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View Full Version : Türkei droht 100.000 Armeniern mit Deportation



Hrolf Kraki
03-17-2010, 08:32 PM
Der türkische Ministerpräsident ist kein Freund leiser Worte. Statt in einem BBC-Interview über die Anerkennung des Genozids an den Armeniern zu sprechen, droht Erdogan 100.000 von ihnen, sie aus der Türkei auszuweisen. Diese Ankündigung löste heftige Reaktionen aus, auch wegen der englischen Übersetzung.


In einem Interview mit dem türkischen Programm der BBC sagte der Regierungschef, die jüngsten Resolutionen würden vor allem Armenien selbst schaden

Ein Interview des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan mit dem britischen Sender BBC hat für erhebliches Aufsehen gesorgt, international und daheim in der Türkei: Der Regierungschef drohte 100.000 nicht-türkische Armenier auszuweisen, die sich nach Angaben des türkischen Innenministeriums in der Türkei aufhalten.


Im Interview ging es um die Anerkennung des Genozids an den Armeniern durch das Osmanische Reich 1915. Die Türkei und eine Reihe von namhaften Historikern streiten ab, dass die Ereignisse als „Genozid“ einzustufen sind, aber die meisten Historiker betrachten die Massaker an der armenischen Zivilbevölkerung als klaren Völkermord.

Vor kurzem hatte das schwedische Parlament in einer Resolution den Genozid als Tatbestand anerkannt, und ein Ausschuss des US-Kongresses ebenso.

Zu seiner Meinung befragt, wich Erdogan dem Inhalt des Themas aus und drohte stattdessen mit der Ausweisung aller Armenier aus der Türkei, die keine türkischen Staatsbürger sind. „Gegenwärtig leben 170.000 Armenier in unserem Land“, sagte er. „Nur 70.000 sind türkische Staatsbürger, aber wir tolerieren die übrigen 100.000. Wenn nötig, kann es passieren, dass ich diesen 100.000 sagen muss, das sie in ihr Land zurückgehen sollen, weil sie nicht meine Staatsbürger sind. Ich muss sie nicht in meinem Land behalten.“


Erdogan ist kein Freund leiser Worte, und wenn er sich zu einem heiklen internationalen Thema äußert, dann zuckt man in diplomatischen Kreisen vorahnungsvoll zusammen. Selten aber trat er in soviel Porzellan. Da ist zum einen die Wortwahl des englischen Interviews: Ausweisung heißt „Deportation“, und das stand dann in den Schlagzeilen. Es erinnert an den Genozid selbst: Die Armenier wurden 1915 deportiert, und starben dabei an Hunger und Krankheiten. Unglücklicher kann keine Wortwahl sein.

Dann der Stil, in dem Erdogan mit dem majestätischen Besitzerstolz eines Sultans spricht: „Es sind nicht meine Staatsbürger“, also muss er sie nicht in „seinem“ Land behalten.

In den Leserreaktionen und Internetforen der Türkei waren es „seine“ Bürger, die Erdogan auf den gröbsten Unsinn seiner Bemerkung hinwiesen: Sollte die Türkei diesen Fehler begehen, dann wäre das nur der Präzedenzfall, auf den ganz Europa warte, um die Türken in europäischen Ländern auszuweisen, hieß es in einer ganzen Anzahl der zuletzt 337 Leserkommentare auf der Webseite der Zeitung „Hürriyet“.


Man dürfe „Böses nicht mit Bösem vergelten“, sagte Leser „Conguluuzzz II“. Andere Kommentatoren forderten türkische Arbeitgeber auf, alle illegalen Armenier zu feuern – denn es ist eine Tatsache, dass die meisten Armenier in der Türkei, die keine türkischen Staatsbürger sind, illegal arbeiten. Im Jahr 2005 hatte der damalige Außenminister Abdullah Gül (der heutige Staatspräsident) die Zahl der Armenier, die „länger bleiben, als ihr Visum erlaubt“ auf 80.000 geschätzt.

Eigentlich hatten die Zeichen in der Armenierfrage zuletzt auf Entspannung gestanden. Mit Armenien selbst hatte die Türkei zwei Protokolle unterzeichnet, die einen Weg zur Normalisierung der Beziehungen vorzeichneten, aber bislang geht es ein wenig wie mit der EU-Beitrittskandidatur: Zuerst eine feierliche Unterschrift, und dann nur noch Probleme. Ankara machte die Ratifizierung und Umsetzung der Protokolle nachträglich von einem armenischen Rückzug aus der Region Nagorno-Karabach abhängig.


Die Region ist mehrheitlich von Armeniern bevölkert, gehört aber technisch zu Aserbaidschan. Nach einem Krieg der beiden Länder besetzten armenische Truppen die umstrittene Enklave. Neuerdings droht Aserbaidschan wieder mit Krieg. Und Armenien hat angedeutet, aus den Protokollen mit Ankara eventuell wieder aussteigen zu wollen.


http://www.welt.de/politik/ausland/article6815281/Tuerkei-droht-100-000-Armeniern-mit-Deportation.html


Dann Erdogen hätte nichts dagegen, wenn die Deutschen alle die Türken in ihrem Land hinauswerfen. Ich glaube die Türkei ist ziemlich heuchlerisch.

Proto-Shaman
02-18-2013, 12:31 AM
Wenn dies Artin Penik noch zu seinen Lebzeiten gehört hätte :picard2:


https://www.youtube.com/watch?v=jF2dXl1335U