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View Full Version : Jugendliche außer Kontrolle



Arne
02-17-2010, 09:37 PM
Quelle http://elab.or.at/2009/02/teenager-auser-kontrolle/


Nichts ist im deutschen Fernsehen derzeit so erfolgreich wie die Realität. Da gibt es Auswanderer, Rückwanderer, Menschen in der Schuldenfalle, Gesangs- und sonstige Talente und natürlich die irgendwie ganz eigene Kategorie der Erziehungs-Shows. Edutainment wird seit fünf Jahren großgeschrieben. Vor allem auf RTL. Da laufen “Die Super Nanny”, “Die Ausreißer” und seit heute in der dritten Staffel “Teenager außer Kontrolle” mit der auch ganz und gar nicht uncharismatischen Annegret Noble.

Allen dreien gemeinsam ist der Spagat den sie machen müssen. Einerseits eine durchaus hoch-professionelle Betreuungs- bzw. Therapie-Situation, andererseits ein Millionenpublikum, das daran Anteil nimmt.

Wie pervers das zeitweise ist, zeigt sich, wenn in den kleinen Zuspielern, die die schweren Fälle vor der Therapie bei ihren Familien zeigen. “Jetzt komm ins Haus! Müssen ja die Nachbarn nicht alle mitkriegen, was hier abgeht”, versucht da eine Mutter ihre eben aus dem Haus gerannte Tochter in der Vorstadtsiedlung vom Gehsteig zurück ins Wohnzimmer zu locken. Seit heute kennen diese Szene nicht nur ihre Nachbarn, sondern – sollten die Einschaltquoten wieder die der letzten Staffeln erreichen – auch die drei bis vier Millionen Zuseher von “Teenager außer Kontrolle”.

Vor Jahren herrschte über diese Formate helle Aufregung. Geradezu hysterisch nahm der Kinderschutzbund NRW im Jahr 2004 Stellung zur Super Nanny. Inzwischen hat sich nicht nur gezeigt, dass der Umgang der Medien mit solchen Formaten bei weitem nicht so unverantwortlich ist wie befürchtet. Es ist auch nicht das Talk-Show Publikum der 90er Jahre das sich hier unterhalten lässt (dagegen spricht auch schon die Sendezeit). Eine Studie des Publizistik-Institutes der universität Wien kam schon 2006 zum Ergebnis, dass die Super Nanny “keine Freakshow” sei.

“Allem voran räumt die Studie mit dem Klischee auf, beim typischen Zuschauer der Super-Nanny-Shows handele es sich um einen Voyeur, der sich an den Verhaltensauffälligkeiten der Kinder und der Überforderung der Eltern schadenfreudig ergötzt. Im Gegenteil entspringt die Zuschauermotivation zumeist einem Orientierungs- und keinem Unterhaltungsbedürfnis, auch wenn Letzteres nicht fehlt. Der typische Zuschauer ist aber gemäss der Wiener Studie nicht auf Sensationen, sondern auf Orientierung aus. Es handelt sich zumeist um Frauen unter 30 Jahren mit niedrigem Einkommen und mindestens einem Kind. Diese Frauen erleben sich selbst in der Gesellschaft und Politik als ohnmächtige Aussenseiter und sehen in der Erziehungsaufgabe eine Möglichkeit, an der Zukunft gestaltend mitzuwirken. Sie wollen ihre Situation im Griff haben und ihre Durchsetzungsfähigkeit beweisen.”

Was es über unsere Gesellschaft aussagt, dass sie sich so gerne mit der Erziehbarkeit und Sozialisierbarkeit ihrer Jugend beschäftigt, bleibt da mal dahingestellt. Aber offensichtlich besteht eine gute Portion Interesse an entsprechenden Techniken. Und es rücken neue Professionen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. PädagogInnen, StreetworkerInnen und TherapeutInnen erscheinen auf der Bildfläche. Letztere bisher eher ein Fall für Kriminalfälle, die beiden anderen überhaupt eher Randerscheinungen mit leicht sozialromantischen Touch. Jetzt allesamt vielbeachtete Wunder-Wuzzis mit einem Rucksack wirkmächtiger Tools zur Teenagerbändigung. Ein ordentlicher Image-Schub zumindest. Das soll mir recht sein.

Quelle http://www.dooyoo.de/tv-sendungen/teenager-ausser-kontrolle/1283725/


Also man muss sagen: Diese Jugentlichen sind wirklich extrem auf den Hund gekommen oder es ist gespielt.

Auch müssen die Jugentlichen am Anfang alles abgeben und werden einheitlich gekleidet.
Auch müssen sie versprechen niemaden anzugreifen.

Durch "gute Taten" dürfen Sie aufsteigen und haben z.B. bessere Unterkünfte und ähnliches.

Was mir gleich aufgefallen ist, dass gegen das "Briefgeheimnis" komplett verstoßen wird.
Die Jugentlichen müssen nämlich auf Zettel schreiben, ide dann von einem Betreuer abgetippt werden und per Mail an die Eltern verschickt werdden.

Aus einer älteren Folge (von Youtube) habe ich durch Zufall gefunden, dass "Betreuer" aber Gewalt anwenden!
http://www.youtube.com/watch?v=jicugBkROXo

Naja... außerdem dürfen Jugentliche KEINE Fragen zu "Aufträgen" stellen (bei dem Fall, den ich im Kopf habe sollten 3 Jugentliche loslaufen und einer hatte gefragt "warum" und musste dann wieder 3 TZage in den "Steinkreis".

Auch mage ich ein wenig bezweigeln, ob die "Methoden" wirklich LANGFRISTIG helfen- vielleicht für die Zeit, in denen sie dort sind, aber sobald die Jugentlichen wieder zu Hause sind ....?

quelle http://www.dooyoo.de/tv-sendungen/teenager-ausser-kontrolle/1154127/


Meine Meinung:
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Also ich hab letztens beim durchzäppen kurz auf RTL nen Zwischenstopp eingelegt und mich etwas von dieser unsinnigen Doku-Soap (wird von meiner Fernsehzeitung so betitelt) berieseln lassen.

Jetzt sind wir mal ehrlich. Wer würde sein Kind wenn es ernsthafte Probleme hat in so ne Fernsehsendung schicken? Soll das was bringen? Ich glaube nicht dass sich die Jugendlichen hier normal verhalten. Jemand der eh schon Probleme hat, hat diese meiner Meinung nach oftmals weil sie zu wenig Anerkennung bekommen und mit ihrem Verhalten aufsehen erregen möchten. Damit ihnen endlich jemand etwas Aufmerksamkeit, egal welcher Art, zukommen lässt. Ich denke dass diese Jugendlichen nur noch mehr aufgebauscht werden Blödsinn zu reden oder sonstigen quatsch in der Sendung zu machen. Immerhin bringt das ja Einschaltquoten!

Für mich hat diese Sendung keinerlei Sinn und Zweck!

Wer schaut sich denn so was an? Doch kein normaler Mensch, oder? Also ich muss da schon ein ganz schönes Armutszeugnis an die Sender und die Personen aussprechen die so etwas sinnloses ausstrahlen oder anschauen! Wissen die Sender denn nicht mit was sie ihr Programm füllen sollen? Oder ist Deutschland mittlerweile auf so ein Niveau gesunken? Ich weiß es nicht!

Also mir war es auf jeden Fall zu blöd und habe nach ein paar Minuten wieder umgeschaltet.

Wenn es nach mir gehen würde, würde diese Sendung keinen Stern bekommen...

Quelle http://www.suedkurier.de/news/panorama/panorama/art410967,3672502


Colorado

Praxissemester mit „schwierigen Teenagern“


Für ein Praxissemester tauschte der Weingartener Student Martin Maas den Hörsaal gegen den Wilden Westen. In Colorado betreute der 23-Jährige straffällige Jugendliche für die Reality-Serie „Teenager außer Kontrolle“.

Als das Praxissemester auf seinem Studienplan näher rückte, wusste Martin Maas genau: „Ich möchte nicht in irgendeinem Büro Kaffee kochen und ich möchte unbedingt ins Ausland.“ Da er in Deutschland bereits mit straffälligen Jugendlichen gearbeitet hatte, bewarb er sich bei RTL als Betreuer in der Reality-Serie „Teenager außer Kontrolle – Letzter Ausweg Wilder Westen“. Zwei Monate vergingen und „schon saß ich im Flieger in die USA“, erzählt der 23-Jährige. Nach der Ankunft in Colorado war erstmal Büffeln angesagt: Im „Monarch Center for Family Healing“, einem Therapiezentrum, absolvierte Maas eine Trainingswoche. „Dann bekam ich ein Zertifikat in die Hand gedrückt und ich war befähigt, mit den Jugendlichen zu arbeiten“, schildert Maas.

Und diese hatten es in sich: Wie das Strafregister eines Schwerverbrechers lesen sich die Akten der drei Mädchen und drei Jungen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren. „Alkohol, Drogen, Diebstahl, Körperverletzung, versuchter Mord“, zählt Martin Maas auf. „Man schreckt schon erstmal zurück, aber ich hatte keine Berührungsängste“, erzählt der gebürtige Tauberbischofsheimer, der die rebellischen Teenager aus Deutschland rund zwei Monate lang Tag und Nacht betreute. Ziel des Therapieprogramms unter der Leitung von Annegret Noble ist es, dass die Jugendlichen in der Natur lernen, ihre alten Verhaltensmuster abzulegen.


In den Weiten Colorados trafen die wilden Teenager und ihre Betreuer auf wilde Tiere: Kojoten, Klapperschlangen, Braunbären und Pumas. In der ersten Woche zeltete die Gruppe in einem Nationalpark in 3500 Metern Höhe – „mitten im Schnee und das im August“, erinnert sich Maas. Während den anstrengenden Wochen in der Wildnis herrschten gleiche Bedingungen für alle. „Wir hatten keine Extrawurst“, betont Martin Maas. Jugendliche wie auch Betreuer mussten zum Zähneputzen und für die Morgentoilette ins Gebüsch. Zum kärglichen Frühstück gab es für alle Haferflocken und Milchpulver. „Dosen wären zu schwer gewesen“, erzählt Maas.

Nur die Fernsehcrew durfte nachts im Hotel schlafen. Tagsüber filmte sie die Jugendlichen. Jeder Streit, jeder Wutausbruch, jede Träne, aber auch jedes Lachen wurden von der Kamera festgehalten. „Ab dem zweiten Tag hat man das Team gar nicht mehr wahrgenommen“, erinnert sich Martin Maas. Zu vier der sechs Jugendlichen aus der Reality-Serie hat der Student immer noch Kontakt. Die Eltern rufen ihn regelmäßig an oder schreiben ihm E-Mails, um sich Rat zu holen. „Das ist nicht lästig, sondern bestätigt ja, dass ich mich bei dem Programm nicht blöd verhalten habe“, sagt der 23-Jährige bescheiden.

Seit der jüngsten Folge steht bei Martin Maas das Telefon nicht mehr still. Seine Popularität nutzt er derzeit für Vorträge an Schulen in der Region: „Ich möchte bei den Jugendlichen Präventionsarbeit leisten.“ Die Chance, dass Martin Maas auch bei der vierten Staffel von „Teenager außer Kontrolle“ dabei ist, stehen gut: „RTL hat schon angefragt“, so Maas.

Quelle http://www.texxas.de/tv/Teenager+au%DFer+Kontrolle+-+Letzter+Ausweg+Wilder+Westen_216-0-24135374.html


Mit dem Leid anderer Leute...
...läßt sich noch immer am Meisten Geld verdienen.

Junge - auf die schiefe Bahn geratene - Jugendliche sollen mit zum Teil drastischen Maßnahmen wieder auf den richtigen Weg zurückgeholt werden. Nur sind die angewendeten "Therapien" absolut fragwürdig und zum Teil menschenverachtend... wer sich so etwas anschauen möchte - bitte schön.

quelle

http://lea.blogsport.de/2008/03/17/sag-wie-haeltst-dus-mit-der-erziehung/


Noble geht die Welt zu Grunde

Endlich es ist wieder soweit. Die zweite Staffel der Doku-Reality-Soap „Teenager außer Kontrolle“ ist angelaufen und wir dürfen uns auf jede Menge Drama, Tränen und Läuterung freuen, die Mischung, die bereits in der ersten Staffel für einen Quotenerfolg sorgte. Damals lies RTL sechs jugendliche „Problemkinder“ in die Wüste des US-Bundesstaates Utah verschleppen und von einem BetreuerInnen-Team unter Leitung der Familienpsychologin Annegret Noble Anstand, Regeln und Gehorsam beibringen.

Dazu hatten die Jugendlichen in Phase 1 ihr Zelt in einem abgesteckten Steinkreis aufzubauen, innerhalb dessen sie weder sprechen, noch singen oder gar pfeifen durften.

Alle Kommunikation, die ihnen gestattet wurde, war die schriftliche Selbstreflexion in ihrem Tagebuch. Der Steinkreis durfte nur nach ausdrücklicher Erlaubnis bzw. zur Teilnahme an Gruppenaufgaben und Gesprächskreisen verlassen werden.

In Phase 2, für die sich die Teenager erst durch absoluten Gehorsam und Regelkonformität individuell qualifizieren mussten, wurde ihnen der Zutritt zu einem Dach über dem Kopf, einer Toilette und anderen kleinen Privilegien in der Turn about Ranch gewährt, bis sie ,durch die bodenständigen Tätigkeiten umgekrempelt, nach acht Wochen wieder nach Hause durften, um sich als funktionierende, verantwortungsbewusste Mitglieder der Gesellschaft zu bewähren. Eindeutige Anzeichen, die eine solche Spezialtherapie nötig machen sind dem Konzept der Turn about Ranch nach:

"Anzeichen für Probleme bei Jugendlichen:"

Trotz
geringes Selbstwertgefühl
Verwirrtheit
manipulatives Verhalten
Lügen
Weglaufen
Experimentieren mit Alkohol und Drogen
unkontrollierbare Wutausbrüche
Traurigkeit oder Depression
schlechte schulische Leistungen
Impulsivität oder Verantwortungslosigkeit

Allein schon die Tatsache, dass hier Begriffe wie „Trotz“, „Verwirrtheit“, „Impulsivität“ oder „Lügen“ als quasi festgeschriebene, zusammenhangslose Charaktereigenschaften dargestellt werden, lässt ernsthafte Zweifel am pädagogischen Anspruch der Ranch aufkommen. Und durch den mehr als fragwürdigen Schlusssatz der Konzeptvorstellung:

"Durch die ständige Korrektur der negativen und Förderung der positiven Verhaltensweisen in diesem hart arbeitenden, bodenständigen Umfeld der Ranch entsteht die junge Pflanze eines neuen, „umgewandelten“ Lebens."

wird schnell deutlich, wohin die Reise geht. Die beschriebene „ständige Korrektur der negativen und Förderung der positiven Verhaltensweisen“, so ist sowohl in Staffel eins, als auch in Staffel 2 klar zu erkennen, stellt sich als ein absolut simples Folgesystem von Befehl, Befehlsverweigerung und Sanktion heraus. Das diese Sanktionen nicht nur auf verbaler und psychologischer Ebene stehen bleiben, wird in Staffel 2, in der die Jugendlichen von Annegret Noble zu tagelangen Märschen mit schwerem Gepäck in der Wüste Oregons gezwungen werden an Stacy als abschreckendes Beispiel für ihre LeidensgenossInnen demonstriert.

Nicht zuletzt dabei begreift man schnell, worum es eigentlich geht: der eigene Wille der gecasteten Jugendlichen soll systematisch gebrochen werden, sie sollen lernen, dass auf Ungehorsam Benachteiligungen, Psychoterror und blanke Gewalt folgt, auf Gehorsam aber Belohnung, Lob und „das Gefühl, etwas geschafft zu haben, obwohl man es gar nicht wollte“. Für die Vermittlung dieser Konsequenzen ist den BetreuerInnen wirklich nichts zu blöde und geringfügig, wie der Streit um den Hut von Dzaneta eindrucksvoll beweist.

In der aktuellen Staffel scheint Anngret Noble auch vermehrt auf gruppenpychologische Foltertricks, wie Ausgrenzung einzelner Ungehorsamer und kollektive Betrafung zurückzugreifen. So muss die ganze Gruppe für die Weigerung Dzanetas weiter zu wandern, büsen, indem sie alle so lange in der Sonne stehen bleiben müssen, bis Dzaneta gehorcht.

Interessant hierbei vor allem: anstatt, dass sich alle einfach verweigern, den Rucksack wegwerfen und sich setzen, wird die Wut auf die BetreuerInnen auf das ausgescherte Gruppenmitglied Dzaneta projiziert. Sie muss übrigens für ihren Ungehorsam eine Einzelwanderung zurück unternehmen und dann die Gruppe wieder einholen.

Es erscheint geradezu ekelhaft zynisch, wenn sich die Stimme aus dem off über Dzanetas plötzliche Wandlung wundert, als sie unter starken Schmerzen (Blasen an den Füßen) die Einzeltortur durch eine schnellere Gangart zu beenden versucht.

Doch eigentlich macht es ohnehin keinen Unterschied, ob alleine oder zusammen gewandert wir. Denn ebenso wie in der ersten Staffel lautet die oberste Maxime: HALT DEN MUND! Die Jugendlichen dürfen während der Wanderung kein Sterbenswörtchen untereinander wechseln, andernfalls wird die ganze Gruppe mit 10 Minuten- in – der – Sonne – Stehen bestraft.

Die bisher gelaufenen Folgen gibt es übrigens hier zu sehen.
Wir danken RTL für diese weitere taktvolle und aufklärende Reality-Doku-Soap, die glücklicherweise nicht nach den möglichen Ursachen für extreme Verhaltensweisen oder nach sozialen Hintergründen der Jugendlichen sucht, sondern dem Fernsehpublikum bereits fertige Verbrechercharaktere („Dzaneta – Schlägerbraut“, „Pascal – Dealer“ …) präsentiert, die durch einige starke Hände, völlige Isolation und Psychoterror wieder zurecht gebogen werden, um als willenloses Rädchen der Gesellschaft endlich keinen Stress mehr zu machen.

Einige Fragen bleiben aber offen: Vor allem die nach der Qualifikation der BetreuerInnen. Annegret Noble darf sich zwar offensichtlich Therapeutin nennen, wie es aber beim restlichen Team aussieht, ist nicht in Erfahrung zu bringen, abgesehen von Kris Schock, der sich in mehreren Foren explizit gegen eine Bezeichnung als Therapeut wehrt, auch seine Homepage gibt keinerlei Anhaltspunkte für irgeneine pädagogische Ausbildung, zur Anwendung des sog. „Therapeutengriffs“ scheint es aber noch zu reichen.

Letztlich sollte nicht verschwiegen werden, dass es in dem seit 20 Jahren bestehenden Programm bereits mehrere Todesfälle zu beklagen gab.

Das traurige Kapitel „Teenager außer Kontrolle“ soll auf diesem blog nun mit einem Beitrag der Diplompädagogin Brigitte Juhls enden, der als Reaktion auf Betreuer Kris‘ Homepage zu lesen ist:

"Was soll aus den jungen Leuten werden, Menschen die sich keiner Macht entgegenstellen? Widerspruchslose, funktionierende Mitglieder einer Gesellschaft die keinen Widerspruch duldet? Indem man Menschen, Kinder, Jugendliche entwürdigt, ihnen alle Rechte nimmt und sie u. U. auch mit körperlicher Gewalt zwingt Autoritäten anzuerkennen erzieht man keine selbstständig denkenden Menschen! “Menschen, die blind in Kollektive sich einordnen, machen sich selber schon zu etwas wie Material, löschen sich als selbstbestimmte Wesen aus” (Adorno: Erziehung zur Mündigkeit).
Schon Immanuel Kant hat geschrieben: “Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen” (I. Kant: Was ist Aufklärung). In Ihrem Programm wird genau das Gegenteil praktiziert! Es wird nicht gefragt, warum die Jugendlichen so geworden sind, haben vielleicht auch die Eltern einen Teil dazu beigetragen, wie sind die gesellschaftlichen Verhältnisse usw. Anstatt die Jugendlichen zu stärken und durch Einsicht zu einem anderen Verhalten zu veranlassen, sie zu selbstbestimmten Handeln zu erziehen, werden sie zu unmündigen, alle Autoritäten anerkennenden Robotern erzogen! Das hatten wir in Deutschland bereits einmal und was daraus geworden ist, kann man in jedem Geschichtsbuch nachlesen!

Gruß
Diplom-Pädagogin
B. Juhls "

quelle http://www.sueddeutsche.de/kultur/279/438023/text/


Ersatzmama RTL

Sollen sie doch Holzklötze schleppen: Mit psychologisch bedenklichen Methoden will RTL "Teenager außer Kontrolle" auf den Pfad der Tugend zurückbringen.

RTL darf sich bald in Samariter-TV umbenennen, wenn an dem Profil einer pädagogischen, therapeutischen und heilbringenden (Fernseh-)Anstalt weiter gebastelt wird. Nach der "Super-Nanny" zeigt der Kölner Privatsender mittwochs abends, wie sich in der Wildnis von Oregon schwererziehbare Kids zu verantwortungsvollen Jugendlichen verwandeln.

Ob Drogenjunkie, Neonazi oder Hobby-Schläger - die engagierten RTL-Therapeuten wissen die halbwüchsigen Kriminellen auf den rechten Pfad zurückzuführen. Natürlich ganz ohne Eigeninteresse, nachhaltig und effektiv.

Tränen im Close-up

So einfach ist die Sache wohl nicht, warnt der gesunde Menschenverstand. Aber das Format, das unter dem effekthascherischen Titel "Teenager außer Kontrolle - Letzter Ausweg Wilder Westen" seit mehreren Wochen für richtig gute Quoten sorgt, kaschiert mit löblichen Aspirationen eine grundlegende Schimäre: Das Privatfernsehen vermag sich zwar als Helfer sozialer Randgruppen zu inszenieren; in Wahrheit ist es jedoch einer ihrer stärksten Förderer.

Ein mündiges und intelligentes Publikum könnte gegen den billig produzierten Stumpfsinn rebellieren, nach qualitativem Fernsehen verlangen, oder sich gar - ein Schreck für jeden Programmchef - sinnvolleren Beschäftigungen zuwenden. So aber kann die Zielgruppe unter dem Deckmantel pädagogischer Fortbildung mit Ramsch abgefüttert werden; nebenbei spülen Werbeblöcke einen Haufen Geld in die Kasse.

Um den Zuschauer nicht zu überfordern, ist das Konzept des RTL-Resozialisierungs-Camps denkbar einfach und denkbar billig: Einige verbal verrohte Kids werden in ein Ferienlager gesteckt, in dem sie scheinbar nützliche Aufgaben bewältigen und kathartische Momente erleben. Die Fernsehkamera ist immer mit dabei und wartet auf den nächsten Flüchtling, dem hintergejagt wird. Sie wartet auf die nächste Träne, die in der Nahaufnahme zu sehen ist, und auf den nächsten Wutausbruch, der hochdramatisch in Szene gesetzt werden kann.

"Beim Tragen kann ich nicht nachdenken"

Die psychologischen Methoden sind hierbei bedenklich: Andreas, der im Camp für seine Serien-Einbrüche einsitzt, musste in der Folge am Mittwochabend wegen seiner Verweigerungshaltung einen Holzklotz durch die Wüste schleppen. Als er die recht debile Aufgabe - überraschend reflektiert - zu bezweifeln wagte, schritt die Therapeutin ein und erstickte die angezettelte Diskussion im Keim. Dabei war Andreas’ Argument durchaus diskussionswürdig: "Beim Tragen kann ich über meine Probleme gar nicht nachdenken."

Es bleibt zu hinterfragen, ob die herangezogenen therapeutischen Maßnahmen unverzichtbare Lösungsansätze sind, oder ob sie bloß als Zeitfüller für den entscheidenden Inhalt fungieren: die Werbeblöcke. Indiskutabel ist die ganz ohne Zweifel entwürdigende Inszenierung der Camp-Teilnehmer: Jede Träne wird von der Kamera eingefangen und im Breitbild konsumfähig aufgearbeitet, jede emotionale Intimität wird mit dem Vorschlaghammer eindrucksvoll inszeniert, ausgeschlachtet und veräußert. Keine Aktion bleibt unkommentiert, so als ob der Zuschauer den stillen Augenblick der eigenen Reflexion nicht ertragen, gar sich vor ihm fürchten würde.


Ein Besinnungs-Camp für Fernsehdeutschland

Geradezu schauderhaft ist der Einsatz der Hintergrundmusik: Als Andreas von seiner schlimmsten Erfahrung berichtet - dem Anblick seines an Krebs erkrankten Cousins -, erklingt "The Scientist" von Coldplay, so als ob es sich um eine Mottoshow bei "Deutschland sucht den Superstar" handeln würde. Damit überschreitet RTL die Grenze des guten Geschmacks.

Leider ist es am Ende der Zuschauer, der über den kommerziellen Erfolg oder Misserfolg einer Sendung entscheidet. Mit etwa 20 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe wollen große Teile Fernsehdeutschlands so viel schlecht gemachten Rat offenbar sehen.

(sueddeutsche.de/schä)



Was mich empört ist die Tatsache das man nicht sagen kann inwieweit diese "Menschen" wirklich auf den rechten Weg gebracht werden.

Annegret Noble benötigt meiner Meinung nach dringend eine Therapie, nach dem Bild welches ich über ihre Methoden gewinnen konnte.