nützten die Nachgiebigkeit des Landfremden und gewannen wieder die alte Oberhand. Rücksichtslose Ausbeutung und Bürgerkriege waren die Folge. Nach dem Tod Ludwigs erlagen die habgierigen Potentaten bald den Versprechungen der Litauer einerseits und den Einflüsterungen der Landesbischöfe, die eine Christianisierung der heidnisch gebliebenen Litauer und damit eine Machtausweitung erhofften, andererseits. Sie zwangen die junge Königin Hedwig, eine Tochter Ludwigs (die sogenannte HI. Hedwig!), sich von ihrem rechtens angetrauten Gemahl, Wilhelm von Österreich, zu trennen - der Papst annullierte eiligst und gegen den Willen der Betroffenen die einst feierlich im Namen Gottes gesegnete Ehe - und dem Großfürsten Jagiel von Litauen die Hand zu reichen.

    * Mit Ausnahme des Fürstentums Naugarden (Nowgorod) hatten die einbrechenden Mongolen den alten Schutzgürtel des Warägerreiches gründlich zerstört. Einem nächsten Stoß ausgesetzt und die ständige Gefahr vor Augen, trachteten die germanischen Fürsten des „Regenlandes" (--- „Lithauen' ) danach, ein Vorfeld zu schaffen und die entstandene Lücke zu schließen. Unter ihrem Großherzog Gedimin von Wilna drangen sie - teils gerufen, teils annektierend - in die ausgebluteten und verwüsteten Provinzen des ehemaligen Kiewer Reiches südlich der Düna vor, verbanden sich mit den noch vorhandenen Volksteilen und gründeten 1317 auf weißrussisch-ukrainischem Boden die Plattform für ein verteidigungsfähiges neues Großreich. Bis 1350 konnten Schwarzrußland, Polozk, Witebsk, Pinsk und Turow in den Machtbereich einbezogen werden. Kiew wurde abermals Mittelpunkt und Hauptstadt. Während Gedimins Sohn Olgeid die Reichsgrenzen immer mehr nach Osten ausdehnte, hielt sein Bruder Kinstut im Westen den ständigen Angriffen des Deutschen Ordens stand.

    Um 1400 reichte die Macht Litauens bis über die Desna hinaus und dehnte sich allmählich zwischen Dnjestr und Dnjepr nach Südosten dem Schwarzen Meer zu.
    Wenngleich sie selber ebenso wie Adel und Volk dem Väterglauben anhingen, übten die litauischen Fürsten in religiösen Fragen größte Toleranz. In Kauen, Wilna, Troki und Kiew konnten Franziskaner und Glagoliten ungehindert ihre Residenzen einrichten, Gotteshäuser bauen und ihrer Missionstätigkeit nachgehen.

    Im Südwesten bildeten die Provinzen des in sich zerfallenen und geschwächten Mesiko-Reiches insbesondere nach Kasimirs Tod eine Flanke, die alle Gefahren in sich barg. Jagiel, des Olgerds Sohn, war daher nach Regierungsantritt bestrebt, sich des Krakauer Königreichs zu versichern. Um die Hand der Königin Hedwig und damit ihr Land zu gewinnen, trat er zum römischen Glauben über und öffnete Litauen der Christianisierung. Allein die Germanen Samogitiens wehrten sich mit Erfolg gegen eine Missionierung; sie vermochten sich dann sogar gegenüber dem Deutschen Orden zu behaupten.
    * In Krakau zum König gekrönt, herrschte Jagiel über die 1385 zu Krewo beschworene litauisch-polnische Union; als Führer und Festiger Großlitauens jedoch erwies sich sein heldenmütiger Vetter Witold, ein Sohn Kinstuts.

    * Großfürst Witold von Litauen, der dem Dammbau gegen die Mongolen im Osten größte Aufmerksamkeit schenkte, erhielt nunmehr seitens des Deutschen Ritterordens tatkräftige Unterstützung.

    * 1398 trat Witold im Vertrag von Sallinwerder den Landesteil Samogitien an den Deutschritter-Orden ab.

    * Unter Witolds Führung kämpfte ein Kontingent der Ordensritter 1399 an der Seite der Litauer in der Schlacht an der Worskla gegen die Mongolen der „Goldenen Horde".

    * König Jagiel („Jagello", Königsname „Waldislaw", polonisiert „Wladyslaw") war unterdessen vollkommen dem Einfluß seiner geistlichen Berater und der Bischöfe erlegen.

    Das Papsttum hatte dem Orden weder das Reichsfürstentum seines Hochmeisters, die Ignorierung bischöflicher Ansprüche, wiederholte politische Unbotmäßigkeit, Schmälerung der kirchlichen Pfründe, noch den hingeworfenen Fehdehandschuh im verflossenen Streit um Pommerellen vergessen. Kaum war die stets auf Ausgleich bedachte Königin Hedwig gestorben, ergriffen Rom und die Gnesener Erzkirche den polnischen Hebel. Auf Betreiben der Bischöfe setzte Jagiel seinen Vetter Witold wegen der Preisgabe Samogitiens unter Druck und rüstete zum Krieg gegen den Orden, der des Ketzertums beschuldigt wurde. Geschickt nützten die kirchlichen Sendboten im Ordensland die Unzufriedenheit des Landadels mit dem strengen Regiment der
    Hoch- und Landmeister, das egoistische Krämerdenken der Städter und die Mißgunst der deutschen Kleriker. Vielfach ließ man sich auch von den Lockungen Jagiels betören, die dem Landadel „polnische Libertät" im Sinne ungehinderter Aussaugemöglichkeit und den Städtern einen Fortfall staatlicher Wirtschaftsaktivitäten versprachen. Neben dieser subversiven Tätigkeit wurde in den Ordensprovinzen eine intensive Söldnerwerbung zugunsten des Königs betrieben, was allein schon eine eklatante Hoheitsverletzung durch die Abgesandten Jagiels darstellte.

    Regelrecht provoziert, reagierte der Orden nach langem Zögern mit Abwehrmaßnahmen. Als Jagiel die Ritter endlich wissen ließ, man werde „um ganze Verderbnis und Vertilgung des Ordens kriegen", befahl auch der Hochmeister die Rüstung.
    Am 30. Juni 1410 vereinigten sich 40 000 Litauer unter Witold an der Weichsel mit den Truppen Jagiels, der 80 000 Mann Adelsreiter, Kriegsgäste aus ganz Europa, Reisige und Söldner sowie über 40 000 angeworbene Mongolen gebot. Das Heer betrat am 9. Juli preußischen Boden. Auf eine Nachricht des Bischofs von Leslau hin marschierte der König nach Gilgenburg. Die Stadt wurde gestürmt und von den Mongolen grausam verheert.

    Nachdem das Ordensheer von Rittern und Aufgeboten aus allen Teilen des Deutschen Reiches verstärkt worden und auf 83 000 Streiter angewachsen war, zog Hochmeister Ulrich von Jungingen dem überlegenen Feind entgegen. Bei dem Dorf Grünwalde gedachte er Jagiel zu stellen.
    Witold und der Feldherr des Königs, Zindram, sammelten ihre Scharen bereits auf den Höhen an Marensefluß und Laubensee. Jagiel selbst wohnte noch einer Andacht bei, die von zwei Kirchenfürsten geleitet wurde. Die Bischöfe riefen Gottes Beistand an und beschworen, der Deutsche Orden trachte danach, sich von Rom zu lösen, dem Papst allen Gehorsam aufzusagen und Ketzer in Schutz zu nehmen - deshalb müsse er vernichtet werden.
    Um die Mittagszeit des 15. Juli eröffnete Witold den Waffengang. Auf der Ebene zwischen Grünwalde und Tannenberg stießen die Heere aufeinander. Witolds Litauer, ein Teil der Mongolen, böhmische und mährische Söldnerhaufen sowie das erste Treffen Zindrams wurden geschlagen. Das Reichspanier Jagiels fiel in die Hände der Ritter. Siegestrunken löste sich das Gros des Ordensheeres bei der Verfolgung des Feindes auf. Zindram erkannte die Gunst des Augenblicks und setzte seine starken Reserven ein. Vergeblich suchten der Hochmeister und seine Komture den Tag zu retten. In den eigenen Reihen erhob sich ein Feind und entschied die Schlacht: der Bannerträger des Kulmer Landes, Nikolaus von Renys, Haupt des gegen den Orden verschworenen „Eidechsenbundes", gab das vereinbarte Zeichen. Banner wurden unterdrückt, verschiedene Landadelige verließen unter Mitnahme ihres reisigen Gefolges das Schlachtfeld, Fahnenträger kleinerer Städte führten ihre Haufen zur Flucht, Verwirrung und Panik verbreitend. Damit war das Schicksal der Ordensritter besiegelt. Bis zuletzt heldenmütig kämpfend, fanden Ulrich von Jungingen, fast sämtliche Gebietiger, 600 Brüder und rund 40 000 Ritter, Bürger und Söldner den Tod.

    Der nachträglich von der Geschichtsschreibung geübte Versuch, Ursachen und Kampfgeschehen der Schlacht bei Tannenberg im Lichte einer „entscheidenden nationalen Auseinandersetzung" erscheinen zu lassen, widerspricht den Tatsachen. Auf der Walstatt nahe dem Dorf Grünwalde trafen auch keineswegs die Kämpfer zweier verschiedener Völker aufeinander. Auf beiden Seiten fochten Deutsche gegen Deutsche, Germanen gegen Germanen. Abgesehen von den mongolischen Raubscharen, die Jagiel mit Zustimmung seiner christlichen Bischöfe herangeholt hatte, um die christlichen Deutschritter auszurotten, schlug an diesem denkwürdigen Julitag, der das Prestige des Ordens erschütterte, Bruder den Bruder.

    Von einer „Entscheidungsschlacht" bei Tannenberg kann ebenso wenig die Rede sein. Heinrich von Plauen verteidigte erfolgreich die Marienburg. Daß ihm die Landesbischöfe eilfertig huldigten, brachte dem Krakauer König keinen Vorteil. Witold zog mit seinen Litauern ab und Kaiser Sigismund verwies mit Heeresmacht den unsicher gewordenen Jagiel in die Schranken. Im Frieden von Thorn 1411 mußte der Orden lediglich Samogitien aufgeben, im übrigen blieb seine Herrschaft unangetastet.

    Was offene kriegerische Aktionen gegen den Orden nicht erreicht hatten, sollten innere Zersetzung und partikularistische Bestrebungen zuwege bringen. Der großartige Hochmeister Heinrich von Plauen fiel innerem Verrat, Intrigen und geistlichem Ränkespiel zum Opfer. Polen verdankte seinen wachsenden Einfluß in Westpreußen dem Geld der pommerellischen Städte. Thorn und Elbing übten aus handelspolitischen Erwägungen glatten Verrat an der ordensstaatlichen Obrigkeit. Den westpreußischen Ständen schwebte aus gleichen Gründen eine bloße Personalunion gegenüber dem König mit Wahrung voller provinzieller Autonomie, eigenen Gesetzen, eigenen Landtagen, Indignat für geistliche und weltliche Ämter und Erhaltung der deutschen Verwaltungssprache vor. Das Ziel der westpreußischen Stadtpolitik war auf die Beherrschung des polnischen Handels ausgerichtet.

    Unter Anführung entsprechender Beweismaterialien schreibt der Historiker Dr. Eberhard Völker in der Sammlung „Deutschlands Recht auf seine Ostgebiete":

    „In den zeitgenössischen Quellen ist der Krieg zwischen Deutschem Orden und Polen-Litauen nirgends als nationaler Konflikt verstanden. Der schließliche Zusammenbruch des Ordens als einer europäischen Macht von selbständiger Bedeutung erfolgte von innen. Der entscheidende 13jährige Krieg 1454-1466 spielte sich im wesentlichen zwischen dem Preußischen Bund und dem Orden ab, und er brach auch aus als Erhebung des Preußischen Bundes, zu dem sich 1440 Städte und Landadel des Preußenlandes zusammengeschlossen hatten. Die spätmittelalterlichen Auseinandersetzungen zwischen Landesherren und Ständen hatten auch den Ordensstaat ergriffen und waren hier deshalb besonders heftig geworden, weil die Ordensherren auf Grund des Gelübdes der Ehelosigkeit im Lande nicht einwurzelten, sich stets neu aus meist Landfremden ergänzten, und weil außerdem die besonders wirksame staatliche Durchbildung des Ordensstaates dem Lande auch größere Lasten auferlegte als in weniger entwickelten Territorien. Die Vorteile solcher staatlicher Ordnung, Friede und Gerechtigkeit, die hier weit mehr als in anderen Teilen Europas durchgesetzt worden waren, galten andererseits bereits als selbstverständlich. Die reich gewordenen Städte, voran Danzig, ertrugen vor allem den immer härter werdenden Steuerdruck nicht mehr, zu dem der Orden gezwungen war, um die in den auswärtigen Auseinandersetzungen unentbehrlichen Söldner bezahlen zu können, nachdem die Zeit des Rittertums zu Ende gegangen war.
    Der Preußische Bund rief daher 1454 den polnischen König Kasimir IV: ins Land, der wenig Widerstand fand. Die Hauptlast des Kampfes gegen den Orden trugen die Danziger, die ihn für ihre Selbständigkeit, nicht für Polen führten. Ein letztes Mal siegten der Orden und der ein Hilfsheer aus dem Reich heranführende schlesische Herzog Rudolf von Sagan in der Schlacht bei Konitz 1454. Dann löste sich angesichts der finanziellen Schwäche des Ordens, der seine Söldner nicht mehr bezahlen konnte, der Krieg in schwere Verwüstungen des Landes auf. Die Marienburg wurde nicht erobert, sondern von unbezahlt gebliebenen böhmischen Söldnern verkauft."

    Nach dem 2. Thorner Frieden (1466) ständig wechselnde Hoheits- und Lehensverhältnisse änderten nichts an dem deutschen Charakter Westpreußens. Ostpreußen verblieb ohne Einschränkungen dem Orden und wurde dann unter dem Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach in ein weltliches deutsches Herzogtum umgewandelt.
    Nach anfänglich guten Geschäften merkten die deutschen Städte zu spät, daß sie aufs falsche Pferd gesetzt hatten. Wachsende Rechtsunsicherheit, Übergriffe des Adels, kirchliche Polonisierungstendenzen und Unordnung lähmten Unternehmungsgeist und freie Entfaltung. Die Autonomie und altverbriefte Privilegien gingen schließlich nach Gründung der Lubliner Union (1569) verloren.

    Was man nämlich nunmehr unter „Polen" verstand, blieb unverändert jenes Herrschaftsgebilde, das nach der unseligen Teilung des Mesiko-Reiches kraft fremden Willens im Einflußschatten der Gnesener Kirche entstanden war: ein Planobjekt überstaatlich-ideologischer Machtinteressen, denen ein zügelloser und beutegieriger Adel auf Kosten des unterdrückten Volkes stets willfährig als Werkzeug diente. Das „Polentum", Ausgeburt einer kirchlich suggerierten und von einer selbstsüchtigen Minderheit gehegten und gepflegten Zwangsvorstellung, hat allen, die es über sich ergehen lassen mußten, nur Unglück gebracht. Daran hat sich bis zum heutigen Tage nichts geändert. Moskau ist an die Stelle Roms, der mongolisch-moskowitische Bolschewismus an die Stelle des Christentums und eine hörige Funktionärsschicht an die Stelle des Adels getreten.

    Warnend verabschiedete sich König Johann Kasimir, als er 1668 die polnische Krone niederlegte, von den polnischen Magnaten mit den Worten:

    „Glaubt mir, ihr polnischen Kavaliere, die ihr keinen Herrn, außer dem im Himmel, über euch anerkennt, wenn euer glorreiches Staatswesen weiter in dieser Art regiert wird, dann wird der Tag kommen, und er ist vielleicht nicht mehr fern, wo dieses glorreiche Staatswesen nach allen Seiten in Fetzen gerissen wird."

    Stanislaw Leszczynski, Anwärter auf den polnischen Königsthron, schrieb nach seinen Erfahrungen im Jahr 1733:

    „Ich kann nicht ohne Schaudern mich jenes Gesetzes erinnern, das nicht mehr als eine Buße von 50 Franken einem Edelmann auferlegt, der einen Bauern getötet hat. Um diesen Preis kauft man sich in unserer Nation von der Strenge des Gesetzes los. Polen ist das einzige Land, in dem die Bevölkerung gleichsam aller Menschenrechte verlustig gegangen ist."

    Der französische Oberst Dumouriez, der 1770 in besonderer Mission die Verhältnisse genau studieren konnte, urteilte:

    „Die Polen fochten für ihre Verfassung, für ihre Freiheit; sie hätten damit anfangen sollen, dieselbe zu zerstören. Die polnische Verfassung ist eine reine Aristokratie, in welcher die Adeligen aber kein Volk zu regieren haben. Denn diesen Namen kann man 7 oder 8 Millionen dem Boden anklebenden Leibeigenen, die keine politische Existenz haben, deren Sklaventum verkauft, vertauscht, vererbt wird, und die sich alle Veränderungen des Eigentums wie die Haustiere gefallen lassen müssen, unmöglich beilegen. Der gesellschaftliche Körper der Polen ist eine Mißgeburt, die lauter Köpfe und Magen, aber keine Arme und Beine hat. Ihre Regierung, ihr Gesetzbuch gleicht dem der Zuckerkolonien, die aus eben denselben Gründen ihre Unabhängigkeit nicht behaupten können."

    Für die geknechteten Bevölkerungsschichten in den West- und Südprovinzen wirkten sich die nachfolgenden Teilungen Polens als wahrer Segen aus. In allen Gebieten, die an Preußen und Österreich fielen, erhielt das Volk Freiheiten und Entwicklungsmöglichkeiten, die es bis dahin nicht einmal vom Hörensagen her gekannt hatte. Es blieb ausnahmslos einer bornierten Adelsschicht vorbehalten, nach der verlorenen „polnischen Freiheit" zu schreien, weil sie ihrer schrankenlosen Machtvollkommenheit verlustig gingen. Anders lagen die Dinge im Osten. Dort ernteten die Russen den Haß aller und trugen dazu bei, daß sich die untertänigen Fronbauern dem Widerstand ihrer Herren anschlossen. Die abermals benachteiligte Bevölkerung zog zwangsläufig Vergleiche zwischen ihrem Los unter moskowitischer Knute und jenem der Glücklichen, die unter preußische oder österreichische Herrschaft geraten waren. Denn die zaristischen Offiziere, Beamten und Kriegsvölker hausten vielfach noch schlimmer, als es die wüstesten Adelsherren jemals getan hatten. Russische Unterdrückung und abermals fremdgesteuerter Einfluß im Zusammenklingen mit einer vom Klerus geweckten messianischen Vorstellung vom polnischen Schicksal bewirkten schließlich im 19. Jahrhundert das Heranreifen eines ausgeprägten Nationalgefühls innerhalb des sprachlich zu Polen gewordenen osteuropäischen Volkskörpers.

    In seiner tiefschürfenden Studie über Entstehen und Wirksamkeit des von intellektuellen Eiferern eingepflanzten polnischen Messianismus, der im 20. Jahrhundert in einen maßlosen Chauvinismus entartete, kommt Franz Wolff zu dem beachtenswerten Ergebnis:

    „Die messianische Idee, die bei allen Polen, sowohl bei denen im Inland als auch im Ausland, guten Nährboden fand, wird durch die schriftstellerische Verbreitung zu einem Wesensteil des polnischen Volkes. Sie überträgt sich durch den Panslawismus auch auf die anderen östlichen Völker.
    In ganz besonderem Maße findet sie sich bei Fedor Michaelowitsch Dostojewski (1821-1881) ausgeprägt. Er erhob sie in grenzenloser Anmaßung zum Missionsruf für das militante Slawentum zur Befreiung des verlorenen Europa; er ist von der panslawistischen Sendung Rußlands besessen. Das befreite und vereinigte Slawentum habe die Aufgabe, das morsche, brüchige Europa zu erlösen und zu führen. Er ist der geistige Wegbereiter des Bolschewismus. Der russische Kommunismus übernimmt dann diese dogmatische Heilslehre, in der der Ausdehnungsdrang des Slawentums zum beherrschenden Grundgedanken wurde.

    Zusammengefaßt ergeben sich folgende Entwicklungsstuten:
    1. Der dem Polentum entsprungene messianische Gedanke ist mit der Bereitschaft verknüpft, durch Kampf alles Bestehende zu stürzen und sich selbst als das für besser Gehaltene an seine Stelle zu setzen.

    2. Der messianische Gedanke wird durch den Panslawismus des 19. Jahrhunderts auf alle sogenannten slawischen Völker übertragen.

    3. Der messianische Gedanke wird zum Antrieb und Vorläufer des Bolschewismus und erhält durch den Sieg der Revolution des Jahres 1917 in Rußland eine gesicherte Heimstatt.

    4. Die durch die messianische Idee erweckte Sehnsucht der östlichen Welt findet im russischen Kommunismus ihre Erfüllung; mühelos gelangen alle slawischen' Völker unter eine zentrale Leitung.

    5. Der Messianismus der polnischen Literatur erfährt seine höchste Vollendung; er wird als Dogma zum kommunistischen Welteroberungsgedanken erhoben."

    Nach ihren Siegen über die Russen schufen die deutsch-österreichischen Mittelmächte am 5. November 1916 ein neues, selbständiges Polen - natürlich ohne die deutschen Provinzen Westpreußen, Wartheland und Ostoberschlesien. Innerhalb der Grenzen dieses mit deutschen Mitteln und Kräften aufgebauten „Nationalstaates" befanden sich anfangs lediglich 55 Prozent Polnischsprechende. Es war dann auch nicht Sache der „polnischen" Gesamtbevölkerung, als eine von habsüchtigen und opportunistischen Adeligen, fremdgesteuerten Revolutionären, bestochenen oder fanatisierten Intellektuellen geführte Pöbel-irredenta unter dem Schutz der hilfreichen Entente 1918 über die Deutschen im Lande herfiel und gewaltsam die Annexion reichsdeutscher Gebiete vorbereitete. Ebensowenig ist die Masse des neu-„polnischen" Volkes für die deutschfeindliche Innen- und Außenpolitik einer dünnen, aber maßlos verblendeten und englisch-französischem Einfluß erliegenden Führungsschicht bis 1939 verantwortlich zu machen.
    Wie es kein preußisches Volk und keine preußische Nation, kein österreichisches Volk und keine österreichische Nation gibt, so gibt es auch keine polnische Nation und kein polnisches Volk. Wenn die moderne Wissenschaft - selbstredend unter Ausschluß der Öffentlichkeit - endlich kraft überzeugender Erkenntnisse zugibt, daß „Tschechen und Polen slawisierte Germanen" sind, so hat sie damit grundsätzlich recht.

    Von wirklichkeitsfremden Romantikern, ideologischen Schwarmgeistern und berechnenden Propagandisten im Ausland unentwegt schöngefärbt, verkörperte das „Polentum" zum Nachteil der ihm Ausgelieferten und zum Schaden der nächsten Umwelt seit eh und jeh nur eine parasitäre Minderheit, die sich unschwer manipulieren und gegen die deutsche Ordnungskraft mobilisieren ließ. Nicht die unglücklichen, ewig mißbrauchten Volksteile innerhalb der jeweiligen Grenzen Polens haben den Haß gegen die Deutschen genährt, Grausamkeiten, Verfolgungen und ungerechtfertigte Kriegshandlungen auf ihr Gewissen geladen, sondern allein das zahlenmäßig kaum ins Gewicht fallende, aber die Schalthebel der Macht beherrschende Element der am Unheil profitierenden Hilfswilligen und Nutznießer fremder Interessen.

    Nachdem sie einen Großteil der herangewachsenen Elite in Galizien und im ehemals kongreßpolnischen Raum abgeschlachtet oder deportiert hatten, organisierten die Sowjets 1945/46 den wurzellosen, asozialen Pöbel und die brauchbaren Individuen der kriminellen Unterwelt. Kommunistisch geführt, vollzogen diese Raubscharen im Gefolge der mordenden und plündernden Rotarmisten die von Roosevelt, Stalin und Churchill beschlossene Dezimierung und Vertreibung der Deutschen aus den Ostprovinzen des Reiches bis zur festgelegten Demarkationslinie an Oder und Neiße. Das bolschewistische Minderheitsregiment in Warschau aber zwang alles übrige Volk in ihr modernes Sklaverei-System. Polen als abhängiges Staatsgebilde wurde nunmehr zum provokativ und aggressiv gehandhabten Werkzeug der sowjetischen Europa-Politik.

    Jan Wolny, ein überzeugter Nationalpole, der im Kriege auf alliierter Seite gegen Deutschland kämpfte, schrieb 1968 in einem Appell an die Deutschen beschwörend:

    „In Warschau regieren Moskaus Statthalter. Wer sich bei diesen Statthaltern anbiedert, wer sie mit den Polen' verwechselt, ist entweder ein Narr oder ein Feind unseres Volkes! Wer die Oder-Neiße-Linie als Grenze anerkennt, erkennt automatisch auch die Curzon-Linie an, die für uns ebenso unannehmbar ist, wie für die Deutschen die Oder-Neiße-Linie ... Ich rufe die Deutschen: Wir gehören zusammen, wir haben das gleiche Schicksal!"

    "If Germany re-establishes her trade in the next 50 years, we shall have fought the war (WW1) in vain
    ."
    Winston Churchill interviewed by the London Times in 1919

    "This is not a peace. It is an armistice for twenty years"
    French marshal Ferdinand Foch on the Treaty of Versailles in 1919

    "Our ideal is to round Poland off with frontiers on the Oder in the West and the Neisse in Lausatia, and to reincorporate Prussia, from the Pregel to the Spree. In this war no prisoners will be taken, there will be no room for humanitarian feelings. We shall surprise the whole world in our war with Germany."
    Polish newspaper Mosarstwowiecz (1930), three years before Hitler's rise to power.




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    Das glagolithische Phänomen

    Ursprung und Entstehung der „slawischen“ Sprache

    Wesen, Zweckbestimmung und Bedeutung der glagolithischen Mission wurden im Sachzusammenhang mit den Entwicklungsvorgängen, die zum „Tschechen-" und „Polentum" führten, bereits ausführlich behandelt. Ideologisch verbrämte Machtstrategie, politischer Wille und zähe Beharrlichkeit erzwangen die Oktroyierung und Durchsetzung jener Kunstsprachen, die seit dem 19. Jahrhundert als „slawische" entscheidend zur Geltung kamen.
    Schließt man den Überblick über die wahren Vorgänge, die zur volklichen, sprachlichen und politischen Zwangstrennung des ostgermanischen Siedlungsraumes von Nord-, Mittel- und Westgermanien führten und damit eine grundlegende Schwächung des Europäertums bewirkten, mit der Feststellung ab, daß es trotz Neubildung osteuropäischer Schicksalsgemeinschaften nie ein „Slawentum" im Sinne einer völkisch eigenartigen und gewachsenen Gesamtheit gegeben hat, so ist nur noch die Frage nach Ursprung und Entstehung der sogenannten Satem-Idiome als Merkmal der angeblich „slawischen Sprachenfamilie" zu beantworten.

    Unter dem griechischen Kaiser Michael III. genoß das gelehrte und missionierende Brüderpaar Cyrillos (geb. 826) und Methodios (geb. 815) besonderes Ansehen. Sie stammten beide aus Saloniki. Cyrill, ein sprachenkundiger Gelehrter, war am Hofe zu Byzanz erzogen worden, hatte als Ordensmissionar seine diplomatischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt und wirkte nach seinem Einsatz bei den mongolischen Chazaren als Lehrer der Philosophie in Konstantinopel. Method dagegen hatte sich ursprünglich dem Soldatenberuf verschrieben und sich als Gardeoffizier glänzend bewährt. Auf kaiserlichen Wunsch gab er seinen höheren Kommandoposten ab und trat in das Kloster seines Bruders ein, um sich auf besondere Aufgaben vorzubereiten.
    Cyrill stellte aus 24 griechischen und 14 armenischen, hebräischen und koptischen Buchstaben ein Alphabet zusammen und formte in Anpassung an die griechische Minuskel eine neue Schrift, die ihrem Schöpfer nachbenannte „cyrillische". Darauf aufbauend und unter Heranziehung ihres heimatlichen Dialekts schufen die Brüder dann die Konstruktion einer jederzeit nach Bedarf modifizierbaren Kunstsprache, deren Anwendung in den Dienst des geheimgesellschaftlichen Auftrags der glagolitischen Mission gestellt werden Konnte. Erste Bibel-, Psalter- und Gebetstext-Übertragungen ermöglichten die Einführung sowohl eines sondersprachlichen Verständigungsmittels als auch einer von der römischen und griechischen abstechenden Liturgie. Nachdem Cyrill und Method ihrem Kaiser den Rücken gekehrt und sich dem römischen Papst verschrieben hatten, fügten sie zur Zeit ihres Aufenthaltes in Mähren und Pannonien modulierte Vokabeln dortiger Mundarten in ihren noch ausbaubedürftigen Wortschatz ein.

    Andreas Mraz stellte in seiner zu Preßburg erschienenen Arbeit „Die Literatur der Slowaken" erklärend fest:
    „Die Glaubenskünder Cyrill und Method glaubten ihr Missionswerk ohne Einführung einer Nationalsprache in die Liturgie nicht durchführen zu können; sie gingen nach Rom und holten sich von dort die Bestätigung für ihr Vorhaben."

    Als das Missionsexperiment in Mähren und Pannonien endgültig mißlungen und Method gestorben war, wichen die glagolitischen Missionare nach dem Balkan aus und begaben sich in den Schutz der Bulgaren. Fürst Bogoris (= „Boris"), der 864 den Übertritt seines Volkes zum Christentum vollzogen hatte, aber in Kämpfe mit den Griechen verwickelt worden war, ließ sich von den eifrigen Methodianern überzeugen und schloß die bulgarische Kirche der glagolitischen Liturgie an. Unter Bogoris' jüngstem Sohn Simeon, der nach grausamer Dezimierung der Zeriuani (= Altserben) und Eroberung eines Großteils der griechischen Balkanprovinzen den Titel „Zar der Bulgaren und Selbstherrscher der Griechen" annahm, unterlag die gesamte bulgarische Erzkirche dem beherrschenden Einfluß der Glagoliten. Zar Simeon war von der geistigen Bildungstätigkeit der Jünger Methods so sehr beeindruckt, daß er nicht nur eine Schar von Übersetzern und Nachahmern um sich versammelte, sondern auch die Homilien bestimmte, die aus seinem Lieblingsschriftsteller Johannes Chrysostomos ins Kirchenglagolitische übertragen wurden. Sein Mäzenat förderte in den ersten Dezennien des 10. Jahrhunderts die Entstehung des Hauptanteils der kirchenglagolitischen Literatur, die zwar das sogenannte „Altbulgarische" inspirierte, heute aber fälschlich und bedenkenlos „altslawisch" genannt wird.

    Unterdessen hatten Mönche der glagolitischen Mission - von ihrem bulgarischen Asyl ausgreifend - auch das Vertrauen der chorwatischen (- kroatischen) Fürsten gewonnen, deren elf Gaue sich über das Land zwischen Istrien und der Zetina erstreckten; 885 mußte die römische Liturgie der glagolitischen
    weichen. Da die Geistlichkeit als einziger Bildungsvermittler fungierte, gehörte die Kenntnis der Kirchensprache schon nach kurzer Zeit zum Wissensbedarf der schriftkundigen Vornehmen. Allerdings wurde der Glagolismus im katholischen Gottesdienst des kroatischen Nord-Adria-Raumes während des 10. und 11. Jahrhunderts vorübergehend bekämpft und verboten, jedoch 1248 von Papst Innozenz IV. wieder durchgesetzt. Ab 1483 erfolgte dann eine schrittweise Angleichung an die Volkssprache, die ihrerseits durch Metathesen (glagolitische Buchstabenumstellungen!) und nach dem Trienter Konzil (1545-63) infolge des einsetzenden Russifizierungseinflusses eine zunehmende Verformung erfuhr.

    Die Glagolica - getrennt nach altbulgarischen und altkroatischen Urkunden - bildete das Fundament für die politischsprachliche Operation in Osteuropa: im Jahr 1000 setzten sich die ersten Glagolitenmönche mit ihrer Klostergründung Sazawa in Böhmen fest; bulgarische Glagolitenmönche führten unter Waldemar von Känugard (980-1015) ihre Kirchensprache innerhalb des Kiewer Reiches ein und schufen den Unterbau für die späteren neusprachlichen Kunstprodukte des „Polnischen" und „Russischen"; die offizielle Berufung der Glagoliten nach Prag (1347) und nach Krakau (1390) verfolgte gleicherweise den Zweck einer politisch vorbedachten Sprachenspaltung.

    Was die sogenannten „Südslawen" anbelangt, so dachte noch in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts kein Mensch daran, sie als solche zu bezeichnen. Selbst der böhmische Panslawist Paul Safarik vertrat anfangs die Ansicht, "Tschechen", Slowaken, Kroaten, Serben und Slowenen seien verwandtschaftlich in eine „illyrische" Volkheit einzuordnen und bedürften deshalb einer gemeinsamen „illyrischen" Schriftsprache. Nicht einmal die spitzfindigsten Verfechter osteuropäischer Separatbestrebungen kamen gleich auf die Idee, die Existenz eines „südlichen Slawentums" in den Grenzen des Habsburger Kaiserreiches zu behaupten. Während sich der Franziskaner Hugo Gavlowitsch (1762-1813) intensiv damit beschäftigt hatte, aus einem glagolitisch beeinflußten Randdialekt die slowakische Schriftsprache zu entwickeln, entstand nach Ablauf der napoleonischen Epoche das Novum des „Illyrismus", einer russisch geförderten Bewegung, die nicht nur die „illyrischen Völker" der Kroaten, Serben und Slowenen vereinigen, sondern auch beachtliche Volksteile in Oberitalien erfassen sollte. Wer im Herzogtum Krain und in Istrien nicht einer klar erkennbaren bayrischen und in Venetien nicht einer romanischen Mundartgruppe angehörte, wurde in Bausch und Bogen als „illyrisch sprechend" reklamiert.

    Bis die Wiener Regierung 1843 schließlich den Begriff „illyrisch" als Kennzeichen politischer Betätigung verbot, hatte der Panslawismus derart an Feld gewonnen, daß er die „illyrische" Irredenta-Bewegung mühelos auffangen und das inkriminierte Wort „illyrisch" durch die Erfindung „südslawisch" ersetzen konnte.
    Obwohl es keine ureigentümlichen, gewachsenen „slawischen" Volks- oder Nationalsprachen gab und die künstlich eingeführten Idiome den politisch mißbrauchten osteuropäischen Volksgemeinschaften aufgezwungen worden waren, vollzog sich zum Unheil ganz Europas das „slawische" Wunder: nach Bulgaren, Kroaten, Ukrainern, Polen, Russen und Serben fügten sich Böhmen, Mährer, „Slowaken", „Slowenen" und Deutsche der neusprachlichen Nötigung, gaben nach kurzer Generationenfolge ihre alten Mundartformen entweder endgültig auf oder überließen sie der Umwandlung und Anpassung, wodurch die oktroyierten Amts- und Schriftsprachen eine Verlebendigung und im Verlauf ihres Gebrauchs mit den Jahren eine Hinbildung zu landsmannschaftlichen Eigenarten erfuhren.

    Vom Baltischen Meer bis zur Adria wurden volklich heterogene Spielfelder geschaffen, die übrigen Europäer dadurch ihres natürlichen Schutzgürtels im Osten beraubt und insonderheit die Deutschen dem zunehmenden Störungsdruck des sprachlich von ihnen abgegrenzten „slawischen" Blocks ausgesetzt.
    Jeder fruchtbaren Mantelfunktion entzogen, in einen sprachlichen und pseudonationalen Gegensatz zu den Deutschen verstrickt, belogen und betrogen, boten sich vor allem die neuformierten Schicksalsgemeinschaften der „Polen", „Tschechen" und „Serben" den reichsfeindlichen Mächten als manipulierfähige Werkzeuge für die Zerstörung der europäischen Mitte an. Die Deutschen wiederum, selbst Opfer einer irrigen Geschichtsbetrachtung, leisteten dem Panslawismus und seinen „nationalen" Extremergebnissen unbedacht Vorschub, spielten infolge ihrer Fehleinschätzung die angeblich unüberbrückbaren völkischen Unterschiede hoch und erkannten schließlich im zweiten Weltkrieg die verbindenden Gemeinsamkeiten zu spät.





    DIE TESTAMENTSVOLLSTRECKER TSCHINGIS-CHANS

    Unterwerfung Europas bedeutet Weltherrschaft

    Seit jenen dunklen Tagen, da Großfürst Jaroslaw von Wladimir, sein Sohn Alexander und ihre bevorrechteten Nachfolger zu Moskau in Abkehr vom Westen den Weg der absoluten Unterwerfungspolitik einschlugen und ihren Herrschaftsbereich in einen verläßlichen Bestandteil des Reiches der Goldenen Horde verwandelten, prägten politische Verflechtung und biologische sowie geistige Vergesellschaftung mit den Tataren jahrhundertelang Wesen und Antlitz des moskowitischen Russentums. Sitten und Gebräuche, Denk- und Lebensart paßten sich dem mongolischen Vorbild an. Die Moskauer Fürsten - bald verwandt und verschwägert mit mongolischen Prinzenfamilien - machten sich Tradition und Reichsidee der Goldenen Horde zu eigen, verlagerten im Zuge der brutalen Unterwerfung unbotmäßiger Teilfürstentümer und Städte das Zentrum des „russischen Uluß" in ihre Residenz, ließen sich als „Zuchtrute Gottes" rühmen und traten nach Befreiung vom „tatarischen Joch" als imperiale „Sammler russischer Erde" die Hinterlassenschaft der Groß-Chane an. Dem mongolischen Beamtentum blieb der Einfluß weiterhin gesichert und mongolische Edle erhielten Städte und Provinzen zu Lehen. Noch um die Mitte des 15. Jahrhunderts beschwerten sich unerschrockene Moskauer Bürger in einer Eingabe an ihren Großfürsten Wassili mit den vorwurfsvollen Worten:
    „Wozu hast du die Tataren auf die russische Erde gebracht, um ihnen Städte und Länder zum Unterhalt zu geben? Wozu liebst du über die Maßen die Tataren und ihre Rede und bedrückst über die Maßen und ohne Gnade die Bauern, und gibst Gold und Silber und alles Gut den Tataren?"

    Großfürst Iwan III. übernahm dann bewußt die Rolle eines Erbverwalters und Nachfolgers der Chane, stützte sich im Kampf gegen Bojaren und Städte auf die Hilfe der mongolischen Prinzen und ihrer Kriegsscharen, schob verwüstend und brandschatzend die Grenzen seiner Herrschaft gegen den Einflußbereich der Schweden, Dänen, der polnisch-litauischen Union und des Osmanischen Reiches vor und heiratete 1472 die Nichte des letzten Kaisers von Byzanz, Sophie Paleologue. Auf diese Weise vereinigte sich das Erbe der Goldenen Horde mit dem Prätendententum auf das Erbe des oströmischen Kaiserreiches. Griechischer Hofstaat und byzantinisches Zeremoniell verdrängten die russisch-mongolische Einfachheit. Der oströmische Doppeladler - versehen mit den drei Kronen Moskau, Kasan und Astrachan - wurde Reichssymbol; dem neuen Zaren aber gebührte die Imperatorenwürde. Byzantinismus und mongolische Weltherrschaftsidee verschmolzen ineinander und drückten sich in der anspruchheischenden Verkündung aus, daß „der russische Zar der einzige rechtgläubige Herrscher auf der ganzen Welt ist und Moskau das dritte und letzte Rom."

    Einem dynamisch wirksamen Zwang gehorchend, erwiesen sich die moskowitischen Herrscher und ihr russisch-mongolischer Adelsanhang in der Folgezeit als Testamentsvollstrecker Tschingis-Chans: ohne jemals vom politischen oder militärischen Leitbild ihres völkerbeherrschenden und verderbenden Erblassers abzuweichen, verschoben die „weißen Zaren" - mit weißer Farbe kennzeichneten die Mongolen den Westen - zwischen 1667 und 1815 ihre Machtgrenzen rund 1400 Kilometer gegen die Mitte Europas. Sie schöpften wachsam alle Möglichkeiten aus, die ihnen die kurzsichtigen, zersplitterten und in ewige Streitigkeiten verwickelten Europäer zuspielten, bemächtigten sich jeder Irrlehre, die eine Zermürbung ihrer Angriffsobjekte versprach, und verhalfen - von ihrem „dritten Rom" aus leitend und stützend - dem Panslawismus zum Sieg, um ihren Aufmarschraum zu sichern und neue Hilfsvölker zu gewinnen.

    Verfallserscheinungen im Reich der Goldenen Horde hatten einst den Machtwechsel zugunsten des moskowitischen Großfürsten herbeigeführt; gleiche Ursachen bewirkten den Triumph der Oktoberrevolution von 1917. Das Kollektiv der „roten Zaren" löste den versagenden „weißen Zaren" ab.
    Lenin, der sich als Inkarnation Tschingis-Chans verstand, restaurierte das Tatarentum unter neuzeitlicher Verbrämung, verwob marxistisch-kommunistische Lehrvorstellungen mit dogmatischen Prinzipien der traditionellen Orthodoxie und stellte den Bolschewismus in den Dienst des uralten Weltherrschaftstraumes. Als Zukunftsvision schwebte dem Mann von der Lena die Verwandlung der Weltmenschheit in eine riesige, frei von persönlichem oder nationalem Initiativstreben als Roboter organisierte, nivellierte und gesichtslose Sklavenarmee unter der Herrschaft einer Minderheit auserwählter moskowitischer Bolschewiki und ihrer Statthalter vor.
    Was den „weißen Zaren" noch versagt geblieben war, wußte der Bolschewismus kraft unnachgiebiger Konsequenz und dank eines Heeres abartiger Hilfswilliger im Westen zu erreichen: Niederringung des Deutschen Reiches als wahrhaft schützende Ordnungsmacht Europas, Zerschlagung und Inbesitznahme der dämmenden Bollwerke sowie Verlegung der imperialen Grenzen unter panslawistischer Flagge bis zur Oder-Neiße- und Böhmerwald-Linie.
    Der österreichische General Heinrich von Jordis-Lohausen, ein international anerkannter Experte, schrieb 1971 über die Bedeutung der sowjetischen Präsenz in Mittelosteuropa:

    „Jede Schwächung dieser beiden Bollwerke - des altösterreichischen und des preußischen - mußte, gleichgültig, woher sie kam und zu welchem Zweck sie erfolgte, eines Tages unabwendbar zugunsten Rußlands ausschlagen. Jahrelang hielten sie sich gegen den vereinten Druck fast der gesamten übrigen Welt. Es bedurfte des Opfers von 40 Millionen europäischen und russischen Menschen und unzähliger Milliarden amerikanischen Geldes, sie beide zu zerstören. Der erste große Waffengang zerschlug Österreich, der zweite Preußen und trug die mitsiegenden Russen in einem Zug bis knapp an den Rand der nächsten größeren Einschnürung des europäischen Festlandes, der zwischen Adria und Nordsee, und damit an die Pforten des europäischen Kerngebietes. Nach dem Willen der siegreichen Amerikaner wurden die Sowjets hier zu alleinigen Erben. Was die Zaren erträumt hatten, war nun Wirklichkeit: Das Vorfeld war bereinigt, die strategisch beherrschende Stellung an Oder, Neiße und Böhmerwald dank der Vertreibung gesichert und davor in Gestalt der „Zone" ein neues Sprungbrett gewonnen. Koexistenzselig, entspannungssüchtig und vorleistungsbeflissen steht noch weiter westlich die Bundesrepublik heute im Begriff, sich aus einem letzten Schutzwall des Westens in ein strategisches Niemandsland zu verwandeln."

    Opfer eines ungeheuerlichen Geschichtsbetrugs, haben die fehlorientierten Mittel- und Osteuropäer unter Mißachtung ihrer vielfältigen Gemeinsamkeiten den ihren wahren Interessen zuwiderlaufenden, künstlich aufgebauten „deutsch-slawischen" Gegensatz selbst gehegt und gepflegt, dem moskowitisch gesteuerten Panslawismus jede nur erdenkliche geistige und moralische Entwicklungshilfe gewährt und damit nicht unwesentlich dazu beigetragen, daß die alten Dämme brachen.

    Heute stehen die bolschewistisch-panslawistischen Erben Tschingis-Chans im Herzstück Europas und bereiten sich auf den nächsten Sprung bis an den Rhein vor. Während ihre Statthalter das Menschenpotential des sogenannten Ostblocks mobilisieren, sorgen im wehrmüden und dem Verfall zusteuernden Westen entartete Emporkömmlinge für den Tag der absoluten Unterwerfung.






    WISSENSCHAFTLICHE LITERATUR

    Aus der Fülle einschlägiger wissenschaftlicher Werke, die bei den Vorarbeiten zum vergleichenden Studium herangezogen wurden, ist nachstehend eine Auswahl der wichtigsten verzeichnet:

    Adam von Bremen: Kirchengeschichte. 11. Jahrhundert.
    Baethgen: Die Kurie und der Osten. Leipzig 1942.
    Barthel: Handlexikon der deutschen Vorgeschichte. München 1936.
    Beresin: Der innere Aufbau des Ulusses Dtutschi. Petersburg 1864.
    Brackmann: Deutschland und Polen. München 1933.
    Bretholz: Geschichte Böhmens und Mährens. Reichenberg 1921.
    Bröndsted: Nordische Vorzeit. Neumünster 1962.
    Brückner: Eintritt der Slawen in die Weltgeschichte. Berlin 1909.
    Brueckner: Polen und Deutschland. Berlin 1953.
    Capelle: Das alte Germanien. Jena 1929.
    Eichler: Das Deutschtum in Kongreßpolen. Stuttgart 1921.
    Engel: Die ostgermanischen Stämme in Ostdeutschland. Leipzig 1942.
    Fischel: Der Panslawismus bis zum Weltkrieg. Stuttgart 1919.
    Fontes rerum Bohemicarum, 5 Bde. Prag 1873.
    Fritze: Slawomanie und Germanomanie. 1981.
    Gause: Die mittelalterliche Ostsiedlung. Geschichte der K. K. Österreichischen Regimenter. Wien 1800. Geschichte der K. K. Kriegsvölker. Wien 1804.
    Gluschakow: Polen. Ostberlin 1952.
    Gutenbrunner: Die Herkunft und Ausbreitung der Dänen. 1952.
    Helmold von Bosau: „Chronica Sclavorum" (Monumente Germaniae / J. C. M. Wattenbach und Laurent). 12. Jhdt.
    Hirt: Germanen und Indogermanen. Heidelberg 1936.
    Hubatsch: Eckpfeiler Europas. Probleme des Preußenlandes in geschichtlicher Sicht. Heidelberg 1953.
    Hruby: Stare Mesto, Monumente Archeologica, Band IIL, 1955.
    Hurowicz: Der neue Osten. Berlin 1927.
    Karge: Die Litauerfrage in Altpreußen In geschichtlicher Beleuchtung. Königsberg 1925.
    Kleist: Die völkerrechtliche Anerkennung Sowjetrußlands. Königsberg 1934.
    Kirchmayr: Der altdeutsche Stamm der Quaden. Brünn 1893.
    Kliutschewskij: Geschichte Rußlands. Stuttgart 1925.
    Knapowska: Das Großherzogtum Posen vor dem Krimkrieg. Posen 1923.
    Koneczny: Geschichte Schlesiens. Beuthen 1897.
    Koppe: Das Reich des Mesiko und die Wikinger in Ostdeutschland. Leipzig 1942.

    Korostowetz: Von Tschingis-Chan zur Sowjetrepublik. 1926.
    Krause: Tuiskoland. Glogau 1891.
    Krejci: Geschichte der polnischen Literatur. Halle 1958.
    Krones: Geschichte Österreichs. Wien 1879.
    La Baume: Ostgermanische Frühzeit: Kiel 1961.
    La Baume: Germanen, Slawen und Prussen in Ostdeutschland. 1951.
    Laubert: Deutsch oder slawisch? Berlin 1928.
    Lelewel: Geschichte Polens. Leipzig 1847.
    Libri confirmationum ad beneficia ecclesiastica Pragensem per archidiocesim. 10 Bde. Prag 1865.
    Lippert: Sozialgeschichte Böhmens in vorhussitischer Zeit. 2 Bde. Prag 1898.
    Lück: Deutsche Aufbaukräfte in der Entwicklung Polens. Plauen 1934.
    Masaryk: Die Weltrevolution. Berlin 1925.
    Mayer: Das Kaisertum und der Osten im Mittelalter. Leipzig 1942.
    Meinhold: Von den Jomswikingern und ihrer Zeit. 1937.
    Menghin: Einführung in die Urgeschichte Böhmens und Mährens. Reichenberg 1926.
    Müllenhof: Deutsche Altertumskunde. Berlin 1870.
    Niederle: Puvod a pocatky slovanu jiznich. BD I. Prag 1906.
    Norden: Die germanische Urgeschichte in Tacitus „Germania". Leipzig 1920.
    Oxenstierna: Die Nordgermanen. Stuttgart 1962.
    Petersen: Die germanische Kontinuität im Osten / Deutsche Ostforschung. Bd. I. 1942.
    Preidel: Die germanischen Kulturen in Böhmen und ihre Träger. Bd. I u. II. Kassel 1930.
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    Rhode: Die Ostgebiete des Deutschen Reiches. Würzburg 1957.
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    Rosenstock: Unser Volksname Deutsch und die Aufhebung des Herzogtums Bayern. 1926.
    Schäfer: Osteuropa und wir Deutschen. Berlin 1924.
    Schieder: Nationale und übernationale Gestaltungskräfte in der Geschichte des europäischen Ostens. Krefeld 1954.
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    Schmeidler/Adam von Bremen: Scriptores Rerum Germanicarum. 1917.
    Schneider: Die Geschichte der Deutschen Ostböhmens. Reichenberg 1924.
    Schneidermann: Wissenschaft mißbraucht? 1954.
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    Schulz: Indogermanen und Germanen. Leipzig 1926.
    Schumann: Geschichte Ost- und Westpreußens. Würzburg 1957.
    Starkbaum/Reichenberger: Heimat der Sudetendeutschen. Wien 1967.
    Stasiewski: Deutschland und Polen im Mittelalter. 1934.
    Steller: Name und Begriff der Wenden (Sclavi). Kiel 1959.
    Steller: Slawentheorie und Kolonisationshypothese. Kiel 1964.
    Vasmer: Russisch-etymologisches Wörterbuch. 1955.
    Völker: Deutschlands Recht auf seine Ostgebiete. Seeheim 1968.
    Westphalen: Monumenta inedita (lat. Text von Marschalk - 1470/1525 - deutsche Übertragung von Schade - 1615/1641). Leipzig 1739.
    Westphalen/Mareschalci: Thurii, Annalium Herulorum ac Vandalorum. 1739.
    Weizsäcker: Geschichte der Deutschen in Böhmen und Mähren. Göttingen 1950.
    Winter: Die Zisterzienser des nordöstlichen Deutschland. Gotha 1868.
    Wladimirzew: Tschingis-Chan. Berlin 1922.
    Wolff: Ostgermanien. Kiel 1965.
    Zödder: Das Deutschtum in Galizien. Dresden 1917.






    ZEITTAFEL
    I. Verbreitung und Bewegungen der Atlantiden In Europa vor der Zeltwende:

    66-21 000 (Magdalenien) Kultur und Ausbreitung der mitteleuropäischen .Rentierjäger" (Cro-Magnon) nach Süden und Osten.
    25 000 Nordwanderung der . Rentierjäger".
    25 000 Westausbreitung der südosteuropäischen Turanier (.Alpine" bzw. „Ostische Rasse").
    20000 Kultur der mittelmeerländischen Hirschjäger" in Spanien und Frankreich.
    18 000 Verschmelzung von Hirschjägern und Rentierjägern in Mitteleuropa.
    18 000 älteste nachweisbare Buchstaben-Linearschrift in Westeuropa.
    10 000 Herausbildung des arisch-indogermanischen Kernvolkes im westlichen Nordeuropa.
    8000 Siedelbeginn der kaukasischen Dinarier in Südosteuropa und nachfolgende Ausbreitung längs der Alpen bis Spanien.
    5000-3500 Ausbreitung der Arier im norddeutschen Raum und Vorstöße in den Ostraum, nach Vorder- und Mittelasien. 3000 Kaukasische Halla besetzen Thessalien.
    3000 lydische Tyrsener auf Lemnos.
    3000 Karer begründen die erste Kultur auf Kreta.
    2700 Südarier im ostdeutschen Raum.
    2500 eine arische Völkerwelle überquert den Hellespont nach Kleinasien.
    2500-2000 nach Verschmelzung der atlantischen Kulturkreise der Megalithiker (Großsteingräberleute), Streitaxtleute (Schnurkeramiker) und norddanubischer Bandkeramiker indogermanische Volksentfaltung in den küstennahen Räumen der Ost- und Nordsee.
    2500 Goten und Dänen behaupten sich in ihren Wohnsitzen.
    2100 Goidelische Kelten setzen sich in England fest.
    2000 Beginn der indo-iranischen Wanderung.
    2000-1750 erster Vorstoß der Südgermanen bis Ems, Harz und Oder.
    1950 arische Luvier und Nasier (Hethiter) erobern Kleinasien.
    1950 Latiner überqueren die Alpen und siedeln in Oberitalien. 1800 germanische Euten, Saxen, Ambronen, Angeln, Teutonen, Chauken und Angrivarier in ihren Sitzen.
    1800 Abwanderung der Thraker nach dem östlichen Mittel- und nach Südosteuropa.
    1750-1400 Keltischer Gegenstoß in Nordwestdeutschland.
    1700 Hyksos brechen die Seeherrschaft der Kreter.
    1700 Illyrer (Veneter) nach Venetien.
    1690-1680 lelegische Pelasger stoßen nach Griechenland vor.

    1600 Beginn der allgemeinen Graeco-italischen Wanderung.
    1500 Danaer und Jonier nach Griechenland.
    1500-1000 Blüte der germanischen Bronzekultur.
    1480 Phryger, Aiolier, Myser und Dardaner nach Griechenland.
    1450 Umbrer und Sabiner nach Italien.
    1400 Höhepunkt der mykenischen Macht.
    1400-750 zweiter Vorstoß der Südgermanen.
    1250-750 Illyrer in Dalmatien und nach Unteritalien, skytische Westvorstöße bis Schlesien, auf dem Balkan und nach Nordgriechenland, Vordringen der Thraker und Phryger nach Kleinasien.
    1225 Achäer, Tyrsener und Sikeler greifen Ägypten an.
    1200 Dorer nach Griechenland.
    1200 Fortsetzung der Kriegszüge der „Nordmeervölker" gegen Ägypten; Angriffe der verbündeten Danen, Saxen, Dorer, Teukrer (Zakar), Pelasger (Philister), illyrischen Stämme und atlantischen Libyer zu Wasser und zu Lande. 1200 germanische Landnahme in Mittel- und Ostpommern.
    1000 britonische Kelten nach England.
    1000 Friesen, Chatten, Hermunduren, Chasuarier und Bruktrer in ihren Sitzen.
    800-750 erster Vorstoß der Nordgermanen. Wandalen verdrängen die Irminonen zwischen Weichsel und Oder.
    750 Ab 750 Ausbreitung der frühen Ostgermanen nach Südosten.
    750 lydische Tyrsener landen an der Westküste Italiens und begründen mit latinischer und umbrischer Hilfe in der Toskana die etruskische Kultur.
    700 Ab 700 Siedlung skandinavischer Germanen an der Elbe.
    616 Begründung des etruskischen Fürstentums Rom.
    600 Keltenvorstoß zum Harz.
    500 Ostgermanen erreichen die Oder, Irminonen breiten sich bis zum Erzgebirge aus, Istväonen am Rhein.
    400 Vertreibung der Kelten aus dem Harzgebiet. Ab 400 Siedlung der Langobarden an der Weichselmündung.
    300 Ostgermanen erreichen den Dnjestr. Bastarnen siedeln nördlich der Donaumündung. Goten rücken in den Weichselraum ein.
    350 indogermanische Sarmaten verdrängen teilweise die Skythen aus den Räumen ostwärts des Kaspischen Meeres, nördlich des Kaukasus und des Schwarzen Meeres nach Westen und Norden; ab 300 allmähliche Besetzung des linken Donauufers bis Ostungarn.
    350-50 Bildung skytho-sarmatischer Volksverbände am Dnjepr, am Bug und an der Theiß; Mischung mit Thrakern, Illyrern und Ostgermanen.
    300 Westgermanen überschreiten Maas und Mosel. 300-200 Ostgermanen dehnen ihre Herrschafts- und Siedlungsgebiete bis zum Schwarzen Meer aus.
    225-222 Römer unterwerfen die Kelten Oberitaliens.
    179 Bastarnen überschreiten die Donau nach Süden.
    115 Beginn des Südzuges der Kimbern, Teutonen und Ambro nen.
    110 Keltische Helvetier besetzen die Schweiz
    100 Wandalen siedeln südlich von Netze und Warthe, zwischen Oder und Bug;
    Rugier und Burgunder nördlich von Netze und Warthe zwischen Oder und Passarge;
    Langobarden im Bardengau westlich der Elbe; ab 10G Landnahme der Sueben (Irminonen) in Süddeutschland. 58-51 Caesar erobert Gallien.
    50-10 Germanen überlagern die Kelten in den Flachlandschaften Böhmens und Mährens.
    8 Sueben besetzen unter Marbod den böhmisch-mährischen Raum.



    II. Großgermanische Zeit bis 980 nach der Zeitwende:


    4-6 Römische Feldzuge unter Tiberius in Germanien.
    9 Schlacht im Teutoburger Wald Hermann vernichtet die Legionen des Varus.
    15-16 Römer werden auf das linke Rheinufer zurückgeworfen
    28 Friesen überschreiten den Rhein.
    41 Chatten stoßen nach Gallien vor
    47 Chauken greifen die gallische Küste an.
    69-70 Erhebung der Bataver und Canninefaten im Bündnis mit Kelten gegen die Römer
    89 Sieg der Markomannen über Domitian.
    162 Vorstoß der Chatten über den Rhein.
    166-180 Markomannenkriege. Siegreiche Abwehr der Römer
    170 Wandalen besetzen Pannonien
    180-192 Vorstoße der Bastarnen bis nach Kleinasien
    213 Goten an der Donaumündung; Alemannen nach Rhätien. 248 Gepiden nach Galizien und Norddakien.
    257 Goten erobern Dakien.
    258 Ostgoten nach Kleinasien
    260 Alemannen behaupten sich zwischen Rhein und Limes
    263 64 Goten erobern Ephesos und Trapezunt
    268 Goten erobern Athen, Korinth und Sparta.
    286-288 Franken, Alemannen und Burgunder überschreiten den Rhein westwärts
    350 Alemannen siedeln im Elsaß.
    358 Salische Franken in Nordbrabant.
    350-370 Ausdehnung der ostgotischen Herrschaft bis zum Ural; Heruler siedeln im Küstengebiet des Asowschen Meeres; Alanische Herrschaft nördlich des Kaukasus.
    370-375 Hunnen erzwingen die Unterwerfung der Ostgoten und Gepiden
    376 Westgoten weichen über die Donau aus.

    395-398 Westgoten erobern die Balkanhalbinsel und Griechenland
    406 Salische Franken besetzen Flandern bis zur Küste, ripuarische Franken das linke Rheinufer von Köln bis Andernach.
    406-407 Wandalen, Alanen, Sweben und Burgunder überschreiten den Rhein.
    409 Wandalen, Alanen und Sweben erobern Spanien.
    412 Westgoten gründen in Gallien ein Reich.
    413--436 Burgunderreich von Worms.
    429 Gründung des Wandalenreiches in Nordafrika.
    450 Angeln, Sachsen und Jüten erobern den östlichen Teil Britanniens.
    451 Schlacht auf den mauriacensischen (katalaunischen) Feldern.
    453 Tod Attilas und Erhebung der germanischen Vasallen gegen die Hunnen. Gepiden vernichten das letzte hunnische Heer.
    454 Goten siedeln in Pannonien; Heruler gründen an der Theiß ein Reich.
    454-487 Reich der Rugier in Mähren und Niederösterreich.
    476 Ende des weströmischen Reiches; der germanische Heerkönig Odoaker wird Beherrscher Italiens
    486 Chlodwig wird König aller Franken.
    488 Langobarden bemächtigen sich des Rugierreiches in
    493 Theoderich der Große gründet das Ostgotenreich in Italien.
    Mähren und Niederösterreich.
    496 Franken nehmen unter Chlodwig das römische Christentum an.
    500 Burgunder werden den Franken tributpflichtig.
    505 Langobarden erobern das Herulerland zwischen Donau und Theiß.
    507-711 Westgoten-Reich in Spanien.
    531 Franken unterwerfen das Thüringer-Reich.
    540 Franken und Bajuwaren dringen siedelnd bis Meran vor.
    555 Zerstörung des Ostgoten-Reiches durch den oströmischen Feldherrn Narses.
    567 Im Bündnis mit den Awaren vernichten die Langobarden das Gepiden-Reich.
    568 Awaren setzen sich in Pannonien fest.
    568-774 (781) Langobarden-Reich in Italien.
    570 Fortsetzung der bajuwarischen Besiedlung südlich des Brenner. Langobarden siedeln neben Goten und Räthern im Trientiner Land und nordwärts davon.
    612 Säuberung des Pustertals von eingebrochenen Awaren durch die Bajuwaren.
    620 Samo, fränkischer Edeling, wird von den germanischen Boemanni zum Herzog in Böhmen gekürt.
    624 Siegreicher Abwehrfeldzug der Boemanni unter Samos Führung gegen die Awaren.
    630 Sieg der Boemanni über die Franken bei Wogastisburg im Egerland.
    680-754 Christianisierung in Ostfranken, Thüringen, Hessen und Friesland.
    772-804 Fränkische Unterwerfungskriege gegen die Sachsen
    749 Alemannen endgültig unter fränkischer Herrschaft. 768-814 Karl der Große.
    774 Zerstörung des Langobarden-Reiches durch die Franken.
    785 Wittekind unterwirft sich den Franken. Endgültige Christianisierung der Sachsen.
    788 Unterwerfung und Aufhebung des Herzogtums Bajuvarien (Bayern) durch die Franken.
    789 Unterwerfungsfeldzüge der Franken gegen die Germanen Ostelbiens.
    791-799 Awaren werden zurückgeworfen und schließlich vernichtet. Einverleibung des nunmehr mit germanischen Siedlern neubesetzten Landes zwischen Enns und Raab in das fränkische Reich.
    800 Karl der Große läßt sich von Papst Leo III. zum römischen Kaiser krönen.
    803 Quaden und Rugier in Niederösterreich, West-Pannonien, am Granfluß und beiderseits der March erkennen die fränkische Oberhoheit an. Christianisierung der Quaden in Mähren.
    805/6 Abwehrkämpfe der Boemannen gegen die Franken.
    843 Vertrag von Wirten (Verdun). Teilung des Großfränkischen Reiches.
    843-876 Ludwig der Deutsche, König von Ostfrancien (ostfränkisches Reich).
    844 Herzog Magmar erhöht die Abwehrkraft der Quaden in Mähren, dehnt seine Herrschaft bis nach Niederösterreich und in die Slowakei aus. Versuch, sich der fränkischen Oberhoheit zu entziehen.
    846 Absetzung Magmars durch die Franken. Rastiz wird Herzog der Quaden und leistet König Ludwig den Lehenseid.
    862 Begründung des Burgenreiches der Waräger zwischen Ladoga- und Ilmensee.
    869-894 Quaden-Reich des Herzogs Zuentibald (Großmährisches Reich).
    872 Fränkischer Unterwerfungsfeldzug gegen die Boemannen. Herzog Borwieg und die Gaufürsten Böhmens werden geschlagen und nehmen bei Anerkennung der fränkischen Oberhoheit das Christentum an.
    874 Vertrag von Forchheim. Weitgehende Unabhängigkeit des mährischen Quaden-Reiches vom ostfränkischen Reich.
    887--899 Arnulf von Kärnten, ostfränkischer König, 896 römischer Kaiser.
    894 Herzog Zuentibalds Söhne Magmar, Gotefriedus und Zuentibald ,mterwerfen sich nach dem Tode des Vaters der ostfränkischen Oberherrschaft.
    895 Einbruch der Magyaren in Pannonien
    906 Magyaren zerstören das Quaden-Reich in Mähren.
    907 Bayerischer Heerbann bei Preßburg von den Magyaren geschlagen.
    910 Magyaren fügen dem ostfränkischen König Ludwig (Ludwig das Kind) am Lech eine schwere Niederlage bei.
    919-936 Heinrich I., erster d e u t s c h e r König. Er zwingt die Herzogtümer Alemannien, Bayern, Lothringen und Böhmen zur Anerkennung der Königsgewalt.
    925-932 Unterwerfungskriege gegen die Germanen Ostelbiens. Markgründung an der mittleren Elbe (Nordmark, Mark Meißen und Ostmark [Lausitz]).
    933 Sieg Heinrichs I. über die Ungarn an der Unstrut.
    936-973 Otto I der Große, deutscher König, 962 römischer Kaiser. Begriffsentstehung: Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation.
    955 Entscheidungsschlacht gegen die Magyaren (Ungarn) auf dem Lechfeld. Wiederherstellung der bayerischen Ostmark (späteres Herzogtum Österreich).
    955/56 Endgültige Teilung des Quaden-Reiches. Mähren wird Markgrafschaft des Reiches der Deutschen.
    955/56 Niederwerfung der Erhebung germanischer Gaue in Ostelbien.
    960 Herzog Dago gründet im Warthegau die Herrschaft Gnesen-Posen. Vereinigung der germanischen Stammes
    -um 1100 gemeinschaften zwischen Oder und Weichsel im Mesiko-Reich.
    966/67 Herzog Dago willigt in die Taufe ein, gestattet die christliche Missionstätigkeit im Mesiko-Reich und eröffnet die ersten , Kreuzzüge" gegen die Wandalen Pommerns.
    980-1013 Waldimir I. von Känugard (Kiew), Schwager des deutschen Königs Otto II., verbündet mit Kaiser Heinrich II., zwingt die Germanen des Waräger-Reiches zur Annahme des Christentums.

  8. #8
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    06-26-2013 @ 10:21 PM
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    Oh! I scared you a bit... have I??? Well, let's have a look at the German propaganda.




    Chapter 1 - the Silingi and Silesia:



    German "truth":


    Quote Originally Posted by Zyklop View Post
    I didn't. Silesia is a Germanic toponym first mentioned by Ptolmaeus (Silingi tribe of the Vandals). I really would like to hear how you discuss that away. That there also are Pan-Slavic fairytales about the etymology doesn't matter.

    The truth:

    Quote Originally Posted by Jarl View Post
    This is Ptolemy's "Geography", Book II, Chapter 10, Greater Germania:

    http://penelope.uchicago.edu/Thayer/...lemy/2/10.html


    Read... in Greek:

    "Πάλιν ὑπὸ μὲν τοὺς Σέμνονας οἰκοῦσι Σιλίγγαι, ὑπὸ δὲ τοὺς Βουργούντας Αοῦγοι οἱ Ὀμανοὶ, ὑφ᾽ οὓς Λοῦγοι οἱ Διδοῦνοι μέχρι τοῦ Ἀσκιβουργίου ὂρους; ὑπὸ δὲ τοὺς Σιλίγγας Καλούκωνες ἐφ᾽ ἑκάτερα τοῦ Ἅλβιος ποταμοῦ, ὑφ᾽ οὓς Χαιρουσκοὶ καὶ Καμαυοὶ μέχρι τοῦ Μηλιβόκου ὄρους, ῳν πρὸς ἀνατολὰς περὶ τὸν Ἄλβιν ποταμὸν Βαινοχαῖμαι, ὑπὲρ οὓς Βατεινοὶ, καὶ ἔτι ὑπὲρ τούτουσς ὑπὸ τῷ ἀσκιβουργίῳ ὄπει Κορκοντοὶ καὶ Λοῦγοι οἱ Βοῦποι μέχρι τῆς κεφαλῆς τοῦ Οὐιστούλα ποταμοῦ· ὑπὸ δὲ τούτους πρῶτοι Σίδωνες, εὶτα Κῶγνοι, εὶτα Οὐισβούργιοι ὑπὲρ τὸν Ὀπκύνιον Δρυμόν. "

    In Latin:

    "Ex gentibus introrsum et in media terra habitantibus maximae sunt gentes Suevorum Angilorum, qui ad orientem sunt a Langobardis septentriones versus extenti usque ad mediam Albis fluvii partem, et Suevorum Semnonum, quorum fines ultra Albim ab ea quam diximus parte orientem versus pertingunt usque ad Suevum fluvium, et Burguntarum, qui inde usque ad Vistulam habitant.

    Rursus infra Semnones sedes habent Silingae, et infra Burguntas Lugi Omani, infra quos Lugi Diduni usque ad Asciburgium montem; et infra Silingas Calucones ad utramque ripam Albis fluminis, infra quos Chaerusci et Camavi usque ad Melibocum montem, a quibus ad orientem circa Albim fluvium Baenochaemae, supra quos Batini, et supra hos infra Asciburgium montem Corconti et Lugi Buri usque ad Vistulae fluvii caput; infra hos autem primi Sidones, deinde Cotini, deinde Visburgii supra Orcynium Saltum. "



    In English:

    "Of the people of the interior and those wo live inland the most important are the Suevi Angili, who are to the east of the Langobardi extending towards the north and up to the central part of the Albis river, and the Suevi Semnones, whose boundaries beyond the Albis extend from the area we mentioned towards the east up to the Suevus river, and the Burguntae, who inhabit from there to the Vistula.

    Back below the Semnones the Silingae have their seat, and below the Burguntae the Lugi Omani, below whom the Lugi Diduni up to Mt. Asciburgius; and below the Silingae the Calucones, on the both sides of the Albis river,("Calucones ad utramque ripam Albis fluminis") and the Camavi up to Mt. Melibocus, from whom to the east near the Albis river and above them, below Mt. Asciburgius, the Corconti and the Lugi Buri up to the head of the Vistula river; and below them first the Sidones, then the Cotini, then the Visburgii above the Orcynius valley. "


    Here are historical reconstrucitons of the Ptolemy's map. Note where Semnones, the Silingi, and the Calucones are placed:









    ...they are placed exactly where they were described - along the Albis - BELOW Semnones living along the Albis, and ABOVE the Calucones living on both banks of Albis. Get yourself acquainted with the sources.


    Read what Jurgen Udolph wrote in:

    "Der Name Schlesien, Studia Onomastica et Indogermanica" – Graz 1995

    "Der Name Schlesien [w] Opuscula Silesiaca" – Stuttgart 1998.


    The first written forms are "Sleenzane” (Bavarian Monk), „Zlasane” (Prague document from 1086), „Selenza" (pope Hadrian IV letter 1155 r). These come from Slavic "ślęga" - meaning "damp place". "Silesia" is a much later version, and even this version is by no means exclusively Germanic either. Udolph, a German linguist himself, wrote the root "sil" is present in most IE languages and dismissed the hypothesis it must be Germanic.

    Don't believe in Pan-Slavic fairy tales. Stick to you XIX-century "Silingi" nationalist propaganda made by Ignaz Imsieg.

  9. #9
    An Eye for an Eye Zyklop's Avatar
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    Quote Originally Posted by Jarl View Post
    Oh! I scared you a bit... have I???
    All your drivel is exposed in the article above.

    "If Germany re-establishes her trade in the next 50 years, we shall have fought the war (WW1) in vain
    ."
    Winston Churchill interviewed by the London Times in 1919

    "This is not a peace. It is an armistice for twenty years"
    French marshal Ferdinand Foch on the Treaty of Versailles in 1919

    "Our ideal is to round Poland off with frontiers on the Oder in the West and the Neisse in Lausatia, and to reincorporate Prussia, from the Pregel to the Spree. In this war no prisoners will be taken, there will be no room for humanitarian feelings. We shall surprise the whole world in our war with Germany."
    Polish newspaper Mosarstwowiecz (1930), three years before Hitler's rise to power.




  10. #10
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    Quote Originally Posted by Zyklop View Post
    All your drivel is exposed in the article above.
    My arguments are in my post above. The German nationalist myth of the Silingi has been finally refuted in the 90s by the Germans themselves - by professor Jurgen Udolph. It took 200 years. 50% of your article is composed precisely of such myths. Propaganda which has little to do with science.

    You are looking for science? Have a go here:

    http://www.theapricity.com/forum/showthread.php?t=11842



    This is not some dubious, subjective archeological typology. This is based on mathemathical models of Y chromosome evolution and coalescent theory.

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