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View Full Version : Deutsche Städte und Stämme vor 2000 Jahren auf antiker Karte



Svanhild
10-01-2010, 12:43 PM
Tacitus zufolge lebten die Einwohner in Strohdachkaten und Grubenhäusern. Sie ernährten sich von "Graupensuppe" und frönten exzessiv dem Würfelspiel.

Viel mehr ist nicht bekannt. Was tief im Inneren des Barbarenlandes wirklich ablief - darüber gibt es kaum schriftliche Kunde.

Das könnte sich nun ändern. Eine Gruppe aus Altphilologen, Mathematikhistorikern und Erdvermessern vom Institut für Geodäsie der Technischen Universität Berlin hat eine verblüffende Landkarte vorgelegt. Sie zeigt Mitteleuropa vor 2000 Jahren.

Nord- und Ostsee heißen darauf "Germanischer Ozean", der Frankenwald wird "Sudeti montes" genannt. Vor der friesischen Küste liegen drei "Sachseninseln". Dort finden sie sich noch heute: Amrum, Föhr und Sylt.

Hinzu kommen jede Menge Städte: Das heutige Jena heißt "Bicurgium", Essen wird "Navalia" genannt.

Auch Fürstenwalde in Brandenburg soll es schon gegeben haben - als "Susudata". Abgeleitet ist das Wort vom germanischen Begriff "susutin", Saulache - was auf eine nicht allzu imposante Skyline schließen lässt.

Das seltsame Kartenwerk beruht auf Angaben des Mathematikers und Astronomen Claudius Ptolemäus, der sich um 150 nach Christus anschickte, die gesamte damals bekannte Welt darzustellen. Wohnhaft in Alexandria, unterm Licht des monumentalen Leuchtturms, zeichnete er 26 Karten mit bunter Tinte auf getrocknete Tierhäute.

Eine Zeichnung stellte "Germania Magna" dar, jenes regnerische Gebiet, das - römischen Quellen zufolge - von grobschlächtigen Barbaren bewohnt wurde. Ihr Reproduktionsdrang, so hieß es, verwandle das Land in einen gefährlichen "Völkerschoß".

Ptolemäus kennt sich gut aus in der abgelegenen Ecke. Er nennt Gebirge, Flüsse, Inseln. In einem Verzeichnis führt er 94 "poleis", Städte, auf. Deren Lage gibt er mit Längen- und Breitengraden bis auf wenige Bogenminuten genau an.

Bis zur Weichsel, wo einst Burgunden, Goten und Wandalen lebten, ziehen sich die Siedlungen. Das Volk der Sachsen wird hier erstmals erwähnt. Selbst die Swine am Oderhaff ist Ptolemäus offenbar bekannt.

Woher hatte der Gelehrte vom fernen Nil dieses Detailwissen? Eigene Messungen, so viel ist sicher, führte er in Germanien nie durch.

Die Forschung nimmt deshalb an, dass Ptolemäus sich auf Wegbeschreibungen ("Itinerarien") römischer Händler stützte. Er wertete Reisenotizen von Seefahrern aus und zog Karten römischer Legionen heran, die im nordischen Tann operierten.

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Mehr: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,719602,00.html