Arne
02-08-2010, 04:30 PM
DAS LEBEN UND LEIDEN DES JUNGEN DANNY
Dienstagabend, 21.00 Uhr, ein lauer Frühsommerabend 2010 in einer deutschen Großstadt. Die Mitglieder der LOST-Sucht-Gruppe Essen-Süd treffen nach und nach im Versammlungsraum der katholischen Kirche zum Heiligen Johannes ein.
Suchberater Kardi ergreift das Wort:
"Guten Abend, schön, dass wieder alle so zahlreich erschienen sind.. wer möchte heute anfangen?... Niemand...?
Ein Suchtkranker erhebt sich verlegen aus seinem orangefarbenen Plastikstuhl.
"Hallo... ähm... ich bin Danny und ich bin LOSToholic..."
Allgemeines Gemurmel innerhalb der Gruppe.
"Hallo, Danny... cool, man... Bruder... Dude..."
"Ja, also... ich bin jetzt seit 30 Tagen trocken. Ich meine, ich musste ja… nach der letzten Folge..."
Danny ringt um Fassung, lautlose Schluchzer lassen seinen ausgezehrten Körper erzittern. Die Wangen sind eingefallen, die toten Augen liegen tief in den Höhlen, dunklen Ringe zeugen von durchwachten Nächten.
"Das Ende..." Danny schließt die Lider und gibt sich für einen Moment dem unsäglichen Schmerz hin, der sein Inneres zu zerreißen droht. "Das Ende war so... ENDGÜLTIG." Er flüstert die Worte, während sein Blick gesenkt ist. "Ich dachte, ich könnte danach nicht mehr weiterleben."
Vereinzelt nicken Mitglieder der Gruppe verständnisvoll mit dem Kopf. "Klar, Bruder.... Dude, da waren wir auch..."
Danny fährt mit zitternder Stime fort: "Am Anfang habe ich noch auf Pro7 geschaut, aber dann... dann habe ich mir den harten Stoff aus den Staaten durch die Nase gezogen und als ich dann auf Stream war, war es ganz vorbei. Ich hab' das erst gar nicht begriffen. Aber dann hat es nicht mehr gereicht, einmal in der Woche nachts die neue Folge zu schauen. Ich brauche mehr, immer öfter... Ich habe mir das Zeug jeden Tag sechs Stunden unverschnitten reingezogen. Ich meine... PUR, Leute, PUR! Und wenn ich keinen Stoff bekommen konnte, habe ich an LOST-Boards geschnüffelt, um high zu werden..." Danny kann die Tränen nun nicht mehr unterdrücken und birgt voller Scham sein Gesicht in den zitternden Händen.
"Der kalte Entzug... das war die Hölle. Ein Gefühl, als ob mir einer die Eingeweide rausreißt. Ich hatte Schweißausbrüche, Fieber, habe mir die Lunge aus dem Leib gekotzt... ich dachte, das hört nie auf..."
Seelsorger Kardi nickt verständnisvoll mit dem Kopf und legt Danny beruhigend die Hand auf die Schulter. "Und wie ist es jetzt, Danny?"
Aus Dannys Kehle dringt ein Geräusch, eine Mischung aus Schluchzer und Schluckauf. "Na ja... an manchen Tagen geht es, da lenke ich mich ab und komme gut über die Runden, aber manchmal, wenn ich am wenigsten damit rechne... dann packt es mich wieder... Also gestern, da habe ich wieder diese geile "Cool Water"-Werbung mit Sawyer gesehen, da hatte ich die Hand schon am DVD-Schrank."
Dannys Körper bäumt sich auf und der innere Kampf steht ihm ins Gesicht geschrieben.
"Oh Gott, ich will, dass das endet!!!"
Zwei Mitglieder der Gruppe, Ira und BodySoul, erheben sich spontan, gehen auf Danny zu und nehmen ihn behutsam in den Arm. "Mann, gib nicht auf, Du schaffst das, Bruder... Dude, wir sind bei Dir! Wir gehen mit Dir das 12-Punkte-Programm durch und dann suchen wir Dir einen guten Mentor, OK?"
Ein weiterer Schluchzer, mit einer Spur Hoffnung. "OK... aber nicht Pithlit. Bitte nicht Pithlit." Seine Augen weiten sich vor Angst und Panik. "Als ich beim letzten Treffen aus Versehen Jack Shepard erwähnte, hat er mich 100 Bahnen kraulen lassen - bei minus 20 Grad im Außenbecken. Ich bin auf Bahn 78 fast ertrunken..."
Seelsorger Kardi tätschelt ihm beruhigend die Wange.
"Nein, nein, keine Sorge. Pithlit befindet sich zurzeit in der geschlossenen Abteilung der Bonhoeffer-Klinik. Der kommt da auch so schnell nicht wieder raus."
Zum ersten Mal an diesem Abend huscht ein scheues Lächeln über das Gesicht des gebrochenen Mannes.
"Danke, Leute..." Das Flüstern ist leise, aber zum ersten Mal erfüllt mit Hoffnung. "Danke für alles..."
Dienstagabend, 21.00 Uhr, ein lauer Frühsommerabend 2010 in einer deutschen Großstadt. Die Mitglieder der LOST-Sucht-Gruppe Essen-Süd treffen nach und nach im Versammlungsraum der katholischen Kirche zum Heiligen Johannes ein.
Suchberater Kardi ergreift das Wort:
"Guten Abend, schön, dass wieder alle so zahlreich erschienen sind.. wer möchte heute anfangen?... Niemand...?
Ein Suchtkranker erhebt sich verlegen aus seinem orangefarbenen Plastikstuhl.
"Hallo... ähm... ich bin Danny und ich bin LOSToholic..."
Allgemeines Gemurmel innerhalb der Gruppe.
"Hallo, Danny... cool, man... Bruder... Dude..."
"Ja, also... ich bin jetzt seit 30 Tagen trocken. Ich meine, ich musste ja… nach der letzten Folge..."
Danny ringt um Fassung, lautlose Schluchzer lassen seinen ausgezehrten Körper erzittern. Die Wangen sind eingefallen, die toten Augen liegen tief in den Höhlen, dunklen Ringe zeugen von durchwachten Nächten.
"Das Ende..." Danny schließt die Lider und gibt sich für einen Moment dem unsäglichen Schmerz hin, der sein Inneres zu zerreißen droht. "Das Ende war so... ENDGÜLTIG." Er flüstert die Worte, während sein Blick gesenkt ist. "Ich dachte, ich könnte danach nicht mehr weiterleben."
Vereinzelt nicken Mitglieder der Gruppe verständnisvoll mit dem Kopf. "Klar, Bruder.... Dude, da waren wir auch..."
Danny fährt mit zitternder Stime fort: "Am Anfang habe ich noch auf Pro7 geschaut, aber dann... dann habe ich mir den harten Stoff aus den Staaten durch die Nase gezogen und als ich dann auf Stream war, war es ganz vorbei. Ich hab' das erst gar nicht begriffen. Aber dann hat es nicht mehr gereicht, einmal in der Woche nachts die neue Folge zu schauen. Ich brauche mehr, immer öfter... Ich habe mir das Zeug jeden Tag sechs Stunden unverschnitten reingezogen. Ich meine... PUR, Leute, PUR! Und wenn ich keinen Stoff bekommen konnte, habe ich an LOST-Boards geschnüffelt, um high zu werden..." Danny kann die Tränen nun nicht mehr unterdrücken und birgt voller Scham sein Gesicht in den zitternden Händen.
"Der kalte Entzug... das war die Hölle. Ein Gefühl, als ob mir einer die Eingeweide rausreißt. Ich hatte Schweißausbrüche, Fieber, habe mir die Lunge aus dem Leib gekotzt... ich dachte, das hört nie auf..."
Seelsorger Kardi nickt verständnisvoll mit dem Kopf und legt Danny beruhigend die Hand auf die Schulter. "Und wie ist es jetzt, Danny?"
Aus Dannys Kehle dringt ein Geräusch, eine Mischung aus Schluchzer und Schluckauf. "Na ja... an manchen Tagen geht es, da lenke ich mich ab und komme gut über die Runden, aber manchmal, wenn ich am wenigsten damit rechne... dann packt es mich wieder... Also gestern, da habe ich wieder diese geile "Cool Water"-Werbung mit Sawyer gesehen, da hatte ich die Hand schon am DVD-Schrank."
Dannys Körper bäumt sich auf und der innere Kampf steht ihm ins Gesicht geschrieben.
"Oh Gott, ich will, dass das endet!!!"
Zwei Mitglieder der Gruppe, Ira und BodySoul, erheben sich spontan, gehen auf Danny zu und nehmen ihn behutsam in den Arm. "Mann, gib nicht auf, Du schaffst das, Bruder... Dude, wir sind bei Dir! Wir gehen mit Dir das 12-Punkte-Programm durch und dann suchen wir Dir einen guten Mentor, OK?"
Ein weiterer Schluchzer, mit einer Spur Hoffnung. "OK... aber nicht Pithlit. Bitte nicht Pithlit." Seine Augen weiten sich vor Angst und Panik. "Als ich beim letzten Treffen aus Versehen Jack Shepard erwähnte, hat er mich 100 Bahnen kraulen lassen - bei minus 20 Grad im Außenbecken. Ich bin auf Bahn 78 fast ertrunken..."
Seelsorger Kardi tätschelt ihm beruhigend die Wange.
"Nein, nein, keine Sorge. Pithlit befindet sich zurzeit in der geschlossenen Abteilung der Bonhoeffer-Klinik. Der kommt da auch so schnell nicht wieder raus."
Zum ersten Mal an diesem Abend huscht ein scheues Lächeln über das Gesicht des gebrochenen Mannes.
"Danke, Leute..." Das Flüstern ist leise, aber zum ersten Mal erfüllt mit Hoffnung. "Danke für alles..."