Spoiler!


Die deutsche Nationalbewegung


Die vielen Herrschaftsgebiete des untergegangenen Reiches, dessen übergeordnete kaiserliche Gewalt bereits im Mittelalter am Widerstand des Papsttums gescheitert war, fanden im Kampf gegen die französische Hegemonialmacht in einer gemeinsamen antifranzösischen Definition ihres Deutschtums wieder zueinander. Mit dem Beginn der Befreiungskriege gegen Frankreich stellte das damalige Preußen als erster deutscher Staat die sogenannte Deutsche Frage. Sein Königshaus, das Haus Hohenzollern, forderte nun die Wiedererrichtung des Deutschen Reiches mit einem Kaiser der Deutschen als oberster Herrschaftsgewalt. Dieser Hauptforderung schlossen sich bis 1815 viele Deutsche an, während sie von den übrigen Herrscherhäusern Deutschlands, insbesondere den Habsburgern, abgelehnt wurde.

In Anlehnung an die westgermanischen Stämme, die einst das deutsche Ostfrankenreich begründet hatten, bildete sich ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts ein völkisches Verständnis des Deutschtums heraus. Aufbauend auf den Schriften von Novalis entwickelte Friedrich Schlegel um 1801 die Idee einer wahren Nation, welche ein familienähnliches Netzwerk bildet und so auf gemeinsamen Blutlinien aller Nationsmitglieder beruht. Damit wurde sowohl das Untertanenprinzip des Mittelalters als auch das Staatsbürgerprinzip der französischen Revolution zurückgewiesen. Die altgermanische Sippengemeinschaft wurde erneut zum transzendenten Kern deutscher Geschichte und deutscher Selbstwahrnehmung. Das Interesse an dem germanischen Ursprung des Volkes blühte auf und rückte in den Mittelpunkt deutschnationaler Kulturbewegungen.