61 Tage lang zitterte Wien im Jahr 1683 unter der Belagerung der Türken, die Bewohner aßen sogar Katzen, um nicht zu verhungern. Einem Heer aus Österreichern, Polen, Bayern und Sachsen gelang es schließlich, die Belagerer zu bezwingen. Das war der Anfang vom Ende des Osmanischen Reichs.

Sultan Mehmed IV. ist siegesgewiss: Diesmal will er nach dem "Goldenen Apfel" greifen, wie die Türken Wien nennen. Bevor Mehmed im Frühjahr 1683 seine Streitmacht in Marsch setzt, schreibt er an Kaiser Leopold I., seinen Gegner: "Wir sind im Begriffe, Dein Ländchen mit Krieg zu überziehen." Siegesgewiss diktiert der Sultan: "Vor allem befehlen wir Dir, Uns in Deiner Residenzstadt zu erwarten, damit Wir Dich köpfen können." Er werde die "Giauren", die Ungläubigen, den "grausamsten Qualen aussetzen und dann dem schändlichsten Tod übergeben".

Wien ist schon lange Ziel allen Sehnens und Strebens für die Herrscher der Hohen Pforte. Jahrhundertelang haben die Türken Europa berannt, 1521 fiel Belgrad an sie, fünf Jahre später eroberten sie den größten Teil Ungarns. Sogar vor Wien standen sie bereits einmal, 1529. Doch damals kam den Belagerten ein früher Wintereinbruch zu Hilfe, der die Türken zum Abzug zwang.


Diesmal muss es also klappen. Wer Wien unterwirft, kontrolliert den Zugang nach Westeuropa. Sultan Mehmed will sein Reich dorthin ausdehnen. Deshalb übergibt er die grüne Fahne des Propheten an seinen Großwesir Kara Mustafa, auf dass der sie über den Zinnen von Wien hisse.

Am 13. Juli gelangt die Vorhut der Türken nach Wien. "Der Herzog von Lothringen, der damals noch auf der Praterinsel stand, ließ sofort die Vorstädte anzünden", notierte Oberstleutnant Johann Georg von Hoffmann später. Dem Feind soll keine Deckung geboten werden. Innerhalb der gewaltigen Bastionen, die Wien umschließen, ist die Lage verzweifelt. Feldzeugmeister Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg, dem Kommandanten der Stadt, unterstehen etwa 11.000 Soldaten und weniger Geschütze als Kara Mustafa. Schon eine Woche vorher hatten sich kaiserliche Savoyen-Dragoner mit Tatarenschwärmen, die auf Seiten der Türken kämpfen, bei Regelsbrunn ein Gefecht geliefert. In Panik setzt sich, wer Geld und Wagen hat, aus Wien nach Westen ab; vorneweg rollt die Kutsche des Kaisers.
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